Vom Herrenwald ins Marburger Land

Stadtallendorf und Neustadt orientieren sich neu • Regionalförderung der EU hat neue Regeln

Die Städte Neustadt und Stadtallendorf, die gemeinsam bisher die „Region Herrenwald“ bildeten, wollen der „Region Marburger Land“ beitreten, um weiterhin an EU-Fördermittel zu kommen.
von Florian Lerchbacher
Ostkreis. Ein letztes Mal haben die Städte Neustadt und Stadtallendorf als „Region Herrenwald“ ein Projekt abgeschlossen, für das sie EU-Fördermittel kassierten: An der Grillhütte in Neustadt beginnt der Naturlehrpfad „Märchenhafter Herrenwald“, der durch den Herrenwald zur Südschule in Stadtallendorf führt und auf rund 20 Tafeln Informationen rund um Natur und Märchen enthält. Die Einweihung des Pfades, den der Marburger Verein Spielraum Umweltbildung begleiten will, ist für das kommende Jahr geplant.
Dann wird die „Region Herrenwald“ nach sechsjähriger Förderperiode bereits der Geschichte angehören: Laut neuen Vorgaben der EU für die Förderperiode 2014 bis 2020 müssen Regionen künftig mindestens 50 000 Einwohner haben. Die „Region Herrenwald“ erfüllt diese Kriterien nicht – und war auch schon in den vergangenen sechs Jahren nur Dank einer Sonderregelung anerkannt.
Sowohl die Stadt Neustadt als auch die Stadt Stadtallendorf und die Gemeinde Lohra wollen daher der „Region Marburger Land“ beitreten, der bereits die Außenstadtteile der Stadt Marburg sowie Amöneburg, Ebsdorfergrund, Fronhausen und Weimar angehören – und die mit bisher 38 000 Einwohnern die neuen Förderkriterien eben¬falls nicht erfüllt.

Die angedachte Ausrichtung Neustadts in den Vogelsberg oder den Schwalm-Eder-Kreis ist also vom Tisch. Bürgermeister Thomas Groll bedauert zwar, dass mit der Neuorientierung auch ein Zerschlagen der bisher gut funktionierenden „Region Herrenwald“ einhergeht – rund 350 000 Euro waren für diverse Projekte in den vergangenen sechs Jahren nach Neustadt geflossen, unter anderem für den Neubau des Kindergartens „Regenbogen“. Das Stadtoberhaupt ist jedoch froh, dass der bisherige Partner sich ebenfalls dem „Marburger Land“ anschließen wird – natürlich stets unter dem Vorbehalt, dass die Stadtverordneten den jeweiligen Magistratsvorlagen zustimmen. Es sei schließlich wichtig, auch weiterhin in den Genuss von Regionalförderung zu kommen. Besonders für Unternehmen sei¬en die Gelder gut, da sie bei der Schaffung von Arbeitsplätzen unterstützt werden, fasst er zusammen.
Zuversicht in Amöneburg
„Wir passen gut zusammen“, sagt Stadtallendorfs Bürgermeister Christian Somogyi über die zukünftigen Mitglieder der „Region Marburger Land“. Der regionale Bezug untereinander sei wichtig, was letztendlich auch gegen eine Ausrichtung über Kreisgrenzen hinweg gesprochen habe.
„Es freut mich, dass Stadtallendorf und Neustadt und natürlich Lohra da zustoßen“, kommentiert Bürgermeister Michael Richter-Plettenberg die Pläne. Sozusagen als Vorreiter der Ostkreis-Gemeinden gehört Amöneburg bereits zum „Marburger Land“. Seine Befürchtungen, die Region könne durch Austritte von Kommunen zerschlagen werden, scheinen vom Tisch. Viel eher wird sie die notwendige Mindest-Einwohnerzahl von 50 000 erreichen und dann weiterhin in den Genuss von Fördermitteln kommen.
„Die Mittel werden zwar gekürzt, es ist aber noch gut et¬was da“, sagt er. „Zukünftig sollen pro Region rund zwei Millionen Euro an EU-Fördergeldern zur Verfügung gestellt werden“, ergänzt Groll.