Trotz Bedenken will Neustadt feiern

Nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause richtet die Stadt wieder die Trinitatis-Kirmes aus
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Der Mai steht im Zeichen des Jubiläums „750 Jahre Neustadt“, doch die Planungen für den Juni und eine coronabedingt schmerzlich vermisste Veranstaltung laufen bereits auf Hochtouren: Nach zwei Jahren Pause findet in der Junker-Hansen-Stadt vom 9. bis 13. Juni wieder die Trinitatis-Kirmes statt – die inzwischen 518. Auflage des größten Volksfestes im Landkreis Marburg-Biedenkopf.

„Natürlich haben wir uns mit Blick auf die Pandemie genau überlegt, ob wir die Kirmes in diesem Jahr ausrichten“, sagt Bürgermeister Thomas Groll: „Aber die Verordnungslage lässt es zu. Und die Menschen wollen wieder rausgehen, gehen auch raus und feiern in der Gemeinschaft. Da wollen wir als Kommune sie nicht eingrenzen – wohl aber an ihr Verantwortungsbewusstsein und die Vernunft appellieren.“ Es gelte, ein Stück Normalität zurück in die Gesellschaft zu bringen. Und so laute das Motto: „Feiern Sie mit Bedacht!“ Auch wenn manchmal der Eindruck entstehe, Corona sei vorbei: „Es ist noch da! Werfen wir an den Kirmes-Tagen nicht alle Erkenntnisse und Verhaltensweisen über den Haufen – dafür ist es noch zu früh.“

Und auch über die Geschehnisse in der Ukraine und den, so Groll, von Russland begonnenen „sinnlosen Krieg“ hat die Stadt Neustadt in diesem Zusammenhang intensiv nachgedacht. „Was brächte es, die Kirmes deswegen abzusagen? Dadurch ändern wir leider nichts. Lassen Sie uns lieber bei einer der vielfältigen Gelegenheiten uns aktiv für die Flüchtlinge aus der Ukraine einbringen. Feiern und helfen müssen nämlich kein Widerspruch sein“, betont der Bürgermeister.

In Sachen Programm greift die Stadt auf das Erfolgsrezept der jüngeren Vergangenheit zurück: Los geht es wieder donnerstags (9. Juni) mit einem ökumenischen Gottesdienst, dem Neubürgertrunk und der Vorstellung des Junker Hans und seiner Burgfräulein. Freiwillige zu finden, die diese repräsentative Aufgabe übernehmen wollen, sei dieses Mal überhaupt kein Problem gewesen, freut sich der Bürgermeister.

Freitags und samstags steht „Party im Festzelt“ im Vordergrund – oder eben davor, denn wer auf den Besuch des Festzeltes angesichts der Pandemie lieber verzichten möchte, kann sich in einem der beiden Biergärten im Freien niederlassen. Am Sonntag (12. Juni) folgt dann auf einen weiteren Festgottesdienst der beliebte Festzug – für den sich nach anfänglichen Schwierigkeiten mehr als 30 Neustädter Gruppen angemeldet haben. Allerdings haben erst vier Kapellen die Bereitschaft erklärt, mitzuwirken. „Viele der angefragten sind ,Corona-geschädigt’“, bedauert Groll – aber wer aus der Region komme und Lust habe, die Trinitatis-Kirmes musikalisch zu bereichern, sei gerne willkommen.

Den Abschluss montags bilden wieder traditionell das Totengedenken, der Frühschoppen und der Abschlussabend, an dem erneut eine Partyband auftritt.

Auf dem Festplatz, um dessen Bestückung sich Generalpächter Konrad Ruppert kümmert, soll wieder ein „attraktives Angebot an Fahr- und Ausspielungsgeschäften“ auf die Gäste warten. Für die Bewirtung ist wieder Festwirt Adi Ahlendorf zuständig – der gegebenenfalls auch kurzfristig auf die aktuelle Lage reagieren werde, wie Groll herausstellt: „Ebenso wie die Schausteller verfügt er über Erfahrung im Umgang mit der Pandemie.“ Und gemeinsam mit ihm habe die Stadt stets im guten Austausch mit den Behörden gestanden.