Das war’s für den Ortsbeirat

Für den Posten des Neustädter Kernstadt-Ortsvorstehers oder dessen Stellvertreter fand sich niemand
Von Florian Lerchbacher

Neustadt. Ein letztes Mal tagte der Ortsbeirat der Neustädter Kernstadt am Mittwochabend – zumindest bis zur nächsten Kommunalwahl. Falls sich dann ausreichend Kandidaten finden, gibt es eine zweite Chance für das Gremium. Doch zunächst einmal war es das, denn kopflos darf der Ortsbeirat nicht sein – und das ist er, denn es gibt weder einen Ortsvorsteher noch einen Stellvertreter.
Unter der Woche gab es einen letzten Versuch, noch Nachfolger zu finden für die im vergangenen Jahr von ihrem Amt zurückgetretene Andrea Bauscher (stellvertretende Vorsitzende) sowie für Ortsvorsteher Klaus Groll, der aus gesundheitlichen Gründen im Alter von 75 Jahren den Hut nahm (ebenso wie Susanne Scheffler). Doch schon vor der Sitzung war klar, dass sich niemand finden würde für die beiden Posten. Markus Bätz und Patrick Greil – der als stellvertretender Schriftführer das einzige Mitglied war, das noch einen offiziellen Posten bekleidete – deuteten im Gespräch mit dieser Zeitung bereits an, dass die Suche wohl vergeblich sein würde. Zum einen aus zeitlichen Gründen, aber auch, weil der Respekt vor den Aufgaben eines Ortsvorstehers zu groß sei – und Klaus Groll, der erste Kernstadt-Ortsvorsteher in der Geschichte Neustadts – eben auch tiefe Fußstapfen hinterlassen habe, in die sich niemand hineinzutreten traue.
Und so kam es wie befürchtet: Nach der Eröffnung der Sitzung durch einen Groll – in diesem Fall Bürgermeister Thomas Groll – stellte Gregor Nees als ältestes Mitglied des Gremiums die entscheidende Frage, ob sich jemand finden würde, um als Ortsvorsteher oder Stellvertreter zu kandidieren. Die Arme blieben aber erwartungsgemäß unten und auch das Warten auf Wortmeldungen war vergeblich. So verkündete Thomas Groll nach wenigen Sekunden: „Ich habe Rücksprache mit der Kommunalaufsicht gehalten: Da sich kein Ortsvorsteher und auch kein Stellvertreter findet, endet die Ortsbeirat-Arbeit in der Kernstadt an dieser Stelle.“ Dabei zeigte er Verständnis, denn sein Namensvetter habe einiges bewirkt und seine Spuren hinterlassen.
Er würdigte Klaus Groll als jemanden, der sich mit der Stadt identifiziere wie kein Zweiter: „Er war mal rustikal und mal hemdsärmelig – aber immer bestrebt, für Informationsfluss zu sorgen. Er war nie Politiker – und hat sich deshalb wahrscheinlich auch nicht unbedingt mit Formalia aufgehalten. Aber: Klaus Groll hat der Kernstadt seinen Stempel aufgedrückt.“ Der 75-Jährige sei dabei jemand gewesen, der vorneweg geht und immer anpackt. Dies sei aufgrund gesundheitlicher Probleme nun nicht mehr so möglich, wie er sich das vorstellt: „Da ist es nachvollziehbar, dass er das Amt nicht mehr bekleiden will.“
Anschließend sinnierte der Rathauschef darüber, ob die Einführung des Kernstadt-Ortsbeirates im Jahr 2011 sinnvoll gewesen sei. Es gebe einige Punkte auf der Habenseite, betonte er – zum Beispiel den vom Gremium ausgerichteten Adventsmarkt in seiner neuen Form, die Streuobstwiese oder auch die überarbeitete Grillhütte. Andererseits sei die Identifikation mit dem Beirat in der Kernstadt weitaus geringer als in den Stadtteilen – allein schon wegen der Menge an Menschen: Auf dem Dorf sei der „Häuptling“ quasi das Sprachrohr der Bürger und gehe vorneweg. Die „Verwurzelung“ sei im Vergleich viel stärker als in der Kernstadt.
Dennoch hoffe er, dass sich für die nächste Kommunalwahl wieder Kandidaten für das Gremium finden. Außerdem lobte Groll die Ortsbeiratsmitglieder dafür, dass sie sich engagieren – nicht nur im Ortsbeirat, sondern auch an anderen Stellen. Das sollten sie beibehalten: „Es gibt genug Menschen, die gar nichts machen…“