Studierende aus Kassel und Alexandria (Ägypten) haben Ideen für die Stadt entwickelt
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Vielleicht sollten wir die Zusammenarbeit intensivieren“, sagte Bürgermeister Thomas Groll in Richtung von Professor Uwe Altrock und dessen ägyptischer Kollegin Nevin Gharib, nachdem rund 30 Studierende aus Kassel und Alexandria ihre Ansätze für die städtebauliche Entwicklung der Stadt Neustadt vorgestellt hatten. Mehrere Tage lang hatten sich die jungen Frauen und Männer mit der Stadt auseinandergesetzt und Ideen entwickelt – die teilweise durchaus beeindruckend waren, wie sowohl der Rathauschef als auch Hans-Gerhard Gatzweiler bestätigten.
An einigen Stellen gelte es jedoch, auch die Wirtschaftlichkeit nicht aus den Augen zu verlieren, betonte der Fraktionsvorsitzende der SPD. Vorgeschlagene Ladenlokale in der von Leerständen geplagten Marktstraße müssten so ertragreich sein, dass die Betreibenden auch davon leben können, sagte er – und bekam direkt Feedback von einer Studentin aus Ägypten: Sie erklärte, die Stadt müsse immer wieder Neues bieten, dann würden immer mehr Besucherinnen und Besucher nicht nur kommen, sondern auch wiederkehren und ihr Geld ausgeben. Ihre Idee: Die Kommune solle die Innenstadt mit ihren historischen Gebäuden immer unterschiedlich beleuchten – sie habe die Erfahrung gemacht, dass dies zum Erfolg führe.
„Mobilitätszentrum“ am Bahnhof?
Ein Ansatz, der es dem Bürgermeister besonders antat, war die Installation eines Hostels mit dem Fokus auf Touristen, die mit dem Fahrrad kommen. Gleich mehrfach hatten die Studierenden vorgeschlagen, die Infrastruktur für Radfahrende zu verbessern. Diesen Ansatz habe die Stadt auch schon verfolgt, sagte Groll – aber es sei immer gut, wenn gute Ideen „ein bisschen gebogen und geschliffen“ und dadurch noch verbessert werden. Es müsse aber natürlich auch jemand gefunden werden, der ein solches Projekt dann auch verwirklicht.
Eine Gruppe Studierender schlug auch ein „Mobilitätszentrum“ am Bahnhof vor, das es den Menschen ermögliche, niedrigschwellig das Fortbewegungsmittel zu wechseln – von Bahn zu E-Roller oder E-Fahrzeug oder auch zu einem Fahrzeug, das über Carsharing angeboten wird. In diesem Zusammenhang müsse aber auch dafür gesorgt werden, dass die Möglichkeiten für Radfahrende verbessert werden, beispielsweise durch das Einführen von Radstreifen auf den Straßen.
Für Groll ebenfalls interessant war der Vorschlag, die Bahnhofstraße nicht nur aufzuhübschen, sondern dort auch Gebäude aufzukaufen – und darin dann Menschen ein zweimonatiges, kostenloses „Testwohnen“ anzubieten. Wer dann feststelle, dass es schön sei, in Neustadt zu leben, ziehe dann vielleicht auch in die Stadt, erklärten die Studierenden.
Diese widmeten sich natürlich auch dem Junker-Hansen-Turm als Wahrzeichen der Stadt. Dieser müsse besser erlebbar werden und öfters geöffnet sein als bisher, betonten sie und schlugen vor, über einen QR-Code eine Art digitale Schnitzeljagd mit einer Art Führung voller Informationen anzubieten und vielleicht sogar im angrenzenden Gebäude ein Café zu installieren.
Er befinde sich bereits im Gespräch mit dem Land, verriet Groll und kündigte an, in naher Zukunft gemeinsam mit Landesvertretern ein anderes Museum zu besuchen und sich Inspiration zu holen.
Das Land habe sogar schon eine Beteiligung angedeutet, wenn der Junker-Hansen-Turm tatsächlich besser der Öffentlichkeit präsentiert werden könne. Und auch die angeregte Verbesserung der städtischen Begrünung sei bereits geplant, verriet er.