Bärbel Bas und die Mütter des Grundgesetzes

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas sprach vor 270 Menschen in Neustadt über 75 Jahre Grundgesetz
Neustadt.
Seit 2009 lädt die Stadt Neustadt zu ihrer zeitgeschichtlichen Veranstaltungsreihe ein, um herausragende Ereignisse und Persönlichkeiten der deutschen Geschichte zu würdigen.
In diesem Jahr steht die Verkündung des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland vor 75 Jahren im Mittelpunkt mehrerer Veranstaltungen. Zum Auftakt hat Bürgermeister Thomas Groll im Kultur- und Bürgerzentrum Bundestagspräsidentin Bärbel Bas begrüßt. Zu Beginn ihrer auf viel positive Resonanz gestoßenen Rede lobte Bärbel Bas die zeitgeschichtliche Veranstaltungsreihe der Kommune und hob das diesbezügliche Engagement des Bürgermeisters, dem es gemeinsam mit Sören Bartol gelungen sei, sie von einem Besuch in Neustadt zu überzeugen.

„Seit 2009 wird in ihrer Stadt lebendiger Geschichtsunterricht betrieben. Hierfür danke ich ihnen. Sie sollten als Vorbild für andere Städte und Gemeinden dienen“, so Bärbel Bas. „75 Jahre Grundgesetz muss gefeiert werden, denn unsere Verfassung bildet die Grundlage der Bundesrepublik und steht für Recht und Freiheit“, so die Politikerin, die ebenfalls die Demonstrationen und Kundgebungen der vergangenen Wochen lobte: „Es ist ein gutes Zeichen, wenn sich die Menschen zu unserer Demokratie bekennen. Diese ist bei weitem keine Selbstverständlichkeit und muss rechtzeitig verteidigt werden. Die letzten Jahre der Weimarer Republik und die Machtergreifung der Nationalsozialisten müssen uns immer Mahnung sein.“

Grundgesetz entstand vier Jahre nach Kriegsende

Die Bundestagspräsidentin würdigte die Arbeit des Parlamentarischen Rates unter dem Vorsitz des späteren Bundeskanzlers Konrad Adenauer bei der Erarbeitung des Grundgesetzes.

Deutschland habe nur vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges noch in Trümmern gelegen, dennoch habe man die Kraft aufgebracht dieses große Werk zu schaffen. In den Mittelpunkt ihrer Ausführungen stelle Bärbel Bas die „Mütter des Grundgesetzes“, das sind die vier Frauen, die gemeinsam mit 61 Männern im Parlamentarischen Rat das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland erarbeiteten: Friederike Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel. Sie waren 1949 wesentlich daran beteiligt, dass die Gleichstellung der Geschlechter mit dem Satz „Frauen und Männer sind gleichberechtigt“ als Artikel 3 ins Grundgesetz aufgenommen wurde.

Die Bundestagspräsidentin stellte heraus, dass es noch lange gedauert habe, bis diese klare Aussage der bundesdeutschen Verfassung Eingang in alle Gesetze gefunden habe. „Seien wir ehrlich, in manchen Dingen haben wir sogar heute noch Nachholbedarf“, so Bas, die bedauerte, dass aktuell im Bundestag nur 35 Prozent der 736 Abgeordneten Frauen seien. Sie sprach sich daher am Ende ihrer Rede klar für eine verpflichtende Frauenquote von 50 Prozent aus.

Nachdem sich Bärbel Bas in das Goldene Buch der Kommune eingetragen hatte, stand sie noch lange für Fotos und Gespräche zur Verfügung und erwies sich als eine bürgernahe Präsidentin des Deutschen Bundestages.