Schmetterling als Nachmieter der Soldaten

Deutsches Institut für Urbanistik nimmt umweltrechtliche Ausgleichsprojekte in der Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne unter die Lupe
Noch lange nicht abgeschlossen und schon ein Vorbild: Die Umwandlung der Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne läuft hinsichtlich der umweltrechtlichen Projekte beispielhaft.
von Florian Lerchbacher
Neustadt Hannover, Dortmund, Neustadt – die Junker-Hansen-Stadt ist in guter Gesellschaft. Sechs ehemalige Kasernen hat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ausgewählt, bei denen die Umwandlung des ehemals militärischen in zivil genutztes Gelände im Hinblick auf das Umwelt-recht beispielhaft über die Bühne geht. Das Deutsche Institut für Urbanistik startete nun ein Forschungsprojekt, in dem es die verschiedenen Aspekte der Konversion im Hinblick auf den umweltrechtlichen Ausgleich unter die Lupe nimmt/Ziel ist es, eine Art Leitfaden für die Umwandlung weiterer Kasernen für die zivile Nutzung zu erstellen.
Daniela Michalski vom Institut für Urbanistik zeigte sich vom „reibungslosen Übergang“ beeindruckt – die Soldaten seien aus einem Teil der Kaserne abgezogen worden, die Kommune habe direkt mit der Umnutzung und der Erschließung begonnen. „So entstanden keine Brachflächen“, lobte sie und betonte, dies sei nicht überall der Fall: „Das zeitliche Ineinandergreifen ist unüblich.“
„Wir analysieren, wie Städte mit den Anforderungen umgehen und den Ausgleich, umsetzen. Grundsätzlich haben Städte das Ziel, einen Ausgleich zu schaffen, wenn sie in Natur und Landschaft eingreifen“, erklärt Michalski.
Das Hauptaugenmerk galt also der Natur, auf dem Gebiet der Kaserne. Diplom-Ingenieurin Anke Christoph vom Büro „PlanWerk.Umwelt“ hatte sich diesem Thema in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde gewidmet. Zwei Aspekte liegen ihr besonders am Herzen: Zum einen hegt sie die Hoffnung, dass ein ehemaliger „Pufferstreifen“ zwischen Kasernengelände und FFH-Gebiet sieh weiterentwickle – läuft alles, wie geplant, dann könnte zum Beispiel der nur an neun Tagen durch die Gegend flatternde und sich einseitig ernährende blau-Schwarze Wiesenknopf-Ameisenbläuling aus dem Naturschutzgebiet übersiedeln und sozusagen als Nachmieter der Soldaten auftreten.
Zum anderen legt Christoph besonderen Wert auf die ehemalige Schießbahn – durch das wiederholte Auftragen von Sand sei ein schätzenswerter Biotop entstanden auf dem bestimmte Gräser und Kräuter wüchsen (allerdings keine schützenswerten Arten).
15 Hektar ist das Gebiet der Kaserne insgesamt groß, 7,5 Hektar befinden sich im Prozess der Umwidmung, den Rest nutzt weiterhin die Bundeswehr. Laut Bebauungsplan könnte die Stadt weitere 1,2 Hektar versiegeln, auf 3 Hektar muss sie Baum- und Strauchpflege betreiben. Insgesamt wurden 320 Bäume und Baumgruppen kartiert, betont Christoph. Wird der Bebauungsplan umgesetzt, würden diesem Vorgang um die 60 Bäume zum Opfer fallen.