Bürgermeister wollen Waldfriedhof realisieren

Stadtallendorf und Neustadt planen die Anlage eines Friedwaldes, auch ohne Unterstützung
Stadtallendorf. Neustadt und Stadtallendorf wollen gemeinsam eine Begräbnisstätte im Herrenwald anlegen.
von Tobias Hirsch
Im vergangenen Jahr keimte in Neustadt die Idee, einen Friedhof im Wald anzulegen. Entsprechende Vorgespräche mit Forstamt und Kirchen wurden bereits geführt. Auch die Stadt Stadtallendorf hat Interesse bekundet, sich im Rahmen der „Region Herrenwald“ an dem Projekt zu beteiligen.
Doch nun gab es für die beiden östlichsten Gemeinden des Landkreises einen Rückschlag. „Friedwald“ und „Ruheforst“, die zwei Organisationen, die deutschlandweit Friedhofswälder betreiben, halten den Herrenwald für ein derartiges Vorhaben als unzureichend.
Jetzt wollen die Bürgermeister Thomas Groll (Neustadt) und Manfred Vollmer (Stadtallendorf) auf eigene Faust versuchen, einen Waldfriedhof, auf dem die Asche von Verstorbenen an den Wurzeln der Bäume beigesetzt wird, zu realisieren. Beide Rathauschefs erachten es als wichtig, ihren Bürgern solch eine alternative Bestattung anzubieten. „Wenn es nicht anders geht, machen wir es eben alleine“, sagte Manfred Vollmer im Gespräch mit der OR
Auf den Friedhöfen in Marburg besteht bereits seit zweieinhalb Jahren die Möglichkeit einer Urnenbestattung unter Bäumen.
Bürgermeister wollen Waldfriedhof
„Friedwald“ und „Ruheforst“ lehnen Herrenwald als Standort ab Alleingang ist geplant
Stadtallendorf. Die beiden Bürgermeister Manfred Vollmer und Thomas Groll wollen auch ohne Unterstützung erstmals einen Friedwald anlegen.
Alternative Bestattungsformen, wie beispielsweise die Naturbestattung, bei der die Asche des Verstorbenen an der Wurzel eines Baumes beigesetzt wird, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. 52 dieser Waldfriedhöfe gibt es derzeit in Deutschland. Auch im Landkreis Marburg-Biedenkopf gibt es Überlegungen, derartige Bestattungen anzubieten.
Im April 2007 beauftragte die CDU-Stadtverordnetenfraktion der Stadt Neustadt den Magistrat mit für die Prüfung für die Anlage eines solchen Waldfriedhofs in der Gemarkung von Neustadt oder seinen Stadtteilen (die OP berichtete). Forstamt und Kirchen stehen dem Ansinnen positiv gegenüber und auch die Stadt Stadtallendorf hat ihr Interesse für eine Zusammenarbeit bekundet.
Probleme gibt es jedoch mit den beiden Organisationen „Friedwald“ und „Ruheforst“, die in Kooperation mit Kommunen und Forstämtern Waldbestattungen in ganz Deutschland anbieten. Wie Bürgermeister Thomas Groll berichtete, hat die Stadt Kontakt aufgenommen – und einen Korb bekommen „Friedwald hat uns von vornherein abgesagt. Ruheforst hat sich unseren Wald wenigstens angeschaut“, sagte der Neustädter Rathauschef. Das Fazit ist jedoch ernüchternd: Der Herrenwald kommt aus Sicht dieser beiden Organisationen für eine Ruhestätte nicht in Frage. „An und für sich ist der Standort Mittelhessen für sie schon interessant. Der Waldbestand ist es allerdings nicht“, sagte Groll. „Friedwald“ und „Ruheforst“ verlangen alte Laubbaumbestände von mindestens zehn Hektar Größe, die gut erreichbar aber dennoch abgeschieden liegen. Derartiges kann der Neustädter Stadtwald und der Herrenwald, wo überwiegend Kiefern und Fichten wachsen, nicht bieten. „Wir hatten uns gemeinsam mit der Stadt Neustadt auf eine Fläche verständigt. Diese ist aus verschiedenen Gründen jedoch nicht realisierbar“, sagte Bürgermeister Manfred Vollmer auf Nachfrage der OP. Im Gespräch war unter anderem ein Waldstück in der Nähe der Forstkapelle im Herrenwald. Auch die „Kricke“ zwischen Speckswinkel und Neustadt nannte Groll als möglichen Standort. Doch daraus wird nichts – zumindest nicht mit den beiden Dienstleistern.
Thomas Groll und sein Stadtallendorfer Kollege Manfred Vollmer bedauern diese Entscheidung zwar, lassen sich aber dennoch nicht von der Idee abbringen. Sie wollen jetzt gemeinsam überlegen, wie sie doch noch eine Begräbnisstätte im Wald realisieren können. „Wenn es gar nicht anders geht, machen wir es alleine“, sagte Vollmer.
Für den Stadtallendorfer Rathauschef ist es wichtig, ein derartiges Angebot für die Bürger bereitzustellen. Obwohl die junge Stadt im Grünen doch eher konservativ sei, sei man in solchen Dingen, Vollmer nannte das Urnenfeld und das muslimische Gräberfeld in Stadtallendorf als Beispiel, seiner Zeit immer weit voraus gewesen. „Und das wollen wir auch weiter sein.“
Der Friedwald im Herrenwald wurde während der Oberhessenschau als das erste Gemeinschaftsprojekt von Stadtallendorf und Neustadt als „Region Herrenwald“ vorgestellt. Groll hofft dafür auf Zuschüsse.