Genug Strom für 4 000 Haushalte

Neustädter Solarpark „Struth“ geht im Januar ans Stromnetz / Zweites Projekt ist genehmigt
Von Michael Rinde
Neustadt. Noch sind die Solarmodule in dem großen neuen Park gegenüber der Erstaufnahmeeinrichtung in Neustadt nicht am Netz. Die Einspeiseleitung ins Netz wird derzeit noch verlegt. Seit einer guten Woche sind die Bauarbeiten am eigentlichen „Solarpark Struth“ beendet. Der neue Park wird von der Hamburger Enerparc AG gebaut und betrieben. Enerparc hat auch den Solarpark Münchmühle errichtet, der in der nächsten Woche startbereit sein soll. Auch er geht allerdings erst im Januar ans öffentliche Stromnetz.

Sechs Wochen hat die Errichtung der rund 14 Hektar großen „Photovoltaik-Freiflächenanlage“ gedauert. Sie besteht aus etwa 32 500 Solarmodulen – mehr als der doppelten Zahl an Modulen beim „Solarpark Münchmühle“. Für Enerparc ist es das mittlerweile dritte große Projekt, das das Unternehmen im Landkreis Marburg-Biedenkopf angeht. In Neustadt entsteht auch noch ein zweiter Solarpark mit dem Namen „Am Lotterberg“. Auch ihn wird Enerparc errichten. Er soll dann aber an die Energiegenossenschaft Vogelsberg weiterverkauft werden. „Damit gewährleisten wir eine Bürgerbeteiligung“, betont Neustadts Bürgermeister Thomas Groll. Dieser zweite Neustädter Solarpark bekommt eine Fläche von etwa acht Hektar.

Energiegenossenschaft bietet Anteile an

Ab nächstem Jahr werde die Energiegenossenschaft Vogelberg dann Anteile anbieten, kündigt Groll an. Zu dieser Genossenschaft hat die Stadt Neustadt bereits gute Drähte. Sie wird auch fünf Windkraftanlagen im Neustädter Raum betreiben, voraussichtlich im Jahr 2024. Es gibt einen Grundsatzbeschluss des Neustädter Stadtparlaments, der eine Bürgerbeteiligung bei solchen Vorhaben verbindlich festschreibt.

Projektentwickler Simon Henigin antwortet auf die Frage, was die Region für sein Unternehmen interessant macht, mit einem einfachen Satz: „Mittelhessen ist ein guter Standort“, sagt er, auch mit Blick auf die Sonnenausbeute über das Jahr gerechnet.

Allein der „Solarpark Struth“ wird rein rechnerisch den Energiebedarf von etwa 4 000 Haushalten mit erneuerbaren Energien decken können. Für Neustadt ein weiterer kommunaler Beitrag in Sachen Energiewende und Klimaschutz. Dieser Park hat einen Stromertrag von rund 14 Millionen Kilowattstunden. Um ihn ans Stromnetz anzuschließen, wird derzeit eine etwa sieben Kilometer lange Stromleitung an das Umspannwerk Stadtallendorf-Nord verlegt. Ein näherer Einspeisepunkt war technisch nicht möglich. „Aufgrund der Leistung, die der Park haben wird, gehen wir direkt an das Umspannwerk“, sagt der Projektentwickler.

Schafe könnten auf Grünflächen weiden

Auch die Neustädter Solarmodule sind aufgeständert, die Grünflächen bleiben nutzbar. Enerparc will dort wie in Stadtallendorf einen Kräuterrasen einsäen, zweimal jährlich gibt es eine Mahd, möglicherweise aber auch eine Beweidung mit Schafen. Das wird derzeit geklärt. Groll spricht gegenüber der OP von einer „ökologischen Aufwertung“ dieser Flächen.

Die Stadt Neustadt hat ihrerseits einen kleinen Teil eigener Grundstücke in das Projekt eingebracht, sie profitiert durch Pacht und Wegeentgelt von dem Vorhaben. Die meisten Flächen haben Privateigentümer in dem Falle bereitgestellt, was Simon Henigin ausdrücklich würdigt. Mit ihrer Hilfe könne die Energiewende vorangetrieben werden.

Angefangen hatte alles bereits im dritten Quartal 2019, als der Projektentwickler erstmals mit Neustadts Bürgermeister Kontakt aufnahm. Es folgte die Festlegung geeigneter Flächen bis hin zum Bebauungsplanverfahren. Im vergangenen Juni hatte das Stadtparlament den Bebauungsplan beschlossen, ebenso den für das Projekt „Lotterberg“. Für diesen Solarpark gibt es inzwischen auch die nötige Genehmigung.