Bischöfin predigt in Jubiläumsstadt

750 Jahre Neustadt / Festgottesdienst mit Dr. Beate Hofmann

Neustadt. Am Sonntag fand im Rahmen des Stadtjubiläums „750 Jahre Neustadt“ ein Festgottesdienst im Pfarrgarten der evangelischen Kirche statt. Trotz eher herbstlicher Temperaturen konnte Pfarrerin Kerstin Kandziora hierzu über einhundert Gläubige begrüßen. Ein besonderer Gruß galt am Beginn des Gottesdienstes Dr. Beate Hofmann: Die Bischöfin der evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck war der Einladung von Pfarrerin Kandziora und Bürgermeister Groll gefolgt und hielt anlässlich des Stadtjubiläums die Predigt.

Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von den Trinitatis-Bläsern der katholischen Kirchengemeinde und dem evangelischen Kirchenchor. In ihrer Predigt bezog sich die Bischöfin zunächst auf den Sonntag des guten Hirten, der passenderweise am 1. Mai gefeiert wurde. Dr. Beate Hofmann, die vor ihrer Wahl zur Bischöfin Hochschullehrerin für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement war, verwies darauf, dass Neustadt im Laufe der Jahrhunderte viele Hirten hatte: den Landgrafen von Ziegenhain, den Erzbischof von Mainz oder die Dörnbergs. Ob dies immer gute Hirten waren, ließ sie allerdings offen. Seien es früher Adlige gewesen, die die Kommune regierten, so seien es heute gewählte Vertreter. Neben der weltlichen Obrigkeit gebe es aber auch Gott, der die in Neustadt lebenden Menschen durch die vergangenen 750 Jahre begleitet habe und dies auch zukünftig tun werde.

Bei einem zweiten Gedanken bezog sich die Bischöfin auf eine Stelle des Johannes-Evangeliums, wo es heißt: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ Dieses Haus, so die Theologin, sei durchaus mit einer Stadt wie Neustadt zu vergleichen. Auch hier gebe es viele Wohnungen für die unterschiedlichsten Menschen: für Alteingesessene, für Hinzugezogene aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion oder für Geflüchtete.

Zum Neustadt des 21. Jahrhunderts, so Hofmann weiter, gehörten evangelische und katholische Christen ebenso wie Moslems und Konfessionslose. „Wir müssen uns als Christen diesen Herausforderungen stellen und damit umgehen. Gottes Wort mag uns dabei Richtschnur sein“, so die Bischöfin. In den verschiedenen Wohnungen Neustadts lebten Alte und Junge, Menschen mit verschiedensten Begabungen und Ansichten. Man müsse miteinander auskommen, sich annehmen und respektieren. Ihre Predigt, die viel Zustimmung bei den Anwesenden erfuhr und bei der späteren Begegnung als zeitgemäß und Mut machend bezeichnet wurde, schloss Hofmann mit Segenswünschen für die Jubiläumskommune und die in ihr lebenden Menschen.

Nach dem Segen ergriff Bürgermeister Thomas Groll das Wort, hieß die Bischöfin willkommen und dankte ihr für die treffenden Worte ihrer Ansprache. Er verwies auf das Motto des Jubiläumsjahres „Neustadt gestern – heute – morgen“ und betonte, dass der Glaube an Gott die Menschen durch die Historie der Kommune getragen habe. Sein Wunsch sei, dass es auch weiterhin so sein möge. Der Mönch Bonifatius habe einst den christlichen Glauben nach Deutschland gebracht, auf seinem überlebensgroßen Denkmal in Fulda stünde der Satz „Verbum domini manet in aeternum“ (Gottes Wort bleibt in Ewigkeit). Dies sei für alle weiteren Generationen in Neustadt Hoffnung, Auftrag und Verpflichtung.

Im Anschluss bestand bei einem Empfang die Möglichkeit zum Gespräch. Viele nutzten die Gelegenheit zu einem Austausch mit der Bischöfin, die sich den Menschen zugetan zeigte und sich auch noch ins Goldene Buch eintrug.