Noch ist Neustadt für ihn Neuland

Philipp Berg (28) ist Nachfolger von Lars Kietz als Jugendpfleger / Pläne für Sommerferien nehmen Konturen an
Von Florian Lerchbacher

Neustadt. „Wir sind für sie da – sie können sich mit allem an uns wenden. Egal mit was.“ So lautet die Botschaft von Philipp Berg, Neustadts neuem Jugendpfleger, an die Jugendlichen im Stadtgebiet. Und mit einem breiten Grinsen ergänzt er noch: „Sie sollen ihre Är… hierher bewegen!“
Derzeit allerdings sind er und Kollegin Martina Trogrlic es noch, die ihre – entschuldigen Sie die Ausdrucksweise – Ärsche zu den Jugendlichen bewegen. „Aufsuchende Jugendarbeit“ nennt sich das beliebte und bewährte Konzept, das dieser Tage alternativlos ist, da die Jugendräume im Stadtgebiet geschlossen sind. „Wir gehen zu ihnen, zeigen, dass wir für sie da sind, und erkundigen uns, was sie brauchen“, erklärt Berg die Arbeit mit den Jungen und Mädchen, die sie derzeit überall in Neustadt antreffen. Zweimal die Woche läuft das so (entsprechende Aushänge am Jugendhaus weisen auch nochmal extra darauf hin). Ansonsten können Jugendliche mittwochs und donnerstags zwischen 15 und 18 Uhr an das Jugendhaus nahe der Ochsenwiese kommen und zumindest mit Abstand das Gespräch mit den Mitarbeitern des Marburger Vereins BSJ suchen, der sich in Neustadt seit Jahren um die Jugendpflege kümmert. Möglich ist dann aber auch, sich Spielgeräte auszuleihen oder einen Bausatz für „Leitergolf“ abzugreifen, den es dort derzeit kostenlos gibt.
Philipp Berg ist Nachfolger von Lars Kietz, der viele Jahre in Neustadt als Jugendpfleger tätig war. Zum Team, das sich um die Jugendlichen kümmert, gehört neben Trogrlic auch noch Anne Gasse, die vornehmlich in der Schulsozialarbeit tätig ist. Berg ist 28 Jahre alt, kommt aus Bad Endbach, hat in Marburg Politikwissenschaften (Bachelor) sowie Bildungs- und Erziehungswissenschaft (Master) studiert – und nebenbei viele Jahre für den Landkreis gearbeitet.
Unter anderem sei er für das Kreisjugendparlament verantwortlich gewesen, berichtet er und ergänzt, zudem zahlreiche medienpädagogische Projekte umgesetzt zu haben. Im Zuge seines Masterstudiums sei er auf den Verein BSJ gestoßen, für den er nun tätig ist. Die Stadt kenne er ein bisschen über das Kreisjugendparlament – aber eigentlich sei Neustadt für ihn Neuland.
Doch das wird sich schnell ändern, alleine schon, weil Berg „gerne draußen“ ist. Sportbegeistert sei er nicht unbedingt: „Aber ich geocache sehr viel“ – er geht also auf digitale Schnitzeljagd. Insgesamt sei er ein „Mann für alles, was Richtung Natur und Aktivsein“ geht – und arbeite auch gerne handwerklich, was ebenfalls gut zu Neustadt passt.
Dies sind seine Vorlieben, doch in der Arbeit mit Jugendlichen ist er offen für alles: „Mir ist sehr wichtig, partizipativ zu arbeiten. Der Bereich Partizipation war schon im Studium mein Steckenpferd. Ich will nicht über die Köpfe der Jugendlichen hinweg entscheiden, für was sie sich interessieren sollten. Sie sollen mir sagen, was ihre Bedürfnisse sind, was sie sich wünschen und wo ihre Interessen liegen.“
Das gelte nicht nur für die Jugendarbeit, sondern auch für das gesellschaftliche Leben, in das sie sich einbringen sollen. Um ihre Bedürfnisse abzufragen und auch, um ihnen eine Stimme zu geben, gehen Berg und Trogrilic dieser Tage – wie erwähnt – besonders intensiv auf die Jugendlichen zu: „Wir wollen ihnen zeigen, dass wir auch in schwierigen Zeiten für sie da sind.“
Für die Sommerferien haben sie ebenfalls schon einen Plan entwickelt: In der ersten Ferienwoche wollen sie in Zusammenarbeit mit dem Verein fib an zwei Tagen Kanufahrten anbieten (eigentlich war eine ganze Freizeit vorgesehen).
In der zweiten Ferienwoche steht dann die ursprünglich für die Osterferien geplante Umgestaltung des Spielplatzes in der Struth (in Kooperation mit Alea) an. Für Ferienwoche drei ist der Umbau des Containers am Jugendhaus angedacht: Aufs Dach soll ein Sonnendeck kommen und an die Seite eine Kletterwand. „Außerdem planen wir eine Graffiti-Aktion“, berichtet Berg und freut sich: „Es gibt in Neustadt zwei Trafohäuschen, die wir besprühen dürfen.“
Der Verein BSJ organisiert des Weiteren eine Foto-Aktion unter dem Motto „Wir halten zusammen“, die er in diesem Monat in Neustadt und den Stadtteilen umsetzen will. Ziel ist es, abwechslungsreiche Fotos zu schießen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.