Während die Neustädter die sozialen Kontakte pflegten, waren die Händler enttäuscht
Die Bürger kamen und flanierten über den Neustädter Weihnachtsmarkt – doch vornehmlich suchten sie die Stände der heimischen Vereine auf, um gemeinsam ein Glas oder eine Flasche zu leeren.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Schauen, aber nicht kaufen“, so fasste ein Händler das Verhalten der Besucher auf dem Weihnachtsmarkt zusammen. Rund 70 Marktbeschicker hatten ihre Stände aufgestellt, an denen das Angebot von Staubsaugern über Küchenutensilien bis hin zu mehr oder weniger schicken Klamotten reichte – doch die Neustädter interessierten besonders die Getränke, die es bei „ihren“ Vereinen gab. Dort bildeten sich dann auch die größten Menschentrauben, denn schließlich gab es so einiges, was man sich nach den Feiertagen zu erzählen hatte. Und was wirklich gebraucht wurde, hatte man sich ja schon im Vorfeld des Weihnachtsmarktes besorgt, wie Hans-Dieter Georgi treffend zusammenfasste.
Die sozialen Kontakte standen – zum Leidwesen der Händler – entsprechend im Mittelpunkt. Zur Pflege selbiger hatte die Feuerwehr Neustadt erstmals auf dem Rathausvorplatz ein Zelt aufgestellt, das Ersatz für die „Hexenküche“ werden soll.
Dort, in der Werkstatt von Ulrich Hill, hatten die Kameraden stets ihren Glühwein zubereitet und in uriger Umgebung gemütlich beieinandergesessen.
Nach dem Tod des beliebten Ur-Neustädters galt es nun jedoch, eine Alternative zu finden. „Ohne Uli wäre es auch einfach nicht dasselbe“, erläuterte Stadtbrandinspektor Frank Bielert. Und so setzen die Feuerwehrleute nun also darauf, ein Zelt mit Atmosphäre zu schaffen. „Ein bisschen anders ist es schon. Früher standen wir eher an einer Durchgangsstelle, wo Besucher auch durch Zufall vorbeikamen und bei uns einen Stopp einlegten. Nun müssen sie gezielt kommen. Wir hoffen, dass das angenommen wird“, sagte Ricarda Geißel.
Eine weitere gut besuchte Anlaufstelle haben Mitglieder des Fördervereins der Martin-von- Tours-Schule und Postfilialen-Betreiber Werner Mann geschaffen. Marlen Schmidt hat ihnen das Ladenlokal ihrer ehemaligen Bäckerei zur Verfügung gestellt, um darin – wie schon beim Neustädter Advent – einen Bücherflohmarkt für den guten Zweck zu betreiben. Ein Konzept, das funktioniert. Wahrscheinlich auch, weil die engagierten Eltern das Ladenlokal
liebevoll eingerichtet und gestaltet hatten. „Die Neustädter haben zahlreiche gebrauchte Bücher gespendet – und kaufen nun auch“, freute sich Silke Schmeh und berichtete, dass Krimis sowie Kinderbücher und alte Bücher besonders gut gingen.
Der Erlös geht zur einen Hälfte an die Elterninitiative für tumor- und leukämiekranke Kinder, die Werner Mann schon seit vielen Jahren mit seinem kleinen Bücherbasar in seiner Filiale unterstützt. Der Rest kommt der Martin-von-Tours-Schule über den Förderverein zugute. Wer es verpasst hat, muss sich nicht grämen: Die Eltern kündigten bereits an, die Aktion zu wiederholen.