Auktionshaus versteigert das Neustädter Gebäude • Das Mindestgebot beläuft sich auf 8 000 Euro
Vor einigen Monaten wollte die Immobilien GmbH der Bahn den „Traum in Rot und Backstein“ noch für 48 000 Euro verkaufen. Nun wird das Bahnhofsgebäude in Berlin versteigert.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Ich frage mich, ob es sinnvoll ist, dass die Bahn -nachdem ein normales Kaufgeschäft offenbar nicht zustande gekommen ist – verramscht“, kommentiert Bürgermeister Thomas Groll die Mitteilung des Auktionshauses Karhausen, dass Neustadts Bahnhof am 6. Dezember unter den Hammer kommt. Das Mindestangebot beträgt 8 000 Euro. Noch vor wenigen Monaten hatte ihn die Immobilien GmbH als „Traum in Rot und Backstein“ für 48 000 Euro angepriesen.
Noch dazu sei fraglich, „ob es ein sinnvoller Weg ist, wie die Bahn mit dem Gebäude umgeht“ – vor allem, da sie zwar inzwischen ein eigenständiges Unternehmen sei, „aber immer noch von Geld lebt, das aus der öffentlichen Hand kommt“, so Groll.
Rund 30 Angebote umfasst das Angebot der Winter-Auktion. Das Mindestgebot für den Neustädter Bahnhof ist eines der niedrigsten, dass das Auktionshaus angesetzt hat – seit dem Jahr 2010 hat Karhausen nach eigenen Angaben „etwa 500 Bahnhöfe aus dem gesamten Bundesgebiet in Auftrag eines britischen Finanzinvestors und der Deutschen Bahn erfolgreich vermarktet“. Diesmal kommen Bahnhöfe in acht Bundesländern von der Nordsee bis nach Baden-Württemberg unter den Hammer. „Wer einen preiswerten Bahnhof kaufen möchte, wird bestimmt in seiner Region bei uns fündig“ betont Auktionator Matthias Knake.
Das Empfangsgebäude des Bahnhofs in Neustadt hat rund 480 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche, davon sind 128 an die Deutsche Bahn vermietet. Die Grundstücksgröße ist etwa 2 800 Quadratmeter. Die Jahresnettokaltmiete beziffert das Auktionshaus auf rund 4 300 Euro. Das Mindestgebot in Höhe von 8 000 Euro zeige, dass „die Chance auf einen sehr preiswerten Erwerb geboten wird, sagt Knake.
Der Klinkeraltbau aus dem Jahr 1850 steht unter Denkmalschutz, hat einen Natursteinsockel und ist zweigeschossig mit einem dreigeschossigen Mittelrisalit; hinzu kommen auf beiden Seiten Anbauten. Im Bahnbereich gibt es eine Ölzentral-heizung, in Wohnbereichen teilweise Kohleöfen. Diese Informationen und einige mehr sind dem vom Auktionshaus publizierten Exposé ebenfalls zu entnehmen wie die Hinweise, dass es massive Feuchtigskeits- und Vandalismusschäden gebe, das Dach teilweise undicht beziehungsweise defekt sei und es einen starken Holzwurmbefall des Dachstuhls gebe. „Insgesamt stark sanierungs- und modernisierungsbedürftiger Zustand“, lautet das Fazit. Die Stadt jedenfalls will auch zum „Schnäppchenpreis“ nicht zugreifen, da sie sich laut Groll „kein weiteres Sorgenkind“ ans Bein binden will. Von Interessenten hat er auch noch nichts gehört.
„Ich erwarte weniger von einem Käufer als vielmehr etwas von der Bahn“, beantwortet er eine Anfrage dieser Zeitung und erläutert: Es dürfe keine weiteren Abstriche beim Serviceangebot geben, die Parkflächen müssten den Zugreisenden zur Verfügung stehen und es sei zu gewährleistet, dass der Zugang Gebäude erhalten bleibt und selbiges weiter als Bahnhof genutzt werden kann. Dies scheint gesichert; Im Exposé steht jedenfalls, dass es sich bei dem Auktionsgegenstand „um eine als Bahngelände gewidmete Fläche“ handelt.
„Ich finde die Angelegenheit ein bisschen abenteuerlich“, lautet Grolls Resümee zu den Versteigerungsplänen.
Zum Sachstand beim Kampf für eine Park-And-Ride-Anlage am Bahnhof (die OP berichtete) berichtet er, dass eine Konzeptstudie vorliege und ein Fördermittelantrag gestellt sei. Dessen Bewilligung sei jedoch nicht absehbar, noch dazu gebe es keine Einigung zwischen Kommune und Bahn zum Grunderwerb.