Der Preis der Milch macht's

In Neustadts Kindergärten könnte „Faire Milch“ zum Einsatz kommen Prüfung läuft
Mit ihrer Anfrage, ob in den Kindergärten faire Milch genutzt werden könne, rennt Neustadts SPD-Fraktion bei Bürgermeister Thomas Groll offene Türen ein.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Seit einiger Zeit haben sich Landwirte zusammengeschlossen, um durch das Angebot einer besonderen Marke einen höheren Erzeugeranteil von 40 Cent vom Verkaufspreis zu erhalten, der das Überleben der Milchbauern sichert“, schreibt Hans-Gerhard Gatzweiler in seiner Begründung, warum die Stadt Neustadt prüfen soll, ob sich „Faire Milch“ in Neustadts Kindergärten nutzen lasse.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende hatte vor kurzem auf der Schwalm-Eder-Schau in Treysa mit Milchbauern über ihre Sorgen und ihr neues Produkt gesprochen und war angetan von dem Konzept: Die Landwirte verpflichten sich unter anderem, für ihre „Faire Milch“ auf gentechnisch verändertes Saatgut und Futtermittel zu verzichten, nachhaltiger und natürlicher Viehhaltung nachzukommen und ein Umwelt- und Tierschutzprojekt zu betreuen. „Die ,Faire Milch‘ ist ein gesundes Produkt, außerdem unterstützt man die Landwirte“, lautete sein Resümee. Entsprechend stellte er gemeinsam mit seiner Fraktion den Antrag.
Bei Bürgermeister Thomas Groll geriet er damit genau an den Richtigen: Acht Jahre war er Geschäftsführer des Regionalbauernverbandes Wetterau-Frankfurt. „Aus dieser Zeit ist mir die Situation der Milchbauern natürlich ebenso bekannt wie der Preisverfall für das von ihnen erzeugte Produkt“, sagt er und ergänzt, er habe damals Informationsveranstaltungen und Demonstrationen zu dieser Thematik organisiert.
Zunächst informierte sich Groll über den Milchkonsum in den vier Kindergärten: Aktuell werden dort rund 2 400 Liter Milch jährlich verbraucht. Bei rund 250 Kindern bedeutet dies, dass jedes weniger als einen Liter Milch im Monat im Kindergarten trinkt. „Dies ist sicherlich noch ausbaufähig. Alleine mit einer Erhöhung der Abnahme könnte den Milchbauern bereits geholfen werden“, erklärt der Bürgermeister.
Bisher beziehen die Kindergärten ihre Milch über den örtlichen Lebensmitteleinzelhandel. Die „Faire Milch“ gibt es in Neustadt aber nur in einem Lebensmittelgeschäft und ist mit 89 beziehungsweise 99 Gent teurer als andere Produkte.
Das Geschäft würde die Milch auch anliefern. Gleiches gilt für die Vertriebsorganisation der „Fairen Milch“ – allerdings müsste die Stadt pro Lieferung mindestens zwei Paletten mit 720 Litern abnehmen, eine Menge, die den Bedarf der Kindergärten weit überschreitet.
Groll hat aber auch Kontakt zur Landesvereinigung Hessen für Milch und Milcherzeugnisse aufgenommen und sieh über das Schulmilchprogramm informiert, das auch für Kindergärten gilt. Die Organisation ist damit beauftragt, den Milchabsatz in Hessen zu erhöhen und über das Lebensmittel Milch zu informieren. Der Bürgermeister lässt nun prüfen, ob eine Teilnahme der Kindergärten an dem Programm sinnvoll ist – EU und Land Hessen fördern jeden Liter mit rund 24 Cent.
Dies ließe sich dann auch noch mit einem weiteren Aspekt verbinden: „Ich strebe an, dass ab Beginn des Kindergartenjahres 2010/11 regelmäßig Besuche der Landesvereinigung in unseren Kindergärten stattfinden“, sagt Groll. Die Vereinigung würde mit den Neustädter Kindern kochen und über den Einsatz von Milchprodukten in der Küche sprechen.
Ob die „Faire“ oder andere ? biologisch erzeugte Milch künftig in den Kindergärten zum Einsatz kommt, steht noch in % den Sternen. Allerdings müs se klar sein, dass die Versorgung mit diesen Produkten -wahrscheinlich auch bei einer Teilnahme am Schulmilchprogramm – zu Mehrkosten führe, die durch die derzeitige Verpflegungspauschale von drei Euro nicht abgedeckt seien. „Ich sehe keine Möglichkeit, diese „Mehrkosten“ durch die Kommune zu tragen. Dies würde das Defizit erhöhen und den eingeleiteten Konsolidierungsmaßnahmen widersprechen“, fasst der Bürgermeister zusammen.
Auch Gatzweiler ist dies klar. Er spricht von einer „überschaubaren Mehrbelastung“, die auf die Eltern zukommen würde.