Eine Dauerausstellung im Junker-Hansen-Turm?

Neustadt will Wahrzeichen der Öffentlichkeit vermehrt zugänglich machen
Neustadt. 2021 besuchte Angela Dorn, hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, den Junker-Hansen-Turm, der im Eigentum des Landes steht und von Schlösser und Gärten Hessen (SG) betreut wird. Die Schirmherrin des Stadtjubiläums „Neustadt 750“ war vom größten Fachwerkrundbau der Welt und insbesondere dem imposanten Turmhelm begeistert und zeigte sich offen dafür, dass Neustädter Wahrzeichen mehr in den Blickpunkt zu rücken. Ein Gedanke, der Bürgermeister Thomas Groll natürlich gut gefiel.

Bei SG ist Dr. Katarina Pappajanni unter anderem für den Junker-Hansen-Turm zuständig. Sie berichtete dem Bürgermeister von der von ihr konzipierten Ausstellung „Geschichte schöpfen – Quellen aus einem Brunnen“ in der Zehntscheune des Klosters Lorsch.

Seit 2021, dem 30. Jahr der Verleihung des UNESCO-Welterbetitels an das Kloster Lorsch, bringt eine Jubiläumsausstellung einmalige Funde aus einem alten Brunnen zum Vorschein. Die multimediale Schau zeigt dem Publikum erstmals einen seltenen „Atzmann“. Die Skulptur aus dem 13. Jahrhundert ist ein steinerner Pultträger, der sich jetzt in die kleine Zahl erhaltener Exemplare dieses Typus einreiht: Nur 19 weitere waren bisher bekannt. Der „Atzmann“ und viele andere spektakuläre Architektur- und Figuren-Werkstücke waren in der Wandung eines barocken Brunnens verbaut. Sie stammen aus der zerstörten Lorscher Nazarius-Basilika, von der nur noch ein Baufragment existiert. Sie war einst als „Wunder an Pracht und Schönheit“ gerühmt worden. Die Neuentdeckungen lassen auf eine Blütezeit klösterlicher (Bau-)Kunst auch in nachkarolingischer Zeit schließen.

Dr. Katarina Pappajanni führte kürzlich Bürgermeister Thomas Groll sowie Andrea Sollorz und Holger Michel von den Neustädter Gästeführern mit großem Engagement durch die beeindruckende Dauerausstellung sowie die Königshalle des ehemaligen Klosters. Sie könne sich eine Ausstellung zur Baugeschichte des Neustädter Wahrzeichens mit Bezügen zu Leben und Zeit des Hans von Dörnberg sowie weiteren bedeutenden Bauten des Hans-Jakob von Ettlingen durchaus vorstellen, so die Historikerin, die insbesondere zur Geschichte des Klosters Lorsch und der dortigen Königshalle forschte und mit einem Thema über den Regensburger Dom promovierte.

500. Geburtstag von Junker Hans steht an

Eine Aussage, die Bürgermeister Thomas Groll gerne aufnahm und sich bereits an die Direktorin von SG Kirsten Worms wandte. „Lassen sie uns gemeinsam darüber nachdenken, ob und wie eine solche Dauerausstellung im Junker-Hansen-Turm realisiert werden könnte. Der 500. Geburtstag des Hans von Dörnberg im Jahre 2026 wäre ein hervorragender Zeitpunkt für deren Einweihung“, so der Bürgermeister in seinem Schreiben an die Direktorin. Gegenwärtig, so Groll, befasse man sich mit der Stärkung des regionalen Tourismus. Beispielsweise führe man Gespräche mit Cornelia Dörr, der Geschäftsführerin von Marburg Stadt und Land Tourismus und den anderen Bürgermeistern im Ostkreis. „Für Neustadt steht der runde Turm. Er ist einzigartig. Ihn müssen wir mehr herausstellen und der Öffentlichkeit vermehrt zugänglich machen. Daran wollen wir Schritt für Schritt arbeiten“, betont Thomas Groll. Passend dazu lässt die Kommune aktuell mit Mitteln des Städtebauförderungsprogramms Sozialer Zusammenhalt aktuell von einem renommierten Büro eine Machbarkeitsstudie für Turm und Turmumfeld erstellen. „Wir wollen offen über vieles nachdenken, um letztlich einen guten Weg zu finden“, stellt Neustadts Bürgermeister fest.