Polizei will mehr Präsenz zeigen

Sicherheitskonzept für Neustadt erstellt / Zahl der Straftaten ist gestiegen
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Seit 2018 profitiert die Stadt von der Sicherheitsinitiative „Kompass“, seit zwei Jahren ist Gunter Weber in Neustadt als „Schutzmann vor Ort“. Des Weiteren hat die Kommune mit der Bahn eine „Ordnungspartnerschaft“ geschlossen. Nichtsdestotrotz stieg im vergangenen Jahr die Zahl der Straftaten gegenüber dem Vorjahr von 378 auf 553 an – und liegt damit fast so hoch wie im Jahr 2016, für das die Statistik mit 596 Straftaten den traurigen Spitzenwert aufweist. Ähnlich wie damals liegt die Aufklärungsquote bei rund 71 Prozent – und bei den meisten Straftaten handelte es sich um Ladendiebstähle. Insgesamt habe sich aber auch das Sicherheitsempfinden der Menschen im öffentlichen Raum verschlechtert, betont Thomas Groll.

In den vergangenen Jahren habe sich einiges zum Positiven entwickelt, sagt Mittelhessens Polizeipräsident Bernd Paul und verweist auch auf oben genannte Punkte und freut sich, dass auch durch die dauerhafte Präsenz des Schutzmannes vor Ort einige Straftaten geklärt wurden.

Die EAE ist Herausforderung, aber nicht alleiniges Problem

Es sei aber auch wichtig, den Menschen zu zeigen, dass die Polizei ihre Bedenken ernst nehme und den Ursachen nachgehen wolle. Polizei und Land sei bekannt, dass eine Kommune mit einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (EAE) vor besonderen Herausforderungen stehe, auf die es zu reagieren gelte – wobei Groll darauf hinweist, dass es auch noch weitere Problemfälle gebe. Aus diesem Grund haben Vertreterinnen und Vertreter der Stadt und der Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf ein Sicherheitskonzept für Neustadt entwickelt.

Dessen Kernpunkte sind neben einer Analyse der Ist-Situation: Zum einen soll mehr auf Prävention gesetzt werden, zum anderen ist geplant, mit „mehr Präsenz und mehr Kontrollen“ zu reagieren, wie Frank Göbel, der Leiter der Polizeidirektion Marburg-Biedenkopf, erklärt. Das geht nicht mit einer schon mehrfach angeregten Erhöhung der Einsatzkräfte in der Polizeidienststelle Stadtallendorf einher, sagt Paul auf Nachfrage dieser Zeitung. Diese stellt weiterhin zwei Streifen und eine speziell wegen der EAE eingerichteten Streife.

Viel eher solle die verstärkte Präsenz zu Schwerpunktzeiten durch eine Verbesserung im Zusammenspiel von Landes-, Wach-, Bundes- und Ordnungspolizei sowie des freiwilligen Polizeidienstes erreicht werden. Das sei eine Frage der Steuerung. Noch dazu sei auch der Bürger gefragt, der zum einen Beobachtungen oder Geschehnisse melden solle und zum anderen auch sein Eigentum besser absichern könne.

Zum zweiten Punkt habe es auch schon eine Infoveranstaltung gegeben, die gut angenommen worden sei, wirft Groll ein und kündigt an, dass es ein ähnliches Angebot auch für Geschäftsleute geben werde. Für diese gebe es vielfältige Möglichkeiten der Prävention, kommentiert Paul und nennt als Beispiele den Einsatz von Ladendetektiven, das Anbringen von Diebstahlschutz oder von Überwachungskameras. Dabei gebe es allerdings auch Unterschiede, kommentiert der Bürgermeister: Die Einstellung sei eine andere, wenn der Betreiber in der Stadt sitze oder das Geschäft zu einer Kette gehöre. Insgesamt habe sich die Lage seit Ende des vergangenen Jahres auch schon verbessert, sagt Gunter Weber.

Die Lage sei insgesamt nicht so schlimm, wie manchmal in den Sozialen Medien dargestellt werde, fasst Groll zusammen. Dennoch sei die Wirkung im öffentlichen Raum wichtig, ergänzt Paul und stellt heraus, dass die Anzahl schwerer Straftaten glücklicherweise gering sei. Dies müsse stets bedacht werden: „Versachlichung trägt auch dazu bei, dass weniger Ängste entstehen.“