Den Vogel abgeschossen

Naturfotograf Lutz Klapp stellt zahlreiche preisgekrönte Bilder im Neustädter Rathaus aus
Von Florian Lerchbacher
Lutz Klapp stellt derzeit Bilder im Neustädter Rathaus aus – darunter zahlreiche preisgekrönte Fotos.Foto: Florian Lerchbacher
Neustadt. „Die Vögel geben den Takt an“, sagt Lutz Klapp. Es könne drei Stunden dauern, bis er das gewünschte Motiv im Kasten hat – manchmal sei es aber auch schon nach einer Viertelstunde soweit: „Wichtig ist, dass man mit Geduld an die Sache herangeht.“

Der Schwalmstädter ist leidenschaftlicher Naturfotograf, hat sich auf Vögel spezialisiert und stellt zahlreiche seiner Bilder derzeit unter dem Motto „Natur vor der Haustür“ im Neustädter Rathaus aus. Viele davon sind preisgekrönt – so auch ein aus drei Fotos bestehendes Portfolio, das Klapp im vergangenen Jahr den Titel „Landesfotomeister 2021“ für den Bereich Hessen/Rheinland-Pfalz im Deutschen Verband für Fotografie einbrachte.

Eine Auszeichnung, die ihn besonders stolz macht. Noch bedeutender sei nur die Goldmedaille beim „Trierenberger Supercircuit“ im Jahr 2016 in der Sparte „Digital Images General“ gewesen, betont er. Diese hatte er für sein Foto „First Passenger“ erhalten, das ausnahmsweise keine Naturmotive zeigt, sondern einen Mann in den frühen Morgenstunden am Treysaer Bahnhof (vor dessen Sanierung). Seit dem Jahr 2010 fotografiert der inzwischen 66-Jährige „mit Anspruch“, wie Erster Stadtrat Wolfram Ellenberg während der Vernissage erklärte. Davor habe er nur „geknipst“, sagt Klapp.

Dann habe er sich eine digitale Spiegelreflexkamera gekauft und ganz neue Möglichkeiten entdeckt. Bei den ersten Gehversuchen im heimischen Garten entdeckte er seine Liebe zur Naturfotografie, die er bis heute hegt und pflegt. Er müsse nicht in der weiten Welt auf der Suche nach Motiven umherreisen, wenn es doch tolle und vielseitige Motive vor der eigenen Haustür gebe, erklärt er, gerät ins Schwärmen und gibt einen Einblick in seine Arbeiten: „Es gibt diesen einen, entscheidenden Moment, den ich einfangen möchte.“ Doch das sei insbesondere bei Vögeln nicht gerade einfach. „Anfüttern und Geduld zeigen“ lautet das Credo – und dann die richtige Einstellung der Kamera wählen.

Bei ihm fällt die Wahl auf eine große Blendenzahl und eine kleine Verschlusszeit. 1:2500 sei zu kurz, denn dann wirkten auch die Flügelschläge nicht mehr dynamisch. 1:1250 sei indes genau richtig: „Dann sind Kopf, Augen und Körper scharf – und man erkennt die Dynamik der Flügel.“ Mehr möchte er nicht verraten, abgesehen von zwei Kleinigkeiten: „Ich nutze Serienfotografie mit zehn Bildern pro Sekunde. Und den Autofocus kann man bei der Wildlife-Fotografie vergessen.“

Die Ausstellung im Neustädter Rathaus ist rund vier Wochen zu sehen. Sie ist Teil der vierten „Photo.Spectrum-Marburg“, zu der rund 30 Veranstaltungen gehören. Rund 170 Fotografen und Künstler zeigen ihre Werke.

Andreas Maria Schäfer vom Organisationsteam verweist in diesem Zusammenhang auf ein Zitat der Fotografin Sally Mann: „Fotografien öffnen Türen in die Vergangenheit, aber sie erlauben auch einen Blick in die Zukunft.“

Diesen Worten schließt sich Klapp an und sagt über seine Fotos, dass der Betrachter sehen soll, was für Schönheiten sich alleine schon vor der eigenen Haustür befinden und wie viele Gründe es gibt, alles dafür zu tun, die Natur zu schonen und zu erhalten: „Es ist sehr traurig, was die Menschen der Natur antun. Es gibt immer weniger Vögel und Insekten.“

Der gelernte Bäcker hat jüngst auch ein Buch herausgegeben, das ebenso wie die Ausstellung den Titel „Natur vor der Haustür“ trägt, 96 Seiten hat und zahlreiche seiner Bilder zeigt. Es ist im Neustädter Stadtladen und im Buchhandel erhältlich.