Neustädter Familienzentrum bietet breite Angebotspalette nicht nur für Eltern • Ehrgeizige Zukunftspläne
Bis zu 20 ganz unterschiedliche Angebote gibt es aktuell im Neustädter Familienzentrum pro Halbjahr: von Beratung bis zu Spaß und Unterhaltung.
von Michael Rinde
Neustadt. Wenn der Vater mit dem Sohne unterwegs ist, dann können beide etwas erzählen. Oder gemeinsam erleben. Wie bei der „Papazeit“ donnerstags im Familienzentrum Neustadt in der Kindertagesstätte Regenbogen. Die Väter sind gefragt beim Plätzchenbacken mit dem Kind, beim gemeinsamen Basteln von Solarbooten, aber eben auch beim Spaziergang mit Lamas in Rauschenberg. „Und die Kinder sind begeistert“, sagt Erzieherin Nicole Zinkowski.
Und die Begeisterung hat sich auf die Väter übertragen, die mit viel Spaß einmal anders Zeit mit ihren Töchtern und Söhnen verbringen. Die Kinder sind zwischen fünf und acht Jahre alt. Dieses Angebot läuft über ein Projekt, ebenso wie das monatliche „Frauenfrühstück“, immer an jedem zweiten Samstag im Monat. Mal kommen zehn, aber auch mal zwanzig Frauen. Das besonders erfreuliche daran: Es kommen immer wieder neue Teilnehmerinnen hinzu, auch welche, die noch gar nichts mit der Kindertagesstätte „Regenbogen“ zu tun hatten. „Wir freuen uns immer über weitere Interessentinnen“, sagt Zinkowski.
Das ist bei anderen Angeboten des Familienzentrums, das seit 2012 vom Sozialministerium anerkannt ist, nicht automatisch so. „Wir sind erfolgreich mit dem Familienzentrum, aber wir wünschen uns, dass noch mehr Menschen es nutzen, die keinen Bezug zur Kita haben“, sagt Neustadts Bürgermeister Thomas Groll.
Das soll anders werden, wenn das neue Bürger- und Kulturzentrum steht, dort, wo jetzt gerade die Reste des „Hauses der Begegnung“ abgetragen werden. Mitte 2020 soll es so weit sein. Dann siedelt das Familienzentrum Neustadt dorthin in neue Räume um. Am Konzept arbeitet die Stadt bereits. Auch, weil Zuschüsse unabdingbar sind, um die Arbeit erfolgreich auszubauen.
Doch dazu später. Aktuell ist das Angebot schon sehr breit angelegt. Es reicht neben den geschilderten Projekten vom Vorlesen von Großeltern für Kinder über das gemeinsame Kartoffelpuffer-Backen bis zu Ferienspielen und dem erfolgreichen Zirkus- Projekt (die OP berichtete). An letzterem beteiligten sich allein 90 Kinder.
Weit mehr als Erziehungshilfen
Wer in das Programmheft des Familienzentrums Neustadt schaut, der entdeckt auch zahlreiche Angebote von anderen Institutionen. Das war ein grundlegendes Anliegen schon beim Start nach dem Neubau der Kindertagesstätte Regenbogen, wie Claudia Orth erläutert. Sie ist Leiterin der Kita und eine der Mütter der Familienzentrums-Idee in Neustadt. „Uns war es von Anfang an wichtig, Angebote für jeden zu vermitteln, für Jung und Alt eben“, sagt Orth. Eltern sollten, so der Gedanke beim Start vor mittlerweile sechs Jahren, Hilfe bei der Erziehung bekommen, wie es Bürgermeister Groll formuliert.
Das hat sich weiterentwickelt. Und schließlich hat die Zukunft durch den Neubau bereits begonnen. Der soziale Träger BSJ schreibt gemeinsam mit dem Team vom Familienzentrum das künftige Konzept am neuen Standort in der Querallee. Dort hat das Familienzentrum neben einem Büro noch einen Therapie- und Gesprächsraum. Ab Mitte 2020 soll das Familienzentrum noch viel offener werden. Es soll für Menschen, die dorthin mit einem Anliegen kommen, eine Lotsenfunktion übernehmen, wie es Annika Schlüter beschreibt. Sie gehört ebenso zum Familienzentrums-Team und ist am neuen Konzept beteiligt. Am neuen Standort soll es dann hauptamtliche Mitarbeiter, die ausschließlich für das Familienzentrum arbeiten, geben. Im Augenblick übernehmen das die Erzieherinnen der Kita mit. Für die künftige Finanzierung ist das Konzept sehr wichtig, um aus unterschiedlichen Programmen Fördergelder einzuwerben.
Am Ende werden natürlich die Menschen in Neustadt aber die entscheidende Rolle bei der Frage spielen, in welche Richtung sich das Zentrum entwickelt, indem sie teilnehmen und auch artikulieren, was sie sich für Angebote wünschen. Entsprechende Umfragen hat es auch schon gegeben und soll es auch weiterhin geben.