Betreiber von Fahrgeschäften berichteten über Auflagen, Probleme und wirtschaftliche Sorgen
Der Festplatz der Trinitatis-Kirmes ist voll. In den vergangenen Tagen bauten die Schausteller ihre Fahrgeschäfte auf und gewährten gestern dieser Zeitung einen Blick hinter die Kulissen.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Der Matsch auf dem Festplatz macht den Schaustellern zu schaffen. „Der Aufbau hat uns viele Stunden mehr gekostet als üblich“, berichtet Ludwig Landwermann, der Betreiber eines Riesenrades. Derweil ist André Massel froh, nur mit Schlamm kämpfen zu müssen. Am vergangenen Wochenende habe ihn im Saarland das Hochwasser überrascht: „Um 4.30 Uhr klopfte die Polizei an meine Tür und teilte mit, dass wir unser Geschäft abbauen müssen.“ Zu diesem Zeitpunkt habe das Wasser bereits 30 Zentimeter hoch auf dem Festplatz gestanden. Als er und seine beiden Mitarbeiter wenige Stunden später die letzten Schrauben lösten, standen sie bereits bis zur Hüfte im Wasser: „Kollegen von mir sind mit dem Abbau nicht fertig geworden. Die haben echten Schaden genommen“, berichtet Massel.
Das Wetter in Neustadt spielte zwar bisher (noch) nicht mit, die Probleme der Schausteller halten sich jedoch in Grenzen. Mit „roher Gewalt“ – sprich: der Kraft mehrerer Zugmaschinen – löste Landwermann seine Probleme. Die drei Auflieger, die sozusagen das Fundament des Riesenrades bilden, stehen nun wie gewünscht beieinander und das Fahrgeschäft drehte gestern bereits zur Probe die ersten Runden.
25 Tonnen Gewicht lasten auf jeder der vier Stützen. „Bei Wind können das bis zu 55 Tonnen werden“, wirft Landwermann ein, dessen Geschäftsjahr in etwa von Ostern bis Ende Dezember dauert. „Jetzt ist die schlimmste Zeit. Bisher hatten wir an allen Wochenenden Regen“, kommentiert der Besitzer des rund 1,6 Millionen Euro teuren Riesenrades, in dem bis zu 150 Personen Platz finden. Bei einem Fahrpreis von 3,50 Euro pro Person müssen etwa 2 500 bis 3 000 Kirmes-Gäste darin in den vier Festtagen mitfahren, damit für den Betreiber am Ende eine schwarze Null herauskommt.
Neben den Kosten für An-und Abreise sowie das Personal kommen auf die Schausteller noch Platz- und Energiekosten zu. Nur für Strom müsse er zwischen 500 und 600 Euro berappen, erklärt Kurt Spangenberger, dessen Taiga-Jet bereits zum vierten Mal in zehn Jahren auf dem Festplatz in der Lehmkaute steht. Wirtschaftlich sei der Abstecher nach Neustadt nur, weil in der kommenden Woche die Salatkirmes in Ziegenhain stattfindet, auf der er auch zu Gast sei, betont Spangenberger.
Mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat derweil Norbert Weiler, dessen Familie seit mehr als 50 Jahren auf der Trinitatis-Kirmes ihren „Leckermäulchen“-Süßwarenstand positioniert. Die Hygienevorschriften seien inzwischen viel strenger, zudem gelte es, nahezu alles zu dokumentieren. Hinzu komme, dass er auch bei den Waren zu kämpfen habe, ergänzt Weiler: Der Absatz sei zurückgegangen, da Süßkram seiner Art nun auch in Geschäften angeboten würden. „Früher gab es Popcorn nur in Kilopackungen -oder eben auf der Kirmes. Jetzt gibt es überall Popcorn. Das Besondere ist weg“, kommentiert Sascha Kalbfleisch, der Schwager von Generalpächter Konrad Ruppert, der in diesem Jahr erstmals als Platzmeister fungiert.
„Wir achten jetzt stark auf Frische“, ergänzt er, während Weiler erläutert, seine Produkte täglich zuzubereiten: „Ich verwende echte Schokolade und keine Fettglasur, wie sie oft für die Waren in Geschäften genutzt wird.“ Sollte dann abends etwas übrig bleiben, seien Kinder und andere Schausteller stets dankbare Abnehmer, erklärt er.
Zahlreiche Imbissbuden und Fahrgeschäfte warten auf dem Festplatz auf Kirmesbesucher. Ihre Betreiber haben mindestens eins mit Bürgermeister Thomas Groll gemeinsam: Sie hoffen auf gutes Wetter. Denn „wenn das Wetter gut ist, sind wir hier am richtigen Platz“, lobt Spangenberger die Neustädter Kirmes. Ü Im Festprogramm gibt es eine kleine Änderung: Die für heute (17.30 Uhr) und Sonntag (9.30 Uhr) geplanten Gottesdienste unter freiem Himmel finden nun doch in der katholischen Kirche statt.