Vergängliche Kunst mit unsterblicher Botschaft

„Menschenrechte“ war das Thema beim 14. Straßenmalerfestival
Von Nadine Weigel
„Menschenrechte“ war beim 14. Straßenmalerfestival in Neustadt das Thema. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler wie die Neustädterin Valeska Nierath (oben) setzen sich damit kreativ auseinander. Fotos: Nadine Weigel
Neustadt. Tränen laufen ihr die Wangen hinab. Eine große Hand schließt sich um den Mund der weinenden jungen Frau. Ein Preisschild mit Dollarzeichen baumelt an der grobschlächtigen Hand. „Wow, bedrückend und beeindruckend“, sagt eine junge Frau, die mit ihrem Kinderwagen vor dem Gemälde von Valeska Nierath stehen bleibt, das die 19-Jährige gerade auf die Straße malt.

Samstag verregnet, Sonntag schön

Es ist nicht das einzige Kreide-Kunstwerk, das beim 14. Straßenmalerfestival in Neustadt die Besucherinnen und Besucher berührt. Der Grund: Viele der Künstlerinnen und Künstler haben sich das diesjährige Thema „Menschenrechte“ zu Herzen genommen. „Ich habe eine Näherin in Indien gemalt, die keine Rechte besitzt, da nur die Profitgier der Mächtigen zählt“, erläutert die Neustädterin Valeska Nierath ihr Werk.

Wut, Schmerz und Angst: Auch die jüngeren Straßenmaler wagen sich an ein schwieriges Thema wie „Krieg“ heran. So wie Lojain. Die 17-Jährige hat gemalt, wie sich eine Frau und ein Kind vor einem bewaffneten Soldaten verstecken. „Es ist wichtig, zu zeigen, dass es Menschen auf der Welt gibt, denen es nicht gut geht, die leiden“, sagt die Gymnasiastin, die selbst mit ihrer Familie vor einigen Jahren vor dem Krieg in Syrien nach Neustadt geflohen war.

Hunderte Besucher kamen am Sonntag zum beliebten Straßenmalerfestival bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Bessere Bedingungen als am verregneten Vortag, an dem wiederkehrende Schauer dazu geführt hatten, dass die Künstler immer wieder ihre vergänglichen Arbeiten abbrechen mussten.

„Schade war das. Viele haben sich deshalb heute Morgen bereits um fünf Uhr auf die Straße gesetzt, um überhaupt noch mit ihren Werken fertig zu werden“, sagte Roswitha Trümpert, Vorsitzende des Arbeitskreises.

Erstmals fand in diesem Jahr eine Kooperation mit der Marburger Hilfsorganisation Terratech statt, die weltweit viele humanitäre Projekte unterstützt und ganz im Sinne des diesjährigen Mottos sich international für Menschenrechte einsetzt.