Rückläufige Zahlen bei einzelnen Delikten / Land verlieh Siegel für Initiative „Kompass“
Von Michael Rinde
Neustadt. Vorbeugung ist ein entscheidender Faktor im Kampf gegen Kriminalität – und auch ein Kernelement der Sicherheitsinitiative „Kompass“ des Landes Hessen. „Kompass“ ist die Abkürzung für „Kommunalprogramm Sicherheitssiegel“. Die Initiative gibt es seit 2017, Neustadt ist seit 2018 Teil davon. Der Staatssekretär im Innenministerium Stefan Sauer (CDU) überbrachte der Stadt jetzt das Sicherheitssiegel. Vereinfacht gesagt steht es für erfolgreiche Teilnahme. Neustadt ist die 25. Kommune, die das Siegel erhält.
Doch Neustadts Bürgermeister Thomas Groll (CDU) machte schon beim Beginn des Termins mit Staatssekretär und zahlreichen Vertretern der mittelhessischen Polizei klar, dass die Siegelverleihung keinesfalls ein Schlusspunkt sein wird. Im Gegenteil. „Wir stellen uns dem Thema Sicherheit weiterhin und werden jetzt nicht die Hände in den Schoß legen“, versicherte Groll.
Angesichts der Siegelverleihung betonte er: „Es wäre die falsche Botschaft zu sagen, dass bei uns alles gut ist“.
Polizeipräsident Thomas Krückemeier sieht messbare Erfolge beim Kampf gegen Kriminalität. Er betont auch, dass Neustadt kein Hotspot im negativen Sinne darstellt. In der Zeit von 2019 bis 2022 verzeichnete die Kriminalitätsstatistik allerdings einen Anstieg bei der Häufigkeitszahl von Delikten in Neustadt. Die Häufigkeitszahl ist eine statistische Größe und wird auf 1.000 Einwohner erhoben.
Normalerweise ist die Polizei sehr zurückhaltend bei Statistiken für ein laufendes Jahr. Krückemeier machte eine Ausnahme angesichts positiver Entwicklungen. So sei die Zahl der Körperverletzungen bisher um 20 Prozent gesunken, die der Diebstähle um 10 Prozent bisher. Eine Momentaufnahme. Aber Neustadt widerstehe mit diesen Zahlen einem gegenläufigen Trend in Bund und Land.
Lob für Schutzmann
Bei „Kompass“ ging es in den vergangenen Jahren vor allem um das Sicherheitsgefühl der Bürger. Es gab eine Bürgerbefragung, in Abstimmung mit der Polizei machte die Stadt Problemzonen aus, etwa an Hecken im Bürgerpark oder an verschiedenen Punkten bei der Straßenbeleuchtung. Ein ganz wichtiger Punkt auf der Sicherheitsagenda in der Kleinstadt war die Einführung des „Schutzmannes vor Ort“. Das ist Gunter Weber. Aus Sicht der Stadt läuft die Zusammenarbeit hervorragend, Groll bedankte sich beim Neustädter „Schutzmann vor Ort“ besonders herzlich für dessen Engagement.
Weber zeigt Präsenz im Stadtgebiet, ist Ansprechpartner für Bürger, für Unternehmen aber auch für die Erstaufnahmeeinrichtung. Dort sucht er stetig den persönlichen Kontakt zu neu angekommenen Flüchtlingen. Die Zusammenarbeit laufe sehr gut.
Weitere Investitionen
Bisher hat die Stadt Neustadt selbst rund 100.000 Euro in das Thema Sicherheit vor Ort investiert. Im nächsten Jahr, so kündigte Groll an, sollen noch einmal 25.000 Euro hinzukommen. Auch der private Sicherheitsdienst, den die Stadt einsetzt, will Groll beibehalten.
Staatssekretär Sauer versicherte, dass das Land die Kapazitäten der Erstaufnahmeeinrichtung nicht ausweitet, sondern dass es bei bis zu 900 Bewohnern bleibt. Die Stadt hat in einer Pressemitteilung auch Gerüchten in den sozialen Medien deutlich widersprochen, dass dort neue Hallen entstünden. Angeliefert wurden vor allem Lärmschutzmatten für Aggregate.
Der nächste Schritt in Sachen Sicherheit folgt in diesen Tagen. Dann wird die neue Partnerschaft rund um die Bahnhofssicherheit begonnen, ein Pilotprojekt. Bahn, Bundespolizei, Land und Stadt sind dabei Partner. Der Bahnhof ist in Neustadt ein Dauerbrenner in Sachen Sicherheitsgefühl.