Energiewende geht weiter

Neustadt gewinnt mehr Strom als genutzt wird / Zahlreiche neue Projekte geplant
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Die Stadt Neustadt weist in Sachen Strom mit verbrauchten 20 Gigawattstunden und aus Erneuerbaren Energiequellen gewonnenen 28,3 Gigawattstunden eine positive Bilanz auf, hat aber schon die nächsten Projekte in Planung. Ähnlich sehen die Planungen bei der Wärme aus – da allerdings stehen 130 verbrauchten Gigawattstunden nur rund 12 selber produzierte gegenüber (Wertermittlung aus dem Jahr 2020).

Alleine 7 Gigawattstunden werden aus Holz gewonnen, aus Solarthermie stammen 781 Megawattstunden – mitverantwortlich an dieser Stelle sind die Bioenergiegenossen Mengsberg. Gleich mehrere kommunale Liegenschaften in der Kernstadt werden über Gas beheizt.

Ein Zustand, den die Stadt ändern will: Die Suche nach umweltschonenden Heizsystemen läuft bereits, wie Bürgermeister Thomas Groll berichtet – angedacht ist an dieser Stelle auch eine gemeinsame Versorgung beispielsweise von Rathaus, Haus der Vereine und weiteren historischen Gebäuden der Stadt im historischen Ortskern. Bei der Entwicklung von Neubaugebieten will die Kommune ebenfalls darauf achten, dass diese energetisch nachhaltig sind.

Neustadt bekommt gleich dreifach Unterstützung

Für die kommenden Jahre ist außerdem vorgesehen, sechs weitere Windräder zu errichten. Schon jetzt stehen 16 auf Neustädter Gebiet: Zu den vieren bei Mengsberg – von denen eins sich in Bürgerhand befindet – kommen noch 12 im Windpark Erksdorf-Speckswinkel.

Aus Windkraft werden in Neustadt so derzeit jährlich rund 23,6 Gigawattstunden Strom gewonnen. Hinzu kommen fast 400 Photovoltaik-Anlagen, die für weitere rund 4,7 Gigawattstunden Strom jährlich sorgen.

Auch dieser Wert wird in naher Zukunft steigen, denn schon jetzt sind weitere sechs Hektar Freiflächen-Photovoltaikanlagen geplant.

Ein großer Vorteil für die Stadt Neustadt: Sie hat gemeinsam mit Kirchhain, Rauschenberg, Wohratal und Amöneburg zwei Klimaschutzmanagerinnen eingestellt, die sich neben der Kommune an sich zusätzlich um die Umsetzung eines Klimaschutzkonzeptes kümmern werden.

Des Weiteren ist sie „Energiewendekommune“ und wird während eines Pilotprojektes von der EAM auf dem Weg Richtung Energiewende unterstützt. Doch damit nicht genug: Neustadt ist Teil des Projektes „Global Nachhaltige Kommune“ und wird vom Land Hessen auf dem Weg Richtung „Agenda 2030“ unterstützt – mit dieser Agenda hat sich „die Weltgemeinschaft“ 17 Ziele für eine sozial, wirtschaftlich, ökologisch und nachhaltige Entwicklung gesetzt.

Neben dem Bau von Windrädern und Freiflächen-Photovoltaikanlagen sind noch weitere Projekte geplant, um die Energiebilanz weiter nach vorne zu bringen: Auf kommunale und öffentliche Liegenschaften sollen Solaranlagen kommen, und die Straßenbeleuchtung soll weiter überarbeitet werden. In Sachen Wärme ist geplant, die kommunalen Liegenschaften zu sanieren und wie erwähnt auf umweltschonende Heizsysteme zu setzen.

Bei der Mobilität ist der Aufbau einer Netz- und Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge geplant, zudem sollen Fuß- und Radverkehr gefördert werden. Ein kommunales E-Auto-und-Bike-Sharing soll diese beiden Punkte zudem verknüpfen.

Außerdem will die Stadt klimagerechte Bebauungs- und Städteplanung betreiben und energetische Standards beim Verkauf kommunalen Baulandes festlegen.

Um Beratungsangebote zur Energieeinsparung und zur Akquise von Fördermitteln für Bürgerinnen und Bürger werden sich die beiden Klimamanagerinnen kümmern.

28,3 Gigawattstunden Strom haben Erneuerbare Energiequellen in Neustadt im Jahr 2020 geliefert.