Bis zum Jahr 2008 will die Bundeswehr zehn Standorte in Hessen schließen
Neustadt. Seit gestern ist klar, wann die Tore der Neustädter Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne endgültig geschlossen werden. Bis zum Jahr 2008 wird auch die Panzerbrigade 14 „Hessischer Löwe“ aufgelöst.
Fortsetzung von Seite l von Michael Rinde
Spätestens im Juni 2008 endet die Historie der Neustädter Ernst-Moritz-Kaserne. Derzeit sind dort noch 550 Soldaten und Zivilangestellte stationiert. Etwa 32 Hektar Fläche, befestigte Straßen, 12 Unterkunftsgebäude, Küchen- und Versorgungstrakte und 11 Hallen stehen künftig leer.
Die Kaserne in Hessisch-Lichtenau schließt im Jahr 2007. Ein Jahr später gibt die Truppe auch ihre Standorte in Wolfhagen, Sontra und Fuldatal auf. Alle von Standortschließungen betroffenen Städte und Gemeinden stehen vor ähnlichen Schwierigkeiten. Bei der vom Verteidigungsminister initiierten „Konferenz zur Stationierung in Deutschland“ wollen diese zehn Städte konkrete Forderungen stellen. Sie haben gestern einen neun Punkte umfassenden Katalog an das Verteidigungsministerium geschickt.
Darin fordern sie unter anderem detaillierte Informationen über die Schließungsgründe, professionelle Hilfe bei der Vermarktung der Flächen oder den Schutz leerstehender Kasernen vor Vandalismus. Außerdem verlangen die Städte Priorität bei Fördergeldern für die Konversion, die Umwandlung von militärischen in zivile Flächen. Auch der schnelle Weiterbau der Autobahnen 44 und 49 steht im Forderungskatalog.
Ob Wilhelm Kröll, Schwalmstadts Bürgermeister und Sprecher der betroffenen hessischen Kommunen, am Montag überhaupt Gelegenheit bekommt, diese Forderungen zu erläutern, ist aber zweifelhaft. Im Programm der Konferenz sind zahlreiche Vorträge vorgesehen, aber keine Möglichkeit zur Aussprache. Kröll hat in einem Brief an den Verteidigungsminister ein Rederecht von 15 Minuten gefordert.
Wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums gestern auf OP-Anfrage erklärte, soll die Bonner Konferenz den eingeladenen Bürgermeistern vor allem Hilfsmöglichkeiten präsentieren. Vertreter verschiedener Institutionen und Ministerien halten Vorträge. An Ständen gibt es Material zu Erfahrungen anderer Kommunen, die ihre Bundeswehr-Liegenschaften bereits umwandeln mussten.
Unterdessen laufen in Neustadt erste Vorbereitungen für die Umwandlung der Kaserne, die Jahre in Anspruch nehmen wird.
Erste Gutachten sind bereits in Arbeit
Auch die Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne wird im Auftrag des hessischen Wirtschaftsministeriums von der Hessen-Agentur begutachtet. Außerdem befasst sich die Gesamthochschule Kassel im Zuge eines Lehrauftrages mit der Neustädter Liegenschaft und soll Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen.
Neustadts Bürgermeister Manfred Hoim weist im Gespräch mit der OP auf gravierende Mängel hin, die eine gewerbliche Nutzung von vornherein erschweren dürften:
Beispielsweise werden alle Gebäude der Kaserne zentral über ein Heizwerk beheizt, in welchem Zustand die bundeswehreigene Kanalisation ist, ist nicht bekannt.
„Für mich steht fest, dass die Städte keine Kasernen übernehmen, wenn kein Nutzungskonzept vorhanden ist“, unterstreicht der Neustädter Bürgermeister seinen Standpunkt. In den nächsten Jahren seien Ideen gefordert, um die anstehende Herausforderung zu bewältigen.
Division kommt erst 2010 nach Stadtallendorf
von Michael Rinde
Stadtallendorf. Während Neustadt vor der schweren Aufgabe steht, seine in drei Jahren leer stehende Kaserne zu vermarkten, wird der Bundeswehr-Standort Stadtallendorf wachsen. Etwa 1600 Soldaten sind dort in Zukunft stationiert. Allerdings wird der Stab der „Division Spezielle Operationen“ erst im Jahr 2010 von Regensburg nach Stadtallendorf umsiedeln.
Dies erklärte gestern ein Sprecher der Division auf OP-Anfrage. Fernmeldeeinheiten der Division werden im Jahr 2009 Quartier in der Herrenwaldkaserne beziehen. „Die Kaserne muss für unsere Zwecke umgebaut werden. Wir brauchen die nötige Infrastruktur für unsere Stabsarbeit“, sagte der Divisionssprecher gestern. Bereits im Januar hatte das Verteidigungsministerium erklärt, dass Millioneninvestitionen in Stadtallendorf erforderlich sind (die OP berichtete).