Stadtparlament bezieht Position zu den vom Regierungspräsidium vorgeschlagenen Vorrangflächen
Die Stadt Neustadt steht den Vorgaben des „Teilregionalplans Energie Mittelhessen“ grundsätzlich positiv gegenüber. Allerdings hofft die Stadt auf größere Vorrangflächen für neue Anlagen.
von Michael Rinde
Neustadt. Drei Flächen sollen Neustadt in Zukunft „Windvorranggebiete“ werden. Nur in diesen Flächen dürften dann künftig neue Windkraftanlagen aufgestellt werden. So sieht es es der Entwurf für den Teilregionalplan Energie des Regierungspräsidiums (RP) vor.
Das Stadtparlament billigte in dieser Woche die Stellungnahme der Stadt zu den drei Gebieten mit breiter Mehrheit. Um diese drei Gebiete geht es: M Die Windvorrangfläche „Trungelrode“: Sie grenzt unmittelbar an die Vorrangfläche bei Speckswinkel und Erksdorf an. Dort könnten sich die Städte Neustadt und Stadtallendorf ein gemeinsames Windpark-Projekt vorstellen. Gespräche zwischen beiden Städten laufen bereits seit einiger Zeit. „Wie die Zusammenarbeit aussehen könnte, ist noch offen. Es ist nur das erklärte Ziel beider Städte, dort gemeinsam zu handeln“, erläuterte Neustadts Bürgermeister Thomas Groll (CDU) gegenüber dieser Zeitung.
In der Vergangenheit war dort bereits von bis zu sechs möglichen Windrädern die Rede. Die Stadt drängt beim RP allerdings darauf, dass dort eine insgesamt größere Windvorrangfläche ausgewiesen wird. Das gilt auch für die anderen beiden Gebiete. Im zweiten Gebiet Neustädter Wald „Rohrhecke/Waizenberg“ könnte sich Neustadt einen interkommunalen Windpark gemeinsam mit der Stadt Kirtorf vorstellen. Doch dieses Gebiet müsste dazu größer ausfallen als vom RP vorgeschlagen.
Außerdem gibt es noch ein Gebiet im Mengsberger Wald. Das Areal ist in Privatbesitz, gehört den Waldinteressenten, die dort laut Groll ebenfalls Windpark-Überlegungen hegen.
Eine grundlegende Kritik: In allen drei Gebieten unterschätzt nach Ansicht der Stadt Neustadt der vom Regierungspräsidium beauftragte TÜV die Windpotenziale. Bei den Gebieten „Trungelrode“ und „Rohrhecke“ rechnet die Stadt mit Windgeschwindigkeiten von sechs Metern pro Sekunde in einer Höhe von 140 Metern.
Nicht alle Fraktionen im Neustädter Stadtparlament konnten sich mit dieser windkraft-freundlichen Position der Stadt anfreunden. Die Freie Wählergemeinschaft mit ihren zwei Stadtverordneten lehnten die vorgeschlagene Stellungnahme der Stadt ab. „Wollen wir wirklich in jeder Blickrichtung einen Windpark haben“, fragte FWG-Fraktionsvorsitzender Horst Bätz.
Seiner Ansicht nach habe Neustadt seinen Beitrag zur Energiewende bereits übererfüllt. Bätz verwies auf die bereits bei Speckswinkel und Erksdorf stehenden 19 Windkraftanlagen.
Die SPD regte an, Vorzugsgebiete für größere Fotovoltaikanlagen auszuweisen, wie es der Teilregionalplan auch zulässt. Als Standorte schlug sie unter anderem die jetzigen Kasernenflächen vor.
Dieser Änderungswunsch wurde auch von der CDU-Fraktion mitgetragen. SPD und CDU stellten sich danach vollständig hinter die Position der Stadtverwaltung zur Windenergie-Planung.
Bürgermeister Groll betonte gegenüber der OP, dass es bei keinem der skizzierten Projekte schon endgültige Festlegungen gebe.