Architekten setzen auf klare Strukturen

Drei unterschiedliche Basaltstein-Arten sollen bei Umgestaltung des Rathausplatzes zum Einsatz kommen
Andreas Schmidt-Maas und Projektbeauftragter Robert Bischer wollen mit der Umgestaltung des Rathausplatzes die „Bedeutung des historischen Ensembles“ betonen,

von Florian Lerchbacher
Neustadt. Schöner als zwischen Fachwerkhäusern, historischen Gebäude, dem Junk- er-Hansen-Turm und dem Bürgerpark kann ein Rathausplatz eigentlich nicht liegen. Allerdings ist er etwas in die Jahre gekommen – dessen ist sich die Stadt bewusst. Entsprechend will sie das Areal verschönern und in diesem Zuge auch gleich barrierefrei gestalten, i Aus diesem Grund hat sie das i Büro PLF mit dem Projekt betraut – das auch schon für den rundum erneuerten Rabenauplatz verantwortlich und in der Dorferneuerung Momberg tätig war. Andreas Schmidt-Maas, einer der beiden Inhaber, ist unter anderem Träger des Deutschen Städtebaupreises 2014 und des Deutschen Verkehrsplanungspreises 2016. Gemeinsam mit dem Projektbeauftragten Robert Bischer stellte er im Bauausschuss die Pläne für die Umgestaltung vor. Ein Ziel sei es, die „Bedeutung des historischen Ensembles“ herauszustellen.
Momentan fehle eine klare Struktur, analysierte Bischer. Diese will er quasi durch unterschiedliches Material herstellen: Der Großteil des künftigen Rathausplatzes soll aus gut begehbarem „Kleinsteinpflaster“ bestehen. Unmittelbar vor dem Rathaus und dem Nebengebäude sowie auf dem Weg zum Junker- Hansen-Turm soll geschnittener Basaltlavastein liegen. Für die Fahrzeugstellplätze – von denen es bisher ungefähr (weil nicht markiert) 16 und zukünftig sage und schreibe 17 geben soll (voraussichtlich zwei für Menschen mit Einschränkung reserviert) – möchte er die derzeit den Platz prägenden Basaltsteine verwenden. Alle verwendeten Pflasterarten seien auch im Winter gut begehbar, versprach Bischer.
In Richtung Junker-Hansen- Turm ist die Sanierung einer kleinen Mauer geplant, an der dann auch eine Rampe für Rollstuhlfahrer herunterführt, um das Wahrzeichen der Stadt besser erreichbar zu machen. Die Grünfläche an der gegenüberliegenden Ecke des Platzes kommt weg. Vor den Mauern soll eine Pergola aus zusammengesetzten, 50 mal 50 Zentimeter großen Würfeln entstehen. „Sie nimmt die historischen Raumkanten auf. Vorteil ist, dass man durch sie durchschauen kann“, erklärte Schmidt-Maas und riet den Neustädtern, sie mit Kletterrosen und anderen Pflanzen zu bestücken. Es sei vorgesehen, die Pergola zu beleuchten: „Wenn’s dann noch unterschiedlich blüht, dürfte es wunderschön werden.“ Eine Art Torbögen über die beiden Einfahrten zu bauen, sei zwar möglich, wäre aber aufgrund der Breite zu kostspielig, ergänzte der Landschaftsplaner auf Nachfrage von Volker Zinser (CDU).
Jugendheim-Sanierung liegt vorerst auf Eis 440 000 Euro wird die Umgestaltung des Rathausplatzes kosten. Da das Projekt über Mittel des Kommunalen Investitionsfonds gefördert wird, muss die Stadt nur zehn Prozent der Kosten zahlen – also 44 000 Euro. Einst hatte sie mit einem Preis von rund 300 000 Euro kalkuliert. Mit 500 000 bis 600 000 Euro hatte sie für die Sanierung des an den Platz angrenzenden Jugendheims gerechnet. Vor
gesehen waren einige Umstrukturierungen, beispielsweise sollte dort ein Teil der Stadtverwaltung Unterkommen.
Karneval 2019 und 2020 ist dank des Kreises gerettet
Der Magistrat hatte eine Machbarkeitsstudie dafür in Auftrag gegeben, die nun weniger erfreuliche Nachrichten mit sich brachte: Das beauftragte Büro habe Böden und Wände geöffnet und „tiefer reingeschaut“ in das Gebäude aus den 60er- Jahren, wie Bauamtsleiter Thomas Dickhaut berichtete. Es gebe nachhaltige Schäden an den unterschiedlichen Materialien. In der kommenden Woche hat die Stadt einen Termin beim Landesamt für Denkmalpflege. Danach erst stehe die Entscheidung an, wie es mit dem Gebäude weitergeht.
In Sachen „Haus der Begegnung“ teilte Bürgermeister Thomas Groll mit, dass es eine kleine Veränderung der Pläne gegeben habe. Es sei nun aus statischen Gründen nicht mehr vorgesehen, den Saal dreifach unterteilen zu können, sondern nur noch zweifach – in beiden Teilen hätten dann jeweils rund 220 Besucher Platz. „Und mal ehrlich: Wann sollten dort denn drei Veranstaltungen auf einmal stattfinden?“, fragte der Bürgermeister.
Er ergänzte, dass der Neubau zudem noch eine vom Park aus zugängliche Toilette bekommen könnte. Kritiker hätten allerdings moniert, dass diese „Klientel anzieht, das die Toiletten und vielleicht auch die Terrasse verschmutzen könnte“. Eine Entscheidung sei in diesem Punkt noch nicht gefallen.
Allerdings hatte er gute Nachrichten für Neustadts Narren: Der Karneval 2019 und 2020 sei gesichert. Der Landkreis sei bereit, die Turnhalle der Waldschule zur Verfügung zu stellen – im kommenden Jahr vom 21. Februar bis zum 6. März.
Abriss-Beginn ist für Ende September vorgesehen
Zum Abriss berichtete Groll, dass 15 Firmen ihr Interesse bekundet hätten. 14 sollten nun Angebote ausarbeiten. Die Vergabe sei für Anfang September vorgesehen: „Der Abriss dürfte dann Ende September beginnen – zunächst mit Arbeiten im Gebäude.“ Der Bürgermeister rechnet inzwischen mit Gesamtkosten für Abriss und Neubau von rund sechs Millionen Euro: „Wir haben aber auch schon Nachschlag bei der Sozialen Stadt beantragt“, ergänzte er mit Verweis auf die zahlreichen Fördermittel, die Neustadt erhält.
Ob WBC seinen Gebäudeteil zeitgleich abreißt (das Unternehmen will neu bauen und 29 seniorengerechte Wohnungen schaffen), sei nicht klar: „Wir stehen in Gesprächen.“ Allerdings sei der Ausgang nicht ausschlaggebend, da sich beide Teile auch separat abreißen ließen.
Beim Freibad könnte es zur Planänderung kommen
Zur Sanierung des Freibads sagte Groll, dass am 11. September 15 Büros der Stadt ihre Angebote vorstellen wollten. Mit dabei ein Bewerber aus Tirol. „Wer in Basel, Wien oder Salzburg baut, kann für uns ja nicht schlecht sein. Neustadt ist als Stadt eben interessant“, scherzte Groll – der noch eine grundlegende Veränderung vorschlug. 330 000 Euro seien für die Gestaltung des Kleinkinderbereichs vorgesehen. Er habe allerdings im Urlaub festgestellt, dass die Kleinen schon mit Wasser, Eimer und Schippe zufrieden seien – die Fünf- bis Zwölfjährigen viel Spaß auf unterschiedlichen Rutschen gehabt hätten: „Vielleicht sollten wir darüber noch einmal nachdenken.“