Ersatz-Radweg lässt auf sich warten

Der Ausbau eines Wirtschaftsweges bei Neustadt verzögert sich weiter
Von Michael Rinde
Neustadt. Die Ursprünge der Auseinandersetzungen reichen ziemlich genau ein Jahr zurück. Seinerzeit wandten sich die beiden Städte Neustadt und Schwalmstadt energisch dagegen, dass die Kreisstraße 17 als Umleitungsstrecke für den überregionalen Radweg D4 genutzt wird. Ursache ist die A49-Baustelle, die planmäßig noch bis Oktober 2024 dauern wird. Erst ein „runder Tisch“ unter der Vermittlung des Bundestagsabgeordneten Sören Bartol brachte die Projektgesellschaft Deges und die Kommunen zueinander. Deges ist unter anderem auch für Baufolgen wie das Zerschneiden von Radwegeverbindungen verantwortlich.

Bürgermeister Groll ist schwer verärgert

Am Ende sollte eine Wirtschaftswege-Verbindung von Wiera bis Neustadt mit einer wassergebundenen Decke versehen werden. Erster angekündigter Fertigstellungstermin: September vergangenen Jahres. Doch nach dem Genehmigungsverfahren einigten sich die Beteiligten auf eine Fertigstellung bis zum Frühjahr, um die Fahrbahnarbeiten nicht in der dunklen Jahreszeit vornehmen zu müssen. Daraus wurde aber auch nichts.

Seit dem Frühjahr hatte Neustadts Bürgermeister Thomas Groll (CDU) immer wieder bei den Zuständigen bei Deges nachgefragt und auf einen Baubeginn gedrängt, damit im Sommer der Radverkehr sicher über die neue 1,6 Kilometer lange Ausweichroute verlaufen könnte. Er wurde nach eigener Darstellung immer wieder vertröstet und erhielt keinen Termin für den Baustart. Inzwischen ist Groll schwer verärgert, wie er gegenüber der OP klarmacht. „Wir sind keine Bittsteller, wir haben eine feste Zusage“, wird Groll deutlich. Für ihn gelte die klare Regel „ein Mann, ein Wort“.

Offenbar hat Groll auch keine Begründung erhalten, warum es nicht zu einem Baubeginn kommt. Er hält die Radwege-Umleitung nach wie vor für äußerst dringlich. Zur Erinnerung: Im Zusammenhang mit der Zerschneidung von Radwegen während der Bauphase hatte es sogar erstmals seit Jahrzehnten eine Fahrrad-Demo in Neustadt gegeben. Groll schwant Übles. In wenigen Wochen beginne die Ernte, dann werde es möglicherweise noch schwieriger, mit den Arbeiten zu beginnen.

Die OP fragte bei der Projektgesellschaft Deges nach. Dort gibt man sich kleinlaut. „Wir entschuldigen uns bei den Radfahrern für die Verzögerungen“, sagt Pressesprecherin Pia Verheyen gegenüber dieser Zeitung. Auch sie nennt keinen Starttermin für den Ausbau der Wegstrecke, lässt aber keinen Zweifel daran, dass Deges das Projekt wie im vergangenen Jahr zugesagt umsetzen wird. Die Arbeiten sollten in den kommenden Wochen beginnen. Nach dem Start werde es etwa zwei Wochen dauern, bis die Strecke nutzbar sein werde.

Warum gab es die Verzögerungen? „Während der Feinabstimmung für die Umsetzung hat sich ergeben, dass der Aufwand und die Kosten für den Wegebau ungleich höher sind als zunächst angenommen“, erklärt Verheyen. Deges geht von Baukosten in sechsstelliger Höhe aus. Die übernimmt die Bund-Länder-Gesellschaft, die im Auftrag des Bundes agiert.

Thomas Groll ist mit den Aussagen nicht glücklich. Ihn ärgere es, dass es immer noch keinen festen Termin gebe. „Ich erwarte, dass den Worten rasch Taten folgen“, so Neustadts Stadtoberhaupt im Gespräch mit der OP.