Der erste Schritt zum sozialen Netzwerk

Erzählcafe will in Mengsberg Grundlagen für ein besseres Zusammenleben der Generationen schaffen

Entstanden aus dem Ar­beitskreis „Unser Dorf hat Zukunft“ und der Idee für ältere Menschen ein An­gebot zu schaffen, öff­nete das „Erzählcafe“ am Donnerstagnachmittag im Gemeindehaus zum ers­ten Mal seine Pforten.

von Karin Waldhüter

Mengsberg. Pünktlich betritt die 73-jährige Inge Strupp das Gemeindehaus und sucht sich einen Platz an dem mit Blumen und vollen Kuchenplatten ein­ladend gedeckten Tisch. „Ich hoffe, dass das Erzählcafe Bestä­tigung findet und zu einer festen Einrichtung wird“, schickt sie voraus.

Noch herrscht eine abwarten­de Stimmung im Gemeinde­haus und knapp 20, meist ältere Besucher, blicken erwartungs­voll in die Gesichter der Orga­nisatoren. Steffi Schenk, Rita Theis, Sabine Viehmeier, Man­fred Völzke, Anja und Karlheinz Waschkowitz, Susanne Wilhelm und Anke Haller haben das 1. Erzählcafe aus der Taufe ge­hoben. Und sie hoffen an diesem Nachmittag, dass „ihre Ide­en auf fruchtbaren Boden“ fal­len. Denn das Erzählcafe ist der erste Schritt hin zu einem so­zialen Netzwerk, das zum ei­nen eine Anlaufstelle für ältere Menschen sein will, dabei auch jüngere Menschen ansprechen möchte, um in Zeiten des de­mografischen Wandels die Zu­kunft Mengsbergs zu gestalten.

„Wohnen im Alter in Mengs­berg“ und „Was mache ich, wenn ich alt bin?“ waren The­men, die die Organisatoren auch im Vorfeld während einer Fortbildung im Elisabethhaus in Kirchhain beschäftigten.

Noch stehen die Organisato­ren ganz am Anfang, doch das erste Ziel, Kontakt zu älteren Menschen zu bekommen, ist an diesem Nachmittag erreicht. Ob es gelingt, die Eigeninitiative der Besucher zu wecken, damit Treffen später auch untereinan­der stattfinden, das wird die Zu­kunft erst noch zeigen.

„Wir wollen Kontakt zu älteren Menschen schaffen, um deren Bedürfnisse abzufragen“, be­richtet Susanne Wilhelm. Vor­bildlich findet sie die Arbeit des Mardorfer Vereins „Leben und Älterwerden in Mardorf“.

In einer Vorstellungsrunde be­richten die fünf anwesenden Organisatoren von ihren Be­weggründen, sich für das Pro­jekt einzusetzen. Rita Theis wünscht sich ein besseres Zu­sammenleben von Alt und Jung. Anja Waschkowitz denkt an ihre Zukunft, denn ihre Söhne wer­den nicht im Dorf bleiben, um sich später einmal um sie zu kümmern. „Wir wollen für die Zukunft Vorsorgen und müssen Eigeninitiative ergreifen, weil von außen niemand kommt der sagt, ich kümmere mich um dich“, sagt sie.

Zusammen etwas verändern

Stefanie Schenk ist in der Pfle­ge tätig und interessiert daran zu erfahren, welche Bedürfnis­se bestehen. Auch Susanne Wil­helm interessiert sich für die Be­lange der Älteren. „Vielleicht können auch wir später davon profitieren, was heute verwirk­licht wird“, sagt sie. „Ich den­ke wir alle können voneinander lernen und zusammen etwas verändern – sie alle haben es in der Hand“, appelliert Anke Hal­ler an die Besucher.

„Wenn unser Dorf Zukunft hat, dann wollen wir erfahren was noch geht und was wün­schenswert wäre“, betont Man­fred Völzke. Die ganz jungen Besucher seien noch nicht da, doch vielleicht gelinge es, diese zum Zuhören zu bewegen.

Philipp Wagner hatte eine ers­te Geschichte über den Straßen­verkehr in Mengsberg im Jah­re 1947 verfasst. Sie wurde von Manfred Völzke vorgelesen. Er regt an, alle Geschichten zu sammeln und in einem Buch zusammenzuführen. Nach ei­ner zweiten Geschichte, die Walter Gömpel vorliest und die sich um das Kriegsgeschehen in Mengsberg im Jahre 1945 dreht, entspannt sich schnell ein Gespräch, und Erlebnisse aus der Vergangenheit schwirren durch den Raum – das Erzählcafe ist geboren.

Ortsvorsteher Karlheinz Kurz lobte im Verlauf der Veranstal­tung Idee und Tatkraft der Or­ganisatoren und verwies auf den Bundesentscheid des Wett­bewerbs „Unser Dorf hat Zu­kunft“. Das Miteinander von Jung und Alt auf dem Dorf ge­höre zu den Punkten, auf die die Bundeskommission großen Wert lege, sagte er. „Zukunft hat auch ein Dorf mit Senioren, weil junge Menschen von Senioren lernen“, betonte er. Als Ortsvor­steher sei er stolz, dass die Ver­anstaltung Erzählcafe ins Le­ben gerufen worden sei und bat um rege Teilnahme. Das nächs­te Erzählcafe findet am 10. Mai um 15.30 Uhr im Gemeinde­haus statt.