Zur Sicherheit wird Neustadt geteilt

Während der am Donnerstag beginnenden Trinitatis-Kirmes gilt ein neues Sicherheitskonzept
Von Florian Lerchbacher

Neustadt.
Ausgelassen feiern steht von Donnerstag, 12. Juni, bis Montag, 16. Juni, in der Stadt Neustadt während der 521. Auflage der Trinitatis-Kirmes auf dem Programm. Doch so einfach wie früher ist das in heutigen Zeiten angesichts von Terroranschlägen auf Veranstaltungen nicht mehr. Eine Absage stand in der Kommune nie wirklich zur Debatte. Stattdessen gibt es auch beim ältesten Volksfest des Landkreises erhöhte Sicherheitsvorkehrungen.
Zentrale Veränderung zu früher ist, dass die Stadt schon ab Donnerstag die Landesstraße 3071 aus Richtung Speckswinkel kommend ab der Autobahn-Zu- und Abfahrt sperrt. Wer von dort in die Neustädter Innenstadt oder auch auf den Festplatz in der Lehmkaute will, wird über Momberg und Speckswinkel umgeleitet – muss also einen Umweg und Verzögerungen in Kauf nehmen.

Aus der Innenstadt kommend kann man trotzdem noch am Festplatz vorbei durch die Lehmkaute fahren, denn die Straße Richtung Speckswinkel soll fürs Parken genutzt werden, wie der für Sicherheitsfragen zuständige Holger Michel (Leiter des Fachbereichs II) erklärt. Der Festplatz an sich wird Richtung Hauptstraße durch Großfahrzeuge der Schausteller geschützt.

Schausteller schützen den Festplatz mit Fahrzeugen

Allerdings muss die Stadt auch etwas bedenken, das dem Laien nicht unbedingt in den Sinn kommt: Sie muss auch dafür sorgen, dass es weiterhin eine „Bedarfsumleitung“ gibt, betont Michel. Sollte es auf der Autobahn 49 zu einer Sperrung kommen, können Verkehrsteilnehmende die Abfahrt nehmen und müssen dann nur blauen Schildern folgen, auf denen ein weißes U abgebildet ist – dann gelangen sie zur nächsten Autobahnzufahrt. Je nach Richtung führt sie das aus Neustadt Richtung Schwalmstadt oder Stadtallendorf.

Da die übliche „Bedarfsumleitung“ angesichts der Sperrung nicht auf direktem Weg nutzbar ist, musste die Stadt „jede Menge“ entsprechender Schilder anschaffen und für die Umleitung aufstellen. Das habe einige zusätzliche Kosten verursacht, so Michel. Allerdings kommen diese Schilder natürlich auch in Zukunft zum Einsatz.

Eine weitere zentrale Sicherheitsfrage betrifft den traditionellen Festumzug am Sonntag (15. Juni, 14 Uhr). Früher ließ die Stadt die Straßen der Innenstadt möglichst lange offen, um den Verkehr zu wenige wie möglich zu beeinträchtigen, sagt Michel. Das habe allerdings immer wieder dazu geführt, dass Fahrzeuge auf den Umzug trafen und quasi mitten in der Menge warten mussten.

Diese Zeiten sind jedoch vorbei. Stattdessen wird die durch Neustadt führende Bundesstraße 454 am Sonntag zwischen 12.30 und 16 Uhr komplett gesperrt – was die Stadt quasi in zwei Hälften teilt. Verkehrsteilnehmenden wird empfohlen, Neustadt über die A 49 zu umfahren (oder in der Stadt anzuhalten und den Umzug anzuschauen, so der Hinweis Michels).

Der Festzug an sich wird außerdem durch Terrorsperren und Fahrzeuge des Bauhofs sowie von drei Neustädter Unternehmen geschützt, die an Straßen platziert werden, welche auf die Festzugsstrecke führen. Kurzzeitig sei auch angedacht gewesen, die Strecke zu verkürzen und die Alsfelder Straße aus der Route zu streichen, berichtet Michel.

Von Seiten der Bürgerinnen und Bürger sei allerdings das Feedback gekommen, dass die Strecke dann mit den geschmückten Fahrzeugen des Umzugs an Ecken zu eng sei – also werde wieder auf die übliche Route gesetzt (Treffpunkt beziehungsweise Start ist in der Niederkleiner Straße).

Groll: Rundumschutz ist unmöglich

Die Planung habe erheblich mehr Aufwand verursacht. „Etwas Erleichterung brachte der Erlass des Innenministers, der besagt, dass bei der Größe der Veranstaltung kein qualifiziertes Absperrmaterial zum Einsatz kommen muss – wir also auch auf Fahrzeuge zum Schutz der Strecke setzen können. Das kam uns sehr entgegen“, erläutert Michel. Außerdem werde die Polizei den Umzug wie in der Vergangenheit auch begleiten.

„Ich glaube, wir haben für die Sicherheit pragmatische Maßnahmen gefunden“, sagt Bürgermeister Thomas Groll: „Wir müssen uns aber vor Augen halten, dass es einen Rundumschutz niemals geben kann.“ Ab Freitag komme auf dem Festplatz auch ein Sicherheitsdienst zum Einsatz: „Und die Polizei hat angekündigt, dort auch Präsenz zu zeigen.“

Eine weitere Veränderung: Die Wohngebiete rund um den Festplatz werden sorgfältiger abgesperrt als früher. Dort sei zwar auch in der Vergangenheit das Parken verboten gewesen – was aber immer wieder ignoriert wurde, so Michel.

Das mache es in den engen Straßen aber für die Feuerwehr unmöglich, im Fall der Fälle durchzukommen. Im Sinne des Brandschutzes müsse das Falschparken daher künftig verhindert werden: „Aber dafür kann man ja jetzt an der Straße Richtung Speckswinkel parken.“