Der Junker-Hansen-Turm soll um die Welt reisen

Stadt will Wahrzeichen auf Briefmarke sehen und plant große Feier
Seit 525 Jahren ist er das Aushängeschild Neustadts schlechthin – aus diesem Grund will die Stadt, dass der Junker-Hansen-Turm Motiv einer Briefmarke wird.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Schon bald könnten Amerikaner, Australier oder Japaner in den Genuss kommen, den Junker-Hansen-Turm zu bewundern – und das, ohne überhaupt nach Neustadt reisen zu müssen. Dies ist aber nur möglich, wenn das Bundesministerium für Finanzen eine Idee von Bert Dubois vom Kulturhistorischen Verein umsetzt: Der Neustädter hatte kürzlich beim Duchblättern einer Zeitschrift der Post einen Artikel über eine Briefmarke entdeckt, auf der das Frankenberger Rathaus anlässlich seines 500-jährigen Bestehens abgebildet ist.
Dubois musste nicht lange über ein Motiv nachdenken, kontaktierte Norbert Gies, den Leiter des Ordnungsamtes, und dieser setzte einen entsprechenden Brief auf. Der Junker-Hansen-Turm biete sich als größter Fachwerk-Rundbau der Welt doch geradezu an, auf einer Briefmarke verewigt zu werden, erklärt er – am besten in der Reihe Sehenswürdigkeiten.
Bürgermeister Thomas Groll nutzte derweil die Gunst der Stunde: Er sprach am Dienstagabend während des Neujahrsempfangs der CDU Neustadt Volker Hoff, den Hessischen Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, an. Dabei hob er natürlich das Neustadt-Treffen im Jahr 2011 hervor, zu dem sich neben deutschen Teilnehmern auch Vertreter aus sechs europäischen Ländern angekündigt haben. „Der Minister bat mich, ihm Unterlagen zu schicken und kündigte an, dann dem Bundesfinanzminister zu schreiben“, berichtet Groll, der noch ein weiteres Ass im Ärmel hat: In diesem Jahr besteht der Junker-Hansen-Turm seit 525 Jahren.
Im Zwiegespräch entwickelten Gies und Groll anlässlich des Jahrestages die Idee für ein Fest: Am 11. und 12. Juli steht der Turm bereits im Mittelpunkt des zweiten mittelalterlichen Marktes, am 5. September soll dann ein Turmfest stattfinden, das die Feierlichkeiten anlässlich des 15-jährigen Bestehens der Bürgerwehr ergänzt.
Die Neustädter wollen den Kulturhistorischen Verein in das spontan aus der Taufe gehobene Fest mit einbinden, Turmführungen und ein kleines Rahmenprogramm anbieten, das es aber noch zu entwickeln gilt. „Wie in Neustadt üblich, wird natürlich für ausreichend Speis und Trank gesorgt sein“, kündigt Groll an und plant, dass es Spanferkel gibt.
Die Stadt Neustadt hat außerdem vor, das Angebot rund um ihre Sehenswürdigkeit zu erweitern: Ab April soll es möglich sein, sich im Junker-Hansen-Turm trauen zu lassen – im Haushalt 2009 sind bereits Mittel für die Anschaffung von Mobiliar eingestellt. Zudem sollen die Öffnungszeiten erweitert werden. „Wir wollen mehr Menschen die Möglichkeit geben, einen Einblick in die Stadtgeschichte zu erhalten, und den Turm mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken.“ Die Umgebung im Bürgerpark mit Fontäne, Spielplatz und Konzerten des Bürgerparkvereins sei schließlich ideales Ziel für Familienausflüge am Sonntag oder Tagestouristen.
BAUGESCHICHTLiCHE DATEN DES JUNKER-HANSEN-TURMS
1481 bis 1483: Hans Jakob von Ettlingen errichtet den mehrgeschossigen Fachwerkaufsatz über dem überlieferten Rundturm aus Sandstein. Bauherr ist Junker Hans von Dörnberg, Hofmeister der Landgrafen Heinrich III. und Wilhelm III. von Hessen-Marburg.
1556: Leicht Veränderungen an den inneren Holzkonstruktionen werden vorgenommen.
1717: Die Fachwerkwände im ersten Fachwerkgeschoss werden zurückgebaut.
1820: Einbau von Mittelsäulen ins Mansard- und zweite Fachwerkgeschoss.
1866: Der Turm wird Eigentum des preußischen Fiskus und vom Justizministerium verwaltet. Er dient mehrere Jahre als Gefängnis.
1953: Nach dem Zweiten Weltkrieg übernimmt die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen die Obhut.
1965 /1966: Einbau von Stabilisierungsringen in den Fachwerkgeschossen.
1976 bis 1978: Festigung der Außen- und Innenholzkonstruktion mit Epoxidharz.
1996 bis 2001: Grundinstandsetzung und Herrichtung zur temporären Nutzung.