Auch Experten sehen keine Alternative

Baustellenbedingter Umleitungsverkehr belastet Anwohner / Stadt Neustadt zog Experten zu Rate
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Baustellen prägen derzeit das Bild der Stadt Neustadt und versprechen der Stadt eine bessere Zukunft – sorgen allerdings momentan dafür, dass Verkehrsteilnehmer Schleichwege nehmen oder Regeln schlicht ignorieren. Und das wiederum belastet die Anwohner.
Das Problem ist die Vollsperrung der Querallee im Herzen der Stadt und die daraus resultierenden Umleitungsempfehlungen – zu denen es keine Alternative gibt, wie sich die Kommune bescheinigen ließ: Sie hatte ein Büro beauftragt, sich mit den Umleitungen zu beschäftigen. Und das kam lediglich zu dem Schluss, dass nur eine Komplettsperrung am Weidenbrunnen wirksame Abhilfe für den Bereich Ringstraße/Töpferweg/Am Schalkert (durch den sich jede Menge Verkehr Richtung Schwalm wälzt) bringen würde. „Folge davon wäre aber eine Verlagerung des Verkehrs in die Stadtteile und weitere Umleitungsverkehre in der Kernstadt, etwa in den Bereich Hainfeld“, erklärt Bürgermeister Thomas Groll. Und das sei auch keine Alternative.
In der Vergangenheit hätten zudem die Anwohner des Wohnquartiers „Am Schalkert“ mögliche Einbahnstraßen abgelehnt. Das funktioniere also auch nicht. Doch damit lange nicht genug: Probleme gebe es gegenwärtig auch in der Graf-Spee-Straße sowie der Goethe-/Karl-Braun- und Justus-Liebig-Straße. Mancher Verkehrsteilnehmer habe sogar schon Verbotsschilder von den Straßen geräumt, die ein Passieren unmöglich machen sollten. „Uns fehlt schlicht und ergreifend eine Umgehungsstraße. Mit der A 49 dürfte dies dann endlich besser werden“, resümiert Groll und berichtet, dass die Bundeswehr auf erneute Nachfrage der Stadt eine Nutzung der Panzerstraße ablehnt. „Ich kann die Anlieger und deren Haltung verstehen, aber die Überprüfung durch das Fachbüro und eine objektive Beurteilung führen leider zu dem Ergebnis, dass es keine andere vertretbare Lösung gibt. Es hilft nur eins: Die Baumaßnahme muss im Dezember fertig sein“, so Groll.
In Sachen Straßenbau hat das Land derweil beschlossen, dass als Teil der „Sanierungsoffensive 2020-2025“ im Stadtgebiet weitere Vorhaben anstehen: die grundhafte Sanierung der L 3071 zwischen Speckswinkel und dem Abzweig Erksdorf, die grundhafte Sanierung der L 3263 in der Ortslage Neustadt (Bereich Willingshäuser/Wasenberger Straße) und die Sanierung der Ortsdurchfahrt Mengsberg (L 3342) – was die dortige Bürgerinitiative freuen dürfte, die sich um die Verbesserung der Straßen im Dorf bemüht.
Und dann steht noch ein weiteres Bauprojekt an, wie Groll berichtet: Die Regionalversammlung in Gießen habe Veränderungen beim Kaufpark in Neustadt zugestimmt. Die Eigentümer könnten nun das planungsrechtliche Verfahren auf den Weg bringen. Vorgesehen sei, den Rewe-Markt neu zu bauen (am Ort der Imbissbude) und in den bisherigen Räumlichkeiten einen Baumarkt unterzubringen.
Eine Drogerie, die sich der Bürgermeister wünscht, halte der Eigentümer nicht für umsetzbar: weil es in Nachbarkommunen genügend davon geben würde und die Regionalplanung dies kritisch sehe. Neustadt sei eben nur als Zentrum der Grundversorgung eingestuft – und das bringe Einschränkungen mit sich. „Eine Haltung, die ich als Bürgermeister und als Verbraucher sehr bedauere“, resümiert Groll.