Bürgerverein reduziert die maximale Fahrgastzahl von acht auf vier / Auch Pfadfinder sind wieder aktiv
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Viele Wochen lang stand der Bürgerbus-Betrieb still. Nicht jedoch das Fahrzeug: Die Mitglieder griffen auf das Buschen zurück, zum einen, um von Neustädtern gespendete Nahrungsmittel zur Stadtallendorfer Kindertafel zu bringen. Zum anderen, um gefüllte Tüten mit Lebensmitteln zurück nach Neustadt zu kutschieren, um diese dann an hilfsbedürftige Kinder und ihre Familien zu verteilen.
Ab morgen verkehrt der Bürgerbus nun aber wieder – immer dienstags und donnerstags stehen zwei Touren (zunächst durch die Stadtteile, später durch die Kernstadt) auf dem Fahrplan. Statt acht sind aber aus Corona-Schutz-Gründen maximal nur vier Fahrgäste gleichzeitig im Bürgerbus zugelassen, betont Koordinator Gerd Leißner. Er glaube nicht, dass diese Begrenzung ein Problem sei, denn die Bürger müssten sich erst wieder daran gewöhnen, dass es dieses Angebot nach rund zwei Monaten Pause wieder gibt: „Wir hoffen wieder auf eine Aufschwungskurve wie zu Beginn.“
Für die Fahrgäste besteht Maskenpflicht, außerdem müssen sie sich vor dem Einsteigen ins Fahrzeug die Hände desinfizieren. Des Weiteren sollen die zentralen Stellen des Busses, wie die Einstiegshilfe, nach jeder Tour desinfiziert werden.
Leißner betont, dass er mit den ehrenamtlichen Fahrern im Detail spricht, um zu klären, wer aus Sicherheitsgründen dieser Tage lieber nicht aktiv sein oder statt der „öffentlichen“ Fahrten lieber nur die freitäglichen Touren zur Kindertafel übernimmt. Roswitha Trümpert stellt derweil noch einmal heraus, dass das Bürgerbus-Angebot nicht nur für Senioren sei, sondern für alle Menschen, die im Stadtgebiet leben.
Apropos Kindertafel: Die Neustädter engagieren sich für die Stadtallendorfer Einrichtung – auch, weil Kinder aus der Junker-Hansen-Stadt auf das Angebot zurückgreifen. Vor Corona fuhren sie freitags heimische Geschäfte ab und sammelten Essensspenden für die Tafel.
Da dies seit der Pandemie nicht mehr möglich ist, sammelte der Verein jede Woche Geldspenden ein. Dies soll ab sofort nur noch einmal im Monat (am letzten Freitag im Monat zwischen 10 und 10.30 Uhr am Haus der Vereine) passieren – allerdings können Spender auch gerne Geld an den Verein überweisen (Verwendungszweck: Kindertafel. Die Kontaktdaten sind auf der Homepage des Vereins zu finden).
Die Essensausgabe an Kinder erfolgt über ein Fenster aus der ehemaligen Hausmeisterwohnung der Waldschule. Los ging es mit 8 Neustädter Kindern, inzwischen sind es 24, die jede Woche eine Tüte mit Lebensmitteln entgegennehmen. „Ich glaube, viele Menschen denken, es sind nur Stadtallendorfer Kinder betroffen“, sagt Pressewartin Sandra Ramge und ergänzt: „Das stimmt allerdings nicht.“ Jedoch sei Hilfsbedürftigkeit leider weiterhin ein „Tabuthema“.
Die beiden Frauen sind jedenfalls begeistert von der Spendenbereitschaft ihrer Mitmenschen – die neben der Kindertafel auch das Tierheim in Alsfeld unterstützen mit Geld, Futter, Körbchen, Decken, Leinen und anderem Zubehör für Tiere. Zwar sei eigentlich das Tierheim in Cappel zuständig, weiß Trümpert, aber Ramge engagiere sich eben im näher an Neustadt gelegenen Alsfeld: „Und Not endet eben auch nicht an der Kreisgrenze.“
Seinen Mittagstisch und die „Kaffeezeit“ bietet der Verein aus Gründen der Vorsicht dieser Tage nicht an. Die Pfadfinder sind derweil wieder „live und direkt“ aktiv, nachdem sie in der Corona-Hochphase vornehmlich digital Angebote machten. Für die Gruppenstunden gelten natürlich besondere Hygieneregeln, beispielsweise gilt es auch dort, Abstand zu wahren – und Spiele sind alle kontaktlos.
Allerdings sind alle Gruppen voll. Es gibt eine Warteliste – und die Überlegung, nach den Sommerferien eine weitere Gruppe aus der Taufe zu heben.
Während die Treffen der Krabbelgruppe weiterhin ausfallen müssen, bietet der Verein „Wir für uns“ ab Donnerstag „Spielplatz-Treffen“ für Kinder mit Eltern zwischen null und sechs Jahren an. Los geht es diese Woche auf dem Spielplatz „In der Struth“. Vorgesehen ist, die Veranstaltung auch auf Spielplätzen in den Stadtteilen stattfinden zu lassen.
Der Einkaufsservice, den der Verein nur wenige Tage nach Beginn der Corona-Pandemie für Menschen aus den Risikogruppen installierte und gemeinsam mit der Stadt Neustadt umsetzte, stellt in seiner bisherigen Form seine Arbeit ein. Nur wenige Bürger hätten ihn wahrgenommen, berichtet Trümpert und freut sich, dass dies ein gutes Zeichen sei: „Die sozialen Gefüge im Stadtgebiet funktionieren eben noch.“
Es habe auch eine Facebookgruppe mit Hilfsangeboten gegeben, mit der sich der Verein sofort vernetzt habe, berichtet Vorsitzender Dieter Trümpert und betont: „Die Kooperation hat wahnsinnig gut funktioniert.“
Und Ramge fügt hinzu: „Es ist toll, dass so viele Menschen bereit waren, ihren Mitmenschen zu helfen.“ Wer künftig Einkaufshilfe benötige, möge sich bitte nicht mehr an die Stadt wenden, sondern direkt an Roswitha Trümpert, die alle Bestellungen entgegennimmt.
Roswitha Trümpert ist
erreichbar unter der Nummer 01 73 / 4 72 43 65, weitere Informationen zum Verein gibt es im Internet unter www.wir-fuer-uns-neustadt.de