Das Ende des Deutschen Hauses nähert sich

Diakoniezentrum Hephata lässt marodes Gebäude abreißen und baut ein Behindertenheim, das 16 Menschen Platz bietet
Viele Jahre waren der Bayrische Hof und das Deutsche Haus die Sorgenkinder der Stadt Neustadt. Inzwischen gibt es für beide Projekte eine Lösung,
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Die Arbeiten am Bayrischen Hof sind bereits in vollem Gange, drei Kirchhainer Brüder lassen das Gebäude sanieren und wollen dort ein Restaurant und zwei Wohnungen einrichten (die OP berichtete). Voraussichtlich ab Mai gibt es in der Neustädter Altstadt dann eine weitere Baustelle: Das Hessische Diakoniezentrum Hephata lässt das marode Deutsche Haus abreißen und ein neues Gebäude errichten. Darin wird ein Behindertenheim eingerichtet, das 16 Bewohnern Platz bieten soll.
Das Ende des Deutschen Hauses naht also. Jahrelang hatte die Stadt mit Bürgermeister Manfred Hoim an der Spitze nach einer Lösung gesucht – sein Nachfolger Thomas Groll fand sie letztendlich in der Einrichtung aus Treysa. Im September 2007 hatte er nach einer Feier den Jahresbericht von Hephata mitgenommen und darin gelesen, dass sich das Diakoniezentrum einer Altbausanierung in Treysa widmet. „Mehr als nein sagen konnte Hephata ja nicht, also fragte ich nach“, erinnert sich der Bürgermeister. Die Verantwortlichen zeigten jedoch Interesse, nahmen das Objekt unter die Lupe und blieben mit der Stadt in Kontakt.
„Wir haben analysiert, was uns die Sanierung und was uns ein Neubau kosten würde“, berichtet Klaus Dieter Horchern vom Hephata-Vorstand.
Während ein Neubau bei rund 1,1 bis 1,2 Millionen liegt, hätte die Sanierung 1,6 Millionen Euro gekostet. So habe man beim Landesamt für Denkmalpflege die Wirtschaftlichkeit von Abriss und Neubau nachgewiesen und zudem ein konkretes Projekt als Folge vorgestellt – wenig später erhielt das Diakoniezentrum die benötigte Abrissgenehmigung.
Stephan Schienbein, Sprecher des Landkreises, dreht die Aussage um: „Hephata hat umfangreich die wirtschaftliche Unzumutbarkeit der Sanierung nachgewiesen und entsprechend die Abrissgenehmigung erhalten.“
„Die behindertengerechte Gestaltung hätte die Sanierung so teuer gemacht“, fügt Horchern hinzu. Im Neubau werden 16 Behinderte auf zwei Stockwerken einen stationären Platz finden – in einem sanierten Deutschen Haus wären es nur 14 Behinderte gewesen. Die Betreuung der Bewohner fällt etwas intensiver aus, als beim „Betreuten Wohnen“, das ebenfalls im Raum für die Nutzung des Gebäudes gestanden hatte (die OP berichtete).
Mit Neustadt betritt Hephata kein Neuland: Das Diakoniezentrum ist bereits mit einer Jugendhilfe vertreten. Bürgermeister Thomas Groll ist nach der Entscheidung für die Junker-Hansen-Stadt ein „großer Stein vom Herzen gefallen“ – Ende des Jahres hätte die Stadt vom Sanierungsträger Hessen Agentur wieder die Verantwortung für das Projekt übertragen bekommen. „Die Entwicklung ist sehr gut. Im Zusammenspiel mit der Sanierung des Bayrischen Hofs und der Neugestaltung von Ritter- und Rabenaustraße verändert die Altstadt ihr Gesicht – und macht so einen großen Sprung nach vorne“, freut er sich.
Im Mai oder Juni steht nach den Plänen von Hephata der Abriss des Deutschen Hauses an. „Dann wollen wir zügig weitermachen“, sagt Horchern. Mit dem Neubau soll spätestens im August oder September begonnen werden. Dafür steht allerdings noch eine Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Bauaufsicht des Kreises bevor, schließlich muss die Fassade des Gebäudes zu den Häusern in der Umgebung passen.