Neustadt sichert sich Solaranteile

Die „Modellkommune“ Neustadt kauft als erste Kommune im Kreis Anteile an neuer Gesellschaft der EAM
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Wir sind der Auffassung, dass dieser Schritt das konsequente Weiterführen dessen bedeutet, was wir begonnen haben“, sagt Bürgermeister Thomas Groll über eine einstimmige Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung. Deren Mitglieder haben am Montag eine überplanmäßige Auszahlung in Höhe von 15.000 Euro abgesegnet, mit der die Stadt Neustadt 0,5 Prozent der Anteile an der neuen „EnergiewendePartner GmbH“ (EWP) der EAM erwerben wird – als erste Kommune im Landkreis.

Der regionale Energieversorger will gemeinsam mit Kommunen, kommunalen Einrichtungen und Landkreisen die Energiewende vorantreiben und hat dazu die EWP aus der Taufe gehoben, um verschiedene Leistungen zu erbringen, die in Zusammenhang mit der Energiewende in den Sektoren Strom, Wärme und Mobilität stehen. Zudem finden sich Beratung, Projektierung, Umsetzung und das Projektmanagement im Portfolio.

„Gegenstand ist zudem der Betrieb von Anlagen für die kommunale Gesellschaft sowie die Lieferung von Strom und Wärme. Hierbei übernimmt die EWP für Fragen rund um die Energiewende die Rolle des zentralen Partners der Kommune, der berät, Probleme analysiert, maßgeschneiderte Projektbildung konzipiert und diese selbst oder mit weiteren regionalen Dienstleistern umsetzt“, berichtet der Bürgermeister. Vorteil für alle, die wie Neustadt Anteilseigner werden, sei die sogenannte Inhouse-Vergabe, betont Groll: Projekte, die in einem Energiewendekonzept festgehalten werden, können direkt und ohne das sonst übliche Vergabeverfahren beauftragt und „damit schnell, effizient und ressourcenschonend“ umgesetzt werden.

Energiewendekonzept liegt für Neustadt bereits vor

Die Besonderheit im Falle Neustadts: Weil die Stadt Modellkommune der EAM ist, wurde für sie bereits eine Bestandsaufnahme im Themenfeld Energieversorgung gemacht und anschließend ein Energiewendekonzept erstellt. „Wer jetzt beitritt, muss dafür zahlen. Wir bekamen das als Modellkommune kostenlos.“

Modellkommune war die Stadt geworden, nachdem sie sich zum Verkauf ihrer Anteile an der Netzgesellschaft Herrenwald durchgerungen hatte (die OP berichtete). Die EWP sei schließlich aus diesem Pilotprojekt entstanden, hebt Groll hervor und erinnert daran, dass er gemeinsam mit der Geschäftsführung der EAM die Idee entwickelt hatte, dass das regionale Energieunternehmen Kommunen auf dem Weg zur Energiewende hin unterstützt. Den Neustädtern hatten EWP-Geschäftsführerin Alexandra Haastert und ihr Kollege Burkhard Meth von der EAM aus Dillenburg die neue GmbH während der Sitzung des Fachausschusses II vorgestellt.

Stadt hat schon zwei Projekte ins Auge gefasst

Die Stadt hat zwei Projekte ins Auge gefasst, die sie über die EWP umsetzen möchte: Zunächst ist geplant, das Thema „Photovoltaikanlagen für kommunale Dächer“ zu bearbeiten. Zudem steht die Fortsetzung der Umrüstung der Straßenbeleuchtung ganz oben auf der Agenda. Vor rund zehn Jahren waren im Stadtgebiet etwa 70 Prozent der Laternen auf LED-Technik umgestellt worden. Damals hätten Experten es aber nicht für sinnvoll gehalten, dies auch an Kreis-, Landes- und Bundesstraßen zu machen, so Groll. Das sei nun anders – und da die Stadt zuständig sei für die Beleuchtung in der Kommune, wolle sie den Wechsel der Beleuchtungsart nun fortsetzen. Zudem ist angedacht, sich mit Menschen aus Momberg und Speckswinkel zusammenzusetzen und über Möglichkeiten einer Nahwärmeversorgung nachzudenken.

Vor einigen Wochen hatte die FWG initiiert, dass die Kosten für eine Überdachung von Parkplätzen mit PV-Anlagen geprüft wird. Das ist nun geschehen: Allein für den Parkplatz am Kultur- und Bürgerzentrum würden rund 400.000 Euro fällig werden. Ob dies wirtschaftlich sei, müsse nun geprüft werden, berichtet Groll und ergänzt, dass die EAM auch die Kosten für eine Überdachung des Parkplatzes am Freibad mit PV-Anlagen ermitteln soll.