518. Trinitatis-Kirmes – Endlich wieder Kirmes

2019-2022… nach drei Jahren „Zwangspause“ ist die Neustädter Trinitatis-Kirmes wieder aus ihrem Corona-bedingten Dornrös­chenschlaf erwacht und das traditionelle Kirchweihfest durfte endlich wieder von den Neustädtern und seinen Gästen gefeiert werden. Erfreulicherweise nahmen diese es gut an, dass das Fazit der diesjährigen Kirmes positiv ausfällt.
Nachfolgend blicken wir auf die fünf abwechslungsreichen Veran­staltungstage berichtend und kommentierend zurück.

Donnerstag, den 9. Juni:

Kirmeseröffnung
Seit einigen Jahren finden die traditio­nellen Elemente der Trinitatis-Kirmes – Fassanstich, Neubürgertrunk und Ver­abschiedung des Junker Hans – bereits am Donnerstag und damit quasi am „Vor­abend“ der vier Festtage statt. Diesmal gab
die Wettervorhersage Anlass zur Sorge, denn mit hoher Wahr­scheinlichkeit waren Regenfälle vorausgesagt. Aus diesem Grund entschied man im Vorfeld, vom Wallgrabenpavillon ins Kultur- und Bürgerzentrum zu wechseln. Das Motto der Verantwortlichen war hierbei „Wir verzichten zwar auf das wunderschöne Ambiente von Turm und Kirche, haben aber die Gewissheit, dass Köpfe und
Füße nicht nass werden.“ Und wenn wir schon so ein schönes neues Kultur- und Bürgerzentrum haben, können wir es ja auch nutzen.
Am Beginn der Kirmes steht seit vielen Jahren ein ökumenischer Got­tesdienst, der von Pfar­rerin Kerstin Kandzio­ra und Pfarrer Andreas Rhiel gemeinsam ge­staltet wird. Unterstüt­zung fanden sie beim
evangelischen Kirchenchor und den Trinitatisbläsern, auch die musikalische Umrahmung der Andacht war also ökumenisch aufgeteilt.
Aufgrund fehlender Glocken ermunterte die Pfarrerin alle Anwe­senden dazu, kräftig „Ding Dong“ zu rufen und stellte eingangs fest, dass alle lange auf diesen Tag, den Auftakt der Kirmes, ge­wartet hätten.
In der gemeinsam gehaltenen Predigt stellten die beiden Geistli­chen die Frage, in welche Häuser Jesus heute kommen und welche Menschen er besuchen würde. Sicher, er ginge auch einmal in die Kirchen, aber – so die Auffassung von Pfarrerin und Pfarrer – vor allem wäre Jesus bei Menschen, die ihn einladen und einlassen. Er würde alle besuchen, die Sehnsucht nach „mehr“ hätten und neugierig wären. Als biblisches Beispiel für einen überraschenden Besuch wurde der Zöllner Zachäus von Kerstin Kandziora und Andreas Rhiel angeführt.
Anschließend begrüßte Bürgermeister Thomas Groll die fast 200 Anwesenden und hieß stellvertretend für alle den Stadtältesten Norbert Krapp willkommen, der von 1993-2011 der Festkommis­sion vorstand. Groll gab der Freude aller darüber Ausdruck, dass man nun wieder Kirmes feiern und sich damit in größerer Runde begegnen könne. Er mahnte aber zugleich dazu, nicht alle Regeln der letzten Jahre „einfach so über Bord zu werfen“, schließlich sei Corona weder verschwunden, noch in allen Fällen harmlos. Des Bürgermeisters Wunsch für die kommenden Tage lautete „Gutes Wetter – trocken und nicht zu warm, sowie ein friedliches Mitei­nander aller in der Lehmkaute und den Straßen Neustadts“. Zu­gleich dankte er allen, die sich für das Gelingen der Veranstaltung
engagieren und nannte u.a. Rene Spatzier von der Stadtverwal­tung, Bauhof und Hausmeister, aber auch Brauerei, Generalpächter und Festwirt.
Den so lange vermissten Fassanstich übernahm in diesem Jahr der noch am­tierende Junker Hans Ju­lian Schratz, assistiert von Christian Dörnigmann von der Licher Brauerei. Nachdem „die Krüge“ ge­füllt waren, stießen neben Bürgermeister Thomas Groll und Christian Dör­nigmann der Junker Hans und sein Burgfräulein Marlene Gnau, Pfarrerin Kerstin Kandziora, An­dreas Gnau von der Bür­gerwehr, Neubürger-Chef Thomas Schmid und Rene Spatzier auf eine gelungene 518. Neustäd­ter Trinitatis-Kirmes an. Der Bürgermeister hatte
zudem OP-Reporter Florian Lerchbacher und Michael Henrich und Monika Fink vom Mitteilungsblatt hinzugebeten. Damit woll­te er „Dankeschön“ sagen für regelmäßige und umfangreiche Be­richterstattung über die Geschehnisse in der Kommune.
Tradition hat bereits die musikalische Begleitung des Eröffnungs­abends durch die „Coronas“. Unbekannt ist allerdings, ob die Mu­siker aufgrund der Geschehnisse der letzten Jahre einmal über eine Namensänderung nachgedacht haben… Leider war Konni Will gesundheitlich verhindert, so dass Horst und Günter alleine sangen und spielten.
Seit rund 40 Jahren ist der Neubürgertrunk nun schon Bestandteil der Trinitatis-Kirmes. Initiiert seinerzeit u. a. von Ludwig Dippel, auf dessen langjährige Amtszeit als Festausschussvorsitzenden beispielsweise auch Junker Hans und Burgfräulein zurückgehen und der damals auch den Anstoß für die Gründung der Bürger­wehr gab.
Thomas Schmid, der „Spiritus Rector“ der Neubürger, nahm auch 2022 wieder zwei Personen in die Schar auf und wurde dabei wie gewohnt von Karla Schulze unterstützt.
Veronika Kizner stammt aus Pawlodor in Kasachstan. Sie ist in Marburg als Psychotherapeutin tätig und trägt sich mit dem Ge­danken, ihre Praxis nach Neustadt zu verlegen.
Manuel Göbel wurde in der Festspielstadt Bad Hersfeld gebo­ren und kam der Liebe wegen nach Neustadt. Er ist Oberarzt am Uni-Klinikum Marburg und plant in diesem Jahr seine Promoti­on. Thomas Schmid verriet den Anwesenden, dass Manuel Göbel am Kirmes-Freitag Laura Faber heiraten werde. Mithin sei der Neubürgertrunk quasi sein Junggesellenabschied.
Bürgermeister Thomas Groll überreichte den beiden den Bürger­brief, nachdem sie „Weidenbrunnenwasser“ getrunken und mit einem Schnaps nachgespült hatten.
„Doc“ Schmid hatte für das Stadt­oberhaupt eine besondere Über­raschung parat: Aufgrund seiner regen Bautätigkeit und der erfolgreichen Arbeit für die Kommu­ne ließ er Thomas Groll niederknien und er­nannte ihn zum „Rex Neustadt“. Die Kö­nigskrone durfte ihm dann die sechsjährige Tochter von Veronika Kizner aufsetzen.
Nach Klängen der „Co­ronas“ wurde zunächst Junker Hans Julian Schratz mit seinem Burgfräulein Marlene Gnau ver­abschiedet. Hannah Geus war leider studienbedingt verhindert.
Das Trio kann auf die längste Amtszeit „Dreigestirns“ zurückblicken, hätte darauf aber gerne verzichtet und dafür mehr Veranstaltungen in 2020 besucht.
Eskortiert von Gardisten der Bürgerwehr zogen dann „die Neuen“ in den Saal des KuBüZ ein.
Als Junker Hans 2022/23 wurde Tom Streichert (20) eingeführt. Aktuell absolviert er ein duales Studium Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Mittelhessen und bei der Firma Balzer Garten- und Landschaftsbau in Dautphetal. Seine Eltern Claudia und Wolfram sind ebenso wie die Großeltern Aktivposten im Neustädter Vereinsleben. Toms Hobbies sind der Handball und der Besuch des Fitnessstudios. Ihm gefällt Neustadt mit seinem Vereinsleben und den Festen und er sieht es als Ehre an, als Jun­ker Hans Traditionen pflegen und weiterzuführen zu dürfen. Opa Klaus, lange Jahre Schriftführer der Festkommission, war sicht­lich gerührt über die Ernennung seines Enkels zur Neustädter Symbolfigur.
Das Burgfräulein Mona Henkel (19) wohnt zwar in Wohra, aber ihre Mutter Birgit stammt aus Neustadt und die junge Dame, die in wenigen Wochen ihr Abitur an der Alfred-Wegener-Schule in Kirchhain in der Tasche hat, fährt nicht nur gerne Moped, son­dern tanzt auch in der hiesigen Kolpinggarde. Nach dem Schulbe­such steht zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr an. Mona hob als Pluspunkte Neustadts das Engagement und den Zusammenhalt der Vereine hervor.
Burgfräulein Anna Mix (eben­falls 19) besucht noch wenige Tage die Stifts­schule St. Jo­hann in Amöne­burg und wird diese dann mit dem Abitur ver­lassen, um eine Ausbildung zur Verwaltungs­fachangestellten bei der Stadt Schwalmstadt zu absolvieren. Auch sie tanzt in der Garde der Kolpingsfamilie. In unserer Kommune gefallen Anna vor allem Veranstaltungen wie Karneval und Kirmes und das Schöne ist, dass es hier alles gibt, was man zum Leben braucht.
Die jungen Leute richteten dann das Wort an die Besucher des Eröffnungsabends und erhoben die Gläser auf die diesjährige Kir­mes. Ein schöner erster Kirmesabend ging mit dem Treffen von Menschen, die man zum Teil lange nicht gesehen hatte, gemütlich zu Ende.
Und so konnte mit einem König, zwei Neubürgern und einem neu­en Dreigestirn in die vier Kirmestage gestartet werden, um es mit den Worten des Bürgermeisters zu sagen.

Freitag, den 10. Juni:

Am Freitag öffnete am späten Nachmit­tag der Festplatz in der Lehmkaute mit seinen Fahr- und Ausspielungsgeschäf­ten, dem Festzelt der Familie Ahlendorf und zahlreichen Imbiss- und Süßwaren­ständen. Hier war für jeden Geschmack etwas vorhanden und drei Karussells plus Auto-Scooter für „die Größeren“ und das Kinderkarussell und der „Babyflug“ für die kleineren Kinder sorgten neben Los-, Schieß- und Wurfbuden sowie weiteren Ständen für Unterhaltung und Spaß. Leider hatte das vorgesehene Laufgeschäft – eine Art begehbare Geisterbahn kurzfristig abgesagt, aber Generalpächter Konrad Ruppert war es dennoch gelungen, einen gut bestückten Festplatz zusammen­zustellen. Dies ist gegenwärtig gar nicht so einfach, denn etliche Schausteller haben wegen Corona aufgegeben und sich ein neu­es, krisensichereres Betätigungsfeld gesucht oder reisen wegen der hohen Spritpreise bzw. des Personalmangels nur noch einge­schränkt. Etliche seiner Berufskollegen, so Konrad Ruppert, be­vorzugten inzwischen die Volksfeste in größeren Städten mit mehr Veranstaltungstagen.
„Wir können froh sein, dass dennoch genügend Schausteller nach Neustadt gekommen sind, um mit uns Trinitatis-Kirmes zu feiern. Denken wir nur an Treysa, die Hutzelkirmes ist längst Geschich­te. Um ein Zeichen der Solidarität zu setzen, hat der Magistrat entschieden, 2022 das Standgeld zu halbieren“, so Bürgermeister Thomas Groll
Die Preise haben sich auf einem Rummelplatz nach oben entwickelt und viele Besucher müssen bei den Ausgaben – durchaus zum Leidwesen der Kinder-Prioritäten setzen, aber vergessen wir auch nicht, dass die Schausteller höhere Treibstoffpreise, Löhne, usw. verkraften (und damit letztlich weitergeben) müssen.
Dennoch war der Festplatz gegen 21.00 Uhr bereits recht gut ge­füllt. Vorrangig waren Jugendliche anzutreffen. Rund um den Bierpilz und im Biergarten der Fam. Asmus konnte man aber auch „ältere“ Kirmesgänger antreffen. Allen war ei­nes gemein: die Freude darüber, dass man endlich wieder Kirmes feiern und Geselligkeit erleben kann.
Am Freitagabend gehörte die Bühne im Festzelt dem in Osthessen und Unterfranken bekannten DJ Mo (Timo Hergenröder), der den erkrankten Thomas Rottmann ver­trat. Auch 2022 hat die Kommune wieder alle Künstler und Bands über Volkston.de aus Franken verpflichtet.
Wie seit vielen Jahren üblich, feiern die jungen Menschen erst so richtig, wenn der Abend schon fortgeschritten ist. Und so füllte sich der Platz mehr und mehr. Zu vorgerück­ter Stunde dann vor allem auch das Festzelt. Es war schön zu sehen, dass die komplette Tanzfläche voller fröhlicher junger Menschen war, die zur Musik des DJs tanzten und die gemeinsame Zeit einfach nur genossen »u haben.

Samstag, 11. Juni:

Auch wenn es seit Jahren nachmittags auf­grund der leider mangelnden Resonanz kein Programm mehr im Festzelt gibt, so war natürlich der Rummelplatz geöffnet und insbesondere von Familien auch recht gut besucht. War am Freitagabend Rup­perts „Frisbee“ der Renner, so standen nun Kinderkarussell und „Babyflug“ im Mittelpunkt des Interesses.
Ab 20.30 Uhr übernahmen die „Steigerwälder Knutschbären“ das Kommando im Festzelt, welches sich langsam, aber sicher füll­te. Seit über 30 Jahren gehört die Band nun schon zur deutschen Schlager- und Volksmusikszene und trat in mehreren europäi­schen Ländern sowie mit zahlreichen Stars wie Florian Silbereisen oder Stefan Mross auf.
Der Festplatz war an diesem Abend so gut besucht wie schon lange nicht mehr. Die Karussells waren voll, an den Ausspie­lungsgeschäften herrschte reger Betrieb und die beiden Biergärten wurden hervorragend angenommen. Man merkte einfach, dass die Neustädter und ihre Gäste seit 2019 auf die Kirmes verzichten mussten und froh waren, dass nun wieder gefeiert werden konnte. Ob sich aber alle daran hielten, mit Bedacht – wie vom Bürgermeister for­muliert – zu feiern, wollen wir zumindest mal mit einem kleinen Fragezeichen versehen…
Ein kleiner Wermuts­tropfen ist allerdings, dass einige Jugend­liche „vorglü­hen“ mussten und Flaschen und Gläser auf Mauern und Zaun­pfosten hin­terließen. Das muss doch nicht sein.
Unterbrochen wur­de die Show der „Knutschbären“ vom großen Feuerwerk, dass Christoph Jarkow, Diri­gent des Neustädter Blas­orchesters, gegen 22.30 Uhr in Neustadts Himmel zauberte. Bunte Farben, Goldregen, tolle Effek­te – die Meinung der Besucher über das Feuerwerk einhel­lig: „Das schönste Feuer­werk seit vielen Jahren!“ Zurecht erhielt Christoph Jarkow großen Applaus.
Im Anschluss an das Feuerwerk wechselten die Gäste dann auch mehr und mehr vom Platz in Richtung Fest­zelt, so dass die Band zu Recht ihr Publikum be­kam, denn sie machten eine tolle Show und sorgten für richtig gute Stimmung.

Sonntag, den 12. Juni:

Die Neustädter Trinitatis-Kirmes ist nicht einfach „nur“ ein Volksfest, sondern erinnert an die Weihe der unter Hans von Dörnberg er­richteten gotischen Stadtpfarrkirche im Jahre 1504. Über viele Generationen hinweg wurde diese Tradition bis in unsere Zeit weitergege­ben. Hieran erinnerte Bürgermeister Thomas Groll am Eröffnungsabend und wählte dafür das Bild eines Staffellaufes. Er äußerte dabei die Hoffnung, dass es auch in 30 oder 50 Jahren noch ein Kirchweihfest in Neustadt geben möge. Eltern und Großeltern sollten daher bei Kindern und Enkeln diese Tradition wachhalten und Freude an der Kirmes wecken.
Am Sonntagmorgen fand zunächst der von Pfarrer Andreas Rhiel ze­lebrierte Festgottesdienst auf dem Marktplatz statt. Die Gardisten der Bürgergarde und die Biedermeierdamen sorgten hier für ein festliches Bild, Junker Hans und Burgfräulein waren vor Ort und der „Biberkö­nig“, äh … Bürgermeister trug zwar nicht die ihm verliehene Krone, aber seine Amtskette, um die Bedeutung des Tages hervorzuheben. Für die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes sorgten die Trinitatis-Bläser.
Pfarrer Rhiel verwies darauf, dass in der Bibel an vielen Stellen Tiere vorkommen und ließ passend zum Dreifaltigkeitssonntag drei Tauben, das Symbol des Heiligen Geistes, aufsteigen.
Um 14.00 Uhr startete dann bei strahlendem Sonnenschein der 37 Zugnummern umfassende Festzug in der Niederkleiner Straße und bewegte sich durch die Straßen Neustadts zum Festplatz.
Zu einem solchen bunten Zug gehört natürlich Musik. Nach den Wor­ten von Rene Spatzier von der Stadtverwaltung war es aber noch nie so schwer wie 2022, Kapellen zu finden. Über 20 Anfragen hatte er auf den Weg gebracht und viele Absagen erhalten. Die meisten Grup­pen verwiesen darauf, dass sie wegen der langen Corona-Pause (noch) nicht spielfähig seien bzw. nicht mehr an Festzügen teilnähmen. Mit dabei waren neben den Lokalmatadoren vom Neustädter Blasor­chester und den Junker-Hansen-Musikanten die „Schwalmgranaten“ und der Musikverein „Nassau-Oranien“ aus Haiger, Hessens einzige Schalmeien-Kapelle.
Mit Beifall begrüßten die vielen 100 Zuschauer am Straßenrand auch die Trachten- und Volkstanzgruppe Speckswinkel und die Original Volkstanz- und Trachtengruppe „Rotkäppchen“ aus Schrecksbach.
Während in der Hindenburgstraße eher wenig Zuschauer waren, standen sie im Hattenrod, der Bahnhof- und der Marktstraße dicht an dicht. Und so konnten viele 100 Zugteilnehmer an sicher rund 2.000 Zuschauern winkend und lachend vorbeifahren und -marschieren.
Angeführt wurde der Festzug von Neustadts Stadtpatron St. Mar­tin (Kerstin Löchelt) hoch zu Ross. Neben den Modellen des „Ge­burtstagskindes“ und der evangelischen Schwesterkirche sowie des Junker-Hansen-Turms war auch wieder ein „Gruß aus Allendorf“, das Modell der Barockkirche St. Katharina, mit dabei. Die Nachbar­stadt Schwalmstadt hatte ein Modell der Wasserfestung, Soldaten des Landgrafen und ein Rotkäppchen nach Neustadt geschickt.
Dem Junker Hans und seinen beiden Burgfräulein folgten Repräsen­tanten der Stadt Neustadt (Hessen) und Gäste. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbauministerium Sören Bartol MdB und der Landtagsabgeordnete Dirk Bamberger mit Sohn Finn im Kinderwa­gen begleiteten Bürgermeister Thomas Groll und den stellv. Stadtver­ordnetenvorsteher Hans-Dieter Georgi.
Zum „traditionellen Teil“ gehörten auch wieder die Bürgergarde, die Biedermeierdamen und die Neubürger.
Stark vertreten waren diesmal Neustadts Karnevalsgarden, die mit ihren Kostümen für ein buntes Bild sorgten: die „Kolpingsternchen“, die Kolpinggarde, die Garde des Frauenvereins 1958 e.V, die „Knall­frösche“, die Prinzengarde und die „Hipp de Bibbs“, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiern können dies mit verschiedenen Outfits aus dieser Zeit repräsentierten.
Auch der SSV Horrido, der Frauenverein 1958 e.V., ein Oldti­mer-Fahrzeug der Licher-Brauerei und die Karnevalsabteilung des VfL samt Prinzenpaar waren (natürlich) wieder mit dabei. Die Frei­willige Feuerwehr Neustadt-Mitte thematisierte ein (leider) ganz aktuelles Thema: die Gewalt gegen Einsatzkräfte. Eine für uns alle völlig unverständliche Situation, wie man sich gegen helfende Hände richten kann.
Passend zum Stadtjubiläum „Neustadt 750“ nahmen sowohl das En­semble des Musicals „Nova Civitas“ teil als auch die KfD St. Maria, die die 750 Jahre im Zeitraffer Revue passieren ließ.
Schön anzusehen war der gemeinsame Beitrag der Kindertagesstät­ten „Regenbogen“ und „Sonnenschein“ sowie des Waldkindergartens. Hier sorgte Papa Thorsten Naß mit dem Akkordeon für Musik.
Dörnbergs Recken warben für ihren Mittelaltermarkt Ende Juni und wurden von den Barbarenköpfen aus Gemünden begleitet. Einigkeit demonstrierte die Handballspielgemeinschaft Kirchhain-Neustadt und den Schluss des Festzuges bildeten die Patenkompanie der Kom­mune, die 4. Kompanie des 7. Versorgungsbataillons aus Stadtallen­dorf, sowie die Meistermannschaft des VfL Neustadt, die in die Kreis­oberliga aufgestiegen ist.
Der Dank des Bürgermeisters gilt allen, die am Festzug teilnahmen und diesen wieder zum Höhepunkt der Kirmes werden ließen. Viel Zeit und Ideen wurden auch 2022 wieder in Kostüme, Fußgruppen und Motivwagen investiert. Danke auch allen Anwohnern der Fest­zugsstrecke für die Fähnchen und Girlanden am Straßenrand. Schön wäre es, wenn noch mehr Häuser in Bahnhof- und Marktstraße sowie der Lehmkaute während der Kirmes „Flagge zeigen“ könnten.
Leider war der Festzug etwas auseinandergerissen. Hier sollte man darüber nachdenken, wie man dies zukünftig weitgehend vermeiden kann. Bedauerlich war auch, dass so viele Autofahrer meinten, Teil des Festzuges werden zu müssen und einfach in diesen hereinfuhren. Unverständlich, dass sie dann sogar noch Zuschauer anpöbelten. Bür­germeister Groll sieht auch hier Gesprächsbedarf bei der internen Nachbetrachtung.
Ein „Dankeschön“, so der Bürgermeister, gelte natürlich auch dem Deutschen Roten Kreuz, der Freiwilligen Feuerwehr, der Polizei, der Security und dem Servicemann vom WC für ihre wertvolle Arbeit über die Festtage.
Nach dem Festzug spielten der Musikverein „Oranien-Nassau“ und das Neustädter Blasorchester im Festzelt auf.
Währenddessen war der Festplatz hervorragend besucht. General­pächter Konrad Ruppert und Bürgermeister Thomas Groll schauten sich mit Festwirt Toni Ahlendorf und mehreren Schaustellern das muntere Treiben an. Übereinstimmend vertraten sie die Auffassung, dass der Umsatz am Samstagabend „so gut wie noch nie“ in den letz­ten 20 Jahren gewesen sei und zeigten sich auch sonst zufrieden mit dem Kirmesverlauf.
Die „Hessentaler“ spielten später am Abend bis kurz vor Mitternacht einen bunten Mix aus Volks-Hits, Party und Rock. Die Partyband kann auf Auftritte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden verweisen und ist alljährlich auf dem Canstatter Wasen in Stuttgart zu Gast.
Nach einem langen und schönen Kirmesnachmittag waren die meisten Besucher wieder auf dem Weg nach Hause, so dass abends der Platz und das Zelt nicht mehr ganz so gut besucht waren.

Montag, den 13. Juni:

Der Kirmesmontag beginnt seit alters her mit dem Totengedenken. Man erinnert sich der Verstorbenen, die natürlich auch einst Trinitatis-Kirmes feierten.
Zunächst fand ein Gottesdienst in der Friedhofskapelle statt. Anschließend zog Pfarrer Andreas Rhiel mit der recht kleinen Schar der Gläubigen vor das Gotteshaus und segnete die Gräber.
Später versammelten sich Mitglieder des VfL 1864/87 Neustadt e.V., eine stattliche Abordnung der Bürgergarde, Junker Hans Tom Streichert mit den Burgfräulein Mona Henkel und Anna Mix sowie Bürgermeister Thomas Groll und Stadträtin Andrea Bau­scher auf dem Friedhof vor dem Grab von Andreas Müller, der als letztes Mitglied des VfL verstarb.
Vorsitzender Klaus Busch würdigte den Verstorbenen mit passen­den Worten. Andreas Müller fungierte lange als Betreuer der Al­ten Herren, war 1994 Karnevalsprinz, Mitglied des VfL-Komitees und trug über zwei Jahrzehnte mit Stolz die Vereinsfahne. Busch hob die Bedeutung des Ehrenamtes hervor und forderte dazu auf, sich ehrenamtlich zu engagieren.
Karl-Joseph Lemmer sorgte mit seinem Trompetenspiel für einen feierlichen Rahmen.
Begleitet von zwei Trommlern der Bürgergarde ging es anschlie­ßend ins Festzelt in die Lehmkaute. Dort fand auch wieder ein kleiner Krammarkt statt, wo allerdings nur wenige Händler „dies & das“ anboten.
Gegen Mittag war das Festzelt gut gefüllt. Ein kurzer Regenguss und morgendlich kühle Temperaturen machten sich nicht negativ bemerkbar, wurde es doch nachmittags wieder richtig schön warm und sonnig.
Gestaltet wurde der traditionelle Frühschoppen diesmal von den „Lechis“, die seit vielen Jahren zu den angesagten Partybands im ganzen Bundesgebiet gehören und auch in Neustadt eine viel­seitige Bühnenshow boten. Und auch wenn es am 4. Kirmestag nicht einfach ist, das Publikum nochmal zum Mitmachen zu ani­mieren, so gelang es der Band hervorragend, die meisten noch­mal in Schwung zu bringen. Bereichert wurde das Programm von Mike Münnich, manchem sicher noch als Mike, der Bademeister bekannt.
Kurz und knapp fasste sich Bürgermeister Thomas Groll („Ein Grußwort soll sein wie ein Minirock – kurz, aber das Wichtigste abdecken“). Er freute sich über eine insgesamt gelungene Kirmes und dankte allen, die dazu beigetragen haben.
Während sich die älteren Besucher schwerpunktmäßig im Fest­zelt oder den beiden Biergärten aufhielten, nutzten Kinder und Jugendliche die Gelegenheit, nochmals Karussell zu fahren.
Zum Kirmesausklang spielte dann am Abend noch „Bayernmän“ auf. Ein Trio aus Franken, das bereits mehrfach auf der Trinitatis-Kirmes zu Gast war. Überraschend allerdings, dass sich der
Festplatz in diesem Jahr bereits recht früh am Abend leerte und das Festzelt gegen 22.00 Uhr kaum noch Besucher aufwies.

Fazit

Bürgermeister Thomas Groll zeigte sich im Nachgang mit dem Verlauf der 518. Neustädter Trinitatis-Kirmes sehr zufrieden. „Viele Gespräche in den letzten Tagen haben mir deutlich ge­macht, wie sehr die Trinitatis-Kirmes nicht nur von den Kindern vermisst wurde. Es gab dabei sehr positive Kommentare über Festplatz und Programm. Dieses Lob gebe ich gerne an alle weiter, die sich für das Gelingen des Festes eingesetzt haben. Stellvertretend für alle nenne ich Rene Spatzier, der auch 2022 koordinierend tätig war. Über Kleinigkeiten, die konstruktiv an­gesprochen wurden, werden wir nachdenken. Freuen wir uns ge­meinsam auf die 519. Trinitatis-Kirmes, die vom 1.-5. Juni 2023 gefeiert wird.“