Neustadt nimmt am Modellvorhaben „Integration von Flüchtlingen im ländlichen Raum“ teil
Die Hessische Staatskanzlei hat für die Arbeit mit Flüchtlingen ein weiteres Förderprogramm ins Leben gerufen. Mit dabei ist wieder einmal die Stadt Neustadt, die 42 000 Euro aus dem Topf erhält.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Vier Ideen hatte die Stadt Neustadt ausgearbeitet, um an den neuen Fördertopf mit dem Titel „Integration von Flüchtlingen im ländlichen Raum“ heranzukommen. Die Ansätze stießen in Wiesbaden auf großes Interesse und die Hessische Staatskanzlei entschloss sich, 42 000 Euro an Fördermitteln in den Ostteil des Landkreises Marburg-Biedenkopf fließen zu lassen.
Die Landesregierung sehe in der offensiven Förderung von Zuwanderung eine Chance, die negative Bevölkerungsentwicklung im ländlichen Raum zu bremsen, sagt Bürgermeister Thomas Groll – und die Stadt Neustadt sah in dem Ansatz eine Chance, Unterstützung für Projekte abzugreifen. Sie ließ es auf denVersuch ankommen und bekam als eine von sieben hessischen Städten und Gemeinden mit einer Größe von 5 000 bis 10000 Einwohnern den Zuschlag – und das bei rund 90 Bewerbern.
Bei der Umsetzung will die Stadt wieder auf den Verein bsj setzen, der sich bereits um die Gemeinwesenarbeit kümmert und in der Marktstraße einen Begegnungstreff betreibt (diese Zeitung berichtete). Eben dort will die Stadt ein weiteres leerstehendes Geschäft füllen: Mit einem Gründerzentrum, in dem Flüchtlinge die Möglichkeit bekommen sollen, ihre handwerklichen Fähigkeiten zu präsentieren und mit örtlichen Unternehmern in Kontakt zu kommen. „Um dieses Projekt voranzubringen, gab es bereits im Vorfeld ein Gespräch mit der Agentur für Arbeit und dem Kreisjobcenter“, erklärt Groll.
Ansatz zwei ist, einen „Integrationslotsen“ zu installieren, der Netzwerke schafft, den Kontakt zu Behörden hält und sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Als Drittes will die Stadt ihre Erzieherinnen in den kommunalen Kindertagesstätten fortbilden, um den Umgang mit Flüchtlingsfamilien zu erleichtern und zu verbessern.
Neustädter wollen „Mikroprojekte“ fördern
Der vierte und letzte Ansatz ist eher offener Natur: Die Stadt möchte sogenannte „Mikroprojekte“ unterstützen – wenn dieser zur dauerhaften Integration von Flüchtlingen vor Ort dienen.
Unter dem Motto „Ankommen – wohlfühlen – heimisch wer den“ fand nun in Wiesbaden die Auftaktveranstaltung statt, an der neben Thomas Groll noch Jochem Schirp. teilnahm, der Geschäftsführer des Vereins für Bewegung und sportorientierter Jugendarbeit (bsj). Neben Staatsminister Axel Wintermeyer, dem Chef der Hessischen Staatskanzlei und politischem Flüchtiingskoordinator der Landesregierung, Unterzeichnete der Bürgermeister die Vereinbarung über das Modellvorhaben – und erntete noch großes Lob. „Neustadt begegnet dem demografischen Wandel mit der Integration von Flüchtlingen beispielhaft“, sagte Wintermeyer und freute sich über den Titel „Neustadt wird bunter“, unter dem die Stadt ihre Vorhaben angehen will. Der Staatsminister hob hervor, dass nicht alle Projekte gelingen würden: Wichtig sei aber, anzufangen. Thomas Groll erklärte noch einmal, dass das Ziel der Stadt sei, die Integration der Flüchtlinge in der Kommune weiter zu verbessern. Es müsse ein Mitstatt eines Neben- oder gar Gegeneinanders geben. Die Neustädter wollten Menschen mit Bleibeperspektive eine Zukunft vor Ort aufzeigen. Der Bürgermeister macht in diesem Zusammenhang deutlich, dass das Modellvorhaben nicht auf Flüchtlinge aus der Erstaufnahmeeinrichtung ausgelegt sei, sondern auf jene, die der Landkreis in der Kommune untergebracht habe.
Karl-Christian Schelzke, der geschäftsführende Direktor des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, hob während der Veranstaltung die Bedeutung von Sprache hervor. Dabei seien bereits die kommunalen Kindergärten gefordert. Zudem warnte er vor der Entwicklung von Parallelgesellschaften.
91 Staatsminister Peter Beuth, Hessischer Minister des Innern und für Sport, teilte der Stadt Neustadt kürzlich mit, dass ihr aus dem Förderprogramm des Landes „Sport und Flüchtlinge“ 30000 Euro zur Verfügung gestellt werden.