Denkmalschutzpreis für Pfarrheim

Kreis vergibt Auszeichnung für erfolgreiche Restaurierung nach Neustadt
Von Michael Rinde
Neustadt.
Es ist ein Schmuckstück im Ensemble rund um die Trinitatis-Kirche, das Haus der Vereine oder das unweit gelegene Rathaus: das alte Pfarrheim. Nach mehreren Jahren Leerstand hatte das Ehepaar Kim Bagus und Dr. Carl-Stefan Neumann es im Jahr 2020 gekauft und zu dem gemacht, was es in der Gegenwart wieder ist.
Diese Leistung für den Erhalt eines zentralen Kulturdenkmals aus dem 18. Jahrhundert würdigt der Landkreis mit Verleihung des Denkmalschutzpreises. Landrat Jens Womelsdorf und der erste Kreisbeigeordnete Marian Zachow überreichten Plakette und Urkunde an das Ehepaar beim Ortstermin in Neustadt.

Herausforderung Bischofszimmer

Der Denkmalschutzpreis wird vom Kreis in Zusammenarbeit mit dem Denkmalbeirat verliehen. Er würdigt den Einsatz von Bürgerinnen und Bürger für den Erhalt historischer Gebäude und damit für den Charakter historischer Ortskerne wie im aktuellen Fall in der Junker-Hansen-Stadt.

Einsatz steckte wirklich in der Restaurierung und Sanierung des historischen Gebäudes, das dem Neustädter Pfarrer einstmals als Zuhause diente, später auch mal Burgmannensitz war. In einem Burgmannensitz sind die Verwalter oder Bewacher einer Burg untergebracht.

Kim Bagus ist, wenn sie durch das Haus führt, anzumerken, wie sehr sie sich mit dem Gebäude auseinandergesetzt hat und wie sehr sie sich mit ihrem Mann dabei eingebracht hat, auch handwerklich. All das sei im Team mit heimischen Firmen geschehen, berichtet sie, das Wort Team heraushebend. Namentlich erwähnte sie Restaurateur Benno Marquardt und Schreiner Norbert Datzenrod.

In dem historischen Gebäude befinden sich jetzt zwei moderne Ferienwohnungen, zeitweise wohnen die Besitzer auch selbst in dem Haus.

„Damit beweisen sie, dass eine originalgetreue Restauration und die Konservierung vorhandener Geschichtszeugnisse mit einer modernen, komfortablen Wohnnutzung Hand in Hand gehen können“, lobte der Landrat das Engagement des Ehepaares.

Schäden an Fassaden, Decken und Wände sind in der Lehmbauweise behoben worden, in der das Haus errichtet wurde. Das kommt dem Raumklima und der natürlichen Isolation des Gebäudes entgegen. „Überall, wo es irgendwie ging, haben wir die historische Substanz erhalten“, strich Kim Bagus heraus. Oder das Ehepaar ließ die historische Substanz wiederherstellen, vor allem dort, wo sie zum Beispiel mit Rigips zugedeckt war.

Denkmalagentur hilft entscheidend

Eine Herausforderung war das sogenannte Bischofszimmer im ersten Stock mit seiner Decke. Dort stand auch ein alter Kamin, nicht historisch und sehr schwer. Er wog wohl mehr als eine Tonne, zu viel für die Deckenkonstruktion. „Die Balken darunter hatten bereits Risse“, sagt Bagus. Der Kamin wurde entfernt, die Deckenkonstruktion saniert.

Die Stuckdecke in eben jenem Bischofszimmer musste auch aufwendig restauriert werden. Sie wurde an zahlreichen Stellen mit Spezialmaterial „geimpft“, um sie erhalten zu können. Jetzt ist der Stuck wieder in seiner alten Form zu sehen und gibt dem Zimmer seinen alten Charme zurück.

Neustadts altes Pfarrheim war eines der ersten Häuser, mit denen sich die Denkmalagentur und Denkmalagent Carsten Fehr befassten. Der Agentur gelang es, das Haus in die Hände des Ehepaares zu vermitteln. Aktuell hat die inzwischen kreisweit arbeitende Denkmalagentur 20 Objekte, die sie betreut, also deren Eigentümer begleitet bei der Restaurierung oder auf dem Weg zu einem Verkauf. Von den ursprünglichen Objekten seien noch drei im Bestand, berichtet Marian Zachow.

Neustadts Bürgermeister Thomas Groll gratulierte dem Ehepaar und betonte, wie wichtig privates Engagement beim Erhalt von Kulturdenkmälern sei. Kim Bagus und ihr Ehemann Dr. Carl-Stefan Neumann hätten nicht nur solchen Einsatz gezeigt. „Sie nehmen auch sonst am Leben in der Kommune teil“, sagte Groll.