Schäfer-Gümbel lobt Empathie der Bürger

Landesvorsitzender widmete sich beim „SPD-Geburtstag“ unter anderem dem Engagement für Flüchtlinge

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sich in Neustadt der SPD-Orts- verein. Zur Feier des 70- jährigen Bestehens gratulierte nun der Landesvorsitzende Thorsten Schäfer- Gümbel persönlich.

von Yanik Schick

Neustadt. Reiner Bieker gab in seiner Festansprache einen ausführlichen Rückblick auf die 70-jährige Geschichte des SPD – Ortsvereins, doch wenige Tage vor der Kommunalwahl beschäftigte den Vorsitzenden auch die nahe Zukunft. „Wir wollen endlich die Mehrheit im Stadtparlament erreichen“, gab er als Ziel aus. 2011 waren die Sozialdemokraten in Neustadt auf 42 Prozent gekommen.

Zur Feierlichkeit ins Haus der Begegnung kamen nun knapp 80 Gäste aus dem Landkreis – sie alle erwarteten mit Spannung den Auftritt des SPD-Landesvorsitzenden Thorsten Schäfer- Gümbel. Der Ehrengast sagte, er habe in den vergangenen Monaten selten einen Festakt besucht, „der so heiter begonnen worden ist wie hier“. Schäfer- Gümbel hob dabei Tine Brüning und Marius Fietz hervor, die zwischen den einzelnen Vorträgen für musikalische Unterhaltung sorgten. Danach widmete sich der Landesvorsitzende mit deutlichen Worten der hohen Politik – und damit der Flüchtlingsfrage.

Er selbst habe zwei Wochen zuvor Flüchtlingsunterkünfte im Nordirak besucht. „Gemessen an den Problemen, die es in den dortigen Krisenregionen gibt, haben wir hier in Deutschland keine Probleme“, stellte er fest und schob nach: „Jeder von uns hatte verdammtes Glück, dass wir in dieser Welt geboren worden sind.“

Im Umgang mit den Flüchtlingen plädierte der 46-Jährige für ein offenes Europa – auch aus wirtschaftlichen Gründen. „Jeder vierte Job in Deutschland hängt am Export. Allein deshalb müssen wir ein Interesse daran haben, dass die EU wieder auf die Beine kommt“, sagte er. Wer hingegen Lösungen anstrebe, die am Ende auf geschlossene Grenzen hinauslaufen, „der vergeht sich auch an sich selbst.“

Die nun seit einem Jahr bestehende Erstaufnahmeeinrichtung in Neustadt fordere die Stadt und vor allem die Empathie der Bürger, so Schäfer- Gümbel gegenüber der OP. Landes- und Kommunalpolitik seien in der Vergangenheit aber „sehr gut gelaufen“, sodass sich der Landesvorsitzende zufrieden mit der Entwicklung in Neustadt zeigte.

Die Landtagsabgeordnete Handan Özgüven, die als Stadtallendorferin regelmäßigen Kontakt zur SPD in Neustadt hat, richtete den Fokus auf das langjährige Bestehen des Ortsvereins. „70 Jahre sind eine starke Leistung und allemal ein Grund, stolz sein zu dürfen“, betonte sie.

Bereits vor 1933 hatte es in Neustadt sozialdemokratische Arbeitsgruppen geben, die mit der Machtergreifung Hitlers allerdings zerschlagen wurden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gründete sich schließlich 1946 auf Initiative des späteren hessischen Innenministers Heinrich Schneider der Ortsverein in Neustadt – im Kaminzimmer des Bahnhofshotels von Gottfried Kern führten die Sozialdemokraten ihre Debatten, erinnerte Bieker. Höhepunkt sei zweifelsohne das Jahr 1972 gewesen, in dem die SPD in Fritz Mütze ihren ersten und bis heute einzigen Neustädter Bürgermeister gestellt hatte.

„Es ist die Geschichte von Männern und Frauen, die sich immer für die Interessen der Menschen eingesetzt haben“, erkannte auch Bürgermeister Thomas Groll von der CDU an.

Während der Feierlichkeiten ehrte die SPD Gerhard Koch für 40-jährige SPD-Mitgliedschaft, verabschiedete Manfred Schmitz nach 40 Jahren Kommunalpolitik und übergab dem neu eingetreten Justin Schulz das Parteibuch.