Stadt will Kinderbetreuung ausweiten

„Sonnenschein“ soll 90 Minuten länger offen haben • Kreis verlängert Hortzeiten an der Grundschule

Hand in Hand verbessern der Landkreis und die Stadt das Betreuungs­angebot für Neustadts Kinder. Die Mitglieder der kommunalen Ausschüsse gaben für die Pläne grü­nes Licht.

von Florian Lerchbacher

Neustadt. Die Stadt will ei­nen weiteren Schritt gehen, um ihr Image als kinder- und fami­lienfreundliche Kommune zu pflegen – für die entstehenden Mehrkosten hält Bürgermeister Thomas Groll Lösungen parat.

Die Pläne umfassen mehrere Punkte. Eine Grundlage ist die Absicht des Landkreises Mar­burg-Biedenkopf, als Träger der Martin-von-Tours- Schule ihr Angebot um 90 Minuten zu ver­längern, sodass Kinder künftig nicht nur bis 13.30 Uhr sondern sogar bis 15 Uhr in den Genuss einer Betreuung kommen kön­nen. Dieses Vorhaben will die Stadt sogar noch um eine Stun­de bis 16 Uhr erweitern – aller­dings müsste sie die Kosten in Höhe von 9 500 Euro pro Jahr tragen. „Hiervon könnten durch Elternbeiträge zwischen 2 000 und 5 000 Euro gedeckt wer­den“, sagt Groll und begründet, warum die Investition sinnvoll sei: Im Kindergarten „Regen­bogen“ gebe es neun Hortplät­ze mit einer Betreuung bis 16 Uhr, die eigentlich für Erst- und Zweitklässler gedacht sind: „Sie kommen bald in die dritte Klas­se. Die Eltern würden das An­gebot gerne weiter in Anspruch nehmen – dann hätten wir aber keine anderen Plätze für Grund­schüler mehr“, erklärt Groll. Ei­ne Erweiterung des Hortange­botes im „Regenbogen“ sei aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Die Stadt könne es sich auch nicht leisten, ein neu­es Hortangebot im „Sonnen­schein“ zu machen, daher seien die gemeinsam mit dem Land­kreis geschmiedeten Pläne die sinnvollste Lösung – schließlich steige die Nachfrage nach Hort­plätzen: „Wir müssen etwas un­ternehmen. Betreuungsplätze sind ein wichtiger Standortfak­tor!“

Einheitliche Öffnungszeiten für Kernstadt-Einrichtungen

Des Weiteren plant die Stadt die Ausweitung des Betreu­ungsangebotes für Kindergar­tenkinder. Vorgesehen ist, die Öffnungszeiten des „Sonnen­scheins“ an die des „Regenbo­gens“ anzupassen. Daher soll die Einrichtung in der Eichsfel­der Straße künftig länger geöff­net haben, sprich von 7 bis 16 Uhr. „Die Mehrkosten belaufen sich auf rund 8 000 Euro – ab­züglich der Elternbeiträge“, be­richtet Groll. Diese seien in die­sem Jahr durch Einsparungen bei der Straßenentwässerung gedeckt. Ab dem Jahr 2014 wer­de die Kommune von der Ein­führung des Kinderförderungs­gesetzes profitieren: „Wir rech­nen mit 50 000 Euro an Mehr­einnahmen“, freut sich der Bür­germeister.

Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses sowie des Jugend- und Sozialausschus­ses haben den Plänen des Ma­gistrats bereits zugestimmt, am kommenden Montag entschei­det die Stadtverordnetenver­sammlung (19 Uhr, historisches Rathaus).

Beim Blick nach vorne stellt sich natürlich auch die Fra­ge nach den U-3-Plätzen. Um die gesetzlich vorgeschriebene 35-Prozent-Marke zum 1. Au­gust zu erreichen, müsste die Kommune 75 Plätze für Kinder unter drei Jahren zur Verfügung stellen. „Momentan haben wir 57 Plätze in den Kindergärten sowie 8 in der Tagespflege“, sagt Groll und gibt sich zuversicht­lich: „Das sind zwar zehn zu we­nig, aber wir wären in der La­ge, durch Veränderungen in der Gruppen- und Personalstruktur kurzfristig 34 neue U-3-Plätze zu schaffen.“

Stadt bangt um den Speckswinkler Kindergarten

Momentan liege die Nachfrage bei etwa 20 Prozent – also weit unter der 35-Prozent-Grenze. Entsprechend werde die Stadt nicht in blinden Aktionismus verfallen sondern beobachten, wie sich der Bedarf tatsächlich entwickle.

Weniger rosig steht es der­weil um die Zukunft des Specks­winkler Kindergartens. Wäh­rend die Kindergärten der Kern­stadt so gut wie ausgelastet sind und von 40 Plätzen in Mengs-berg und Momberg 29 bezie­hungsweise 31 belegt sind, wer­den im kleinsten Stadtteil ledig­lich 10 der 20 Plätze genutzt – 4 der 10 Kinder kommen noch da­zu aus Hatzbach. „Ich bin zwar ein Freund des Slogans »Kur­ze Beine, kurze Wege‘, dennoch müssen wir uns zu Beginn des Jahres mit der Frage beschäfti­gen, ob der Kindergarten noch weiter betrieben werden kann“, sagt Groll. Die Geburtenzah­len jedenfalls versprächen keine Besserung.