Anwohner der Wieraer Straße monieren, nicht gewusst zu haben, auf wen Kosten zukommen
Für Thomas Bothe, den stellvertretenden Geschäftsführer des Zweckverbandes Mittelhessische Abwasserwerke, ist klar: Wenn es ans Bezahlen geht, kommt stets Unmut auf. Doch so einfach ist der Fall in Momberg nicht.
von Florian Lerchbacher
Momberg. „Die Bauarbeiter waren hervorragend und haben gute Arbeit geleistet“, sagt Sebastian Sack, Stadtverordneter der SPD und Sprachrohr von Anliegern der Wieraer Straße, die Kritik am Vorgehen des Zweckverbandes Mittelhessische Abwasserwerke (ZMA) üben.
Im vergangenen Jahr hatten Stadt, Kreis und ZMA ihre Straße, die Gehwege und den Kanal quasi rund
abends nach Hause kehrte, war die Straße wieder zu. „Die Nachbarn teilten mir mit, dass die Leitung gemacht wurde. Sie war wohl intakt, war aber vor rund 20 Jahren falsch angeschlossen worden.“ Eine Info vonseiten des ZMA habe er nicht bekommen – dafür sei ein knappes Jahr später die Rechnung ins Haus geflattert.
Solche Hinweise gebe es auch nicht, kommentiert Thomas Bothe, der stellvertretende Geschäftsführer des ZMA. Die Anwohner seien schriftlich und während einer Versammlung auf die anstehenden Kanalarbeiten hingewiesen worden. Will heißen: Sie hätten damit rechnen können, dass Kosten auf sie zukommen. „Mein Anschluss war nur etwas über 20 Jahre alt – da hätte eigentlich nichts dran sein dürfen“, sagt Sack und betont, er sei prinzipiell bereit, entstehende Kosten zu tragen, hätte sich aber erneuert.
Während einer Anliegerversammlung habe der ZMA erklärt, er werde die Kanalanschlüsse an die Häuser mit Kameras befahren und, wenn ein Defekt auftaucht, diese erneuern. So weit, so gut, sagt Sack. Als die Arbeiten dann auf Höhe seines Hauses waren, hätten ihm die Bauarbeiter mitgeteilt, sie würden jeden Anschluss öffnen und prüfen. „Das war ja auch okay und machte Sinn, wenn die Straße schon offen ist“, kommentiert der Momberger – der dann allerdings zur Arbeit ging. Als erüber eine kurze Info gefreut. Vor allem, weil nicht jeder Bürger 800 bis 3 000 Euro – in dieser Preisspanne befanden sich die Kosten in Momberg – auf der hohen Kante habe. Oder für eventuell anfallende Kosten auf die hohe Kante legen könne.
Die Anwohner kritisieren zudem, dass die Rechnungen erst ein knappes Jahr nach Abschluss der Arbeiten ankamen. Dies liege daran, dass es eben dauert, bis Baumaßnahmen abgerechnet, geprüft und Dokumentationen vorgelegt werden, erklärt Bothe. Erst dann könne der ZMA Rechnungen stellen.
Und dann gibt es doch noch einen Punkt auf den Rechnungen, an dem die Momberger Zweifel heben. Zwölf Meter Bauzaun sollen laut Rechnung bei ihm gestanden haben, berichtet Sack. Er habe davon aber nichts gesehen. Während einer Anfrage in der Stadtverordnetenversammlung sagte er dazu: „Wenn der ZMA sich den Luxus leistet und einen unsichtbaren Bauzaun aufstellt, werden wir das gerne angemessen bezahlen – nämlich mit unsichtbarem Geld.“ Er äußere sich nicht zu laufenden Verfahren, sagt Bothe.
Für solche Fälle gibt es die Möglichkeit des Widerspruchs, weiß Sack. Er habe allerdings festgestellt, dass für diesen, falls er nicht erfolgreich sei, Gebühren anfallen. Dies stehe aber nicht auf der Rechnung, sondern in der Verwaltungskostensatzung – die er sich im Internet habe runterladen müssen. „Wie sollen denn Menschen über 70 mit so etwas klarkommen?“, fragt der Momberger.
Der ZMA sei jederzeit bereit, Bürgern die Satzung zuzuschicken, kommentiert Bothe und gibt auf mehrfache Nachfrage zu, dass ein Hinweis auf eventuell anfallende Kosten bei einem Widerspruch sinnvoll sei. Er müsse aber prüfen, dass es diesen Hinweis wirklich nicht gibt. Insgesamt werde der ZMA sich nun noch einmal mit den offiziellen Beschwerden aus Momberg auseinandersetzen.