Feierabendmarkt ist ausbaufähig

Gemischte Resonanz auf Premiere in Neustadt / Kritik an geringer Händlerzahl
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. „Der Versuch ist ja nett – aber Stände mit Wurst, Käse, Gemüse und Obst fehlen schon. Erst durch sie würde es ein richtiger Markt werden“, sagte Irma Drescher am Dienstag, als sie den ersten Neustädter Feierabendmarkt besuchte. „Alle haben eine Einkaufstasche mitgebracht – und müssen sie leer wieder mit nach Hause nehmen. Das ist schon etwas traurig“, ergänzte ihr Ehemann Roland – mit dem sie sich bei „Schmidts Edle Tropfen“, einem von nur vier Ständen, wenigstens ein Glas Rosé gönnte.

Kräuterhändlerin würdigt den Ansatz der Stadt

Auch hinter der Theke hielt sich die Begeisterung in Grenzen: „Natürlich ist der Markt erst mal ein Versuch und das Wetter ist etwas zu kühl, um gut Wein zu verkaufen. Aber die Zahl der Stände ist zu gering, das Angebot müsste größer sein – und ein leichtes Entertainment gehört auch dazu, um Menschen zu einer solchen Veranstaltung zu locken“, analysierten Arnold und Werner Schmidt von dem Schwalmstädter Unternehmen. Direkt nebenan bot Anne Schönfeld aus Zella verschiedene Kräuter an – und konzentrierte sich lieber auf die positiven Dinge: „Es könnten mehr Stände und dadurch auch mehr Kunden sein. Aber: Der Markt findet quasi vor meiner Tür statt und muss erst noch anlaufen. Erst wenn den Menschen bewusst ist, dass es ihn gibt, kommen sie auch regelmäßig. Ich halte den Markt für ausbaufähig.“ So sahen das auch drei Generationen der Familie Janik, die sich über die besonderen Waren freuten und unter anderem einen Topf thailändisches Basilikum erwarben. Für den Anfang sei es nicht schlecht, kommentierten sie und animieren die Stadt, an Ball zu bleiben: „Neustadt braucht so etwas.“ Es sei aber wichtig, dass es auf jeden Fall einen Stand mit Gemüse und Obst gebe.

„Es war der Start – und ja, der Markt ist sicherlich optimierbar“, weiß auch Bürgermeister Thomas Groll: „Aber es ist auch nicht so, dass wir uns nicht um Vielfalt bei den Ständen bemüht hätten. Wir haben 20 plus x Marktbeschicker angefragt, aber die meisten haben schon ihre festen Termine auf Märkten oder haben kein Personal. Wir würden uns aber freuen, wenn wir die Angebote ausbauen können. Händlerinnen und Händler, aber auch Hobbykünstler können sich gerne bei uns melden, wenn sie bei der zweiten Auflage im Juni oder Juli dabei sein möchten.“

Musik soll beim nächsten Mal für mehr Atmosphäre sorgen

Eine Händlerin habe sich im Gespräch mit ihm durchaus zufrieden gezeigt mit dem Absatz, freute er sich – aber insgesamt sei das Kaufverhalten in der Tat „etwas zurückhaltend“ gewesen.

Bedauerlicherweise habe ein Anbieter kurzfristig absagen müssen, sodass ein Essensstand fehlte: „Das soll beim nächsten Mal auf jeden Fall anders werden. Und wahrscheinlich werden wir dann auch für etwas Musik sorgen, um die Atmosphäre etwas aufzuwerten. Wir müssen also nachsteuern.“

Direkt die Flinte ins Korn werfen wird die Stadt aber nicht. Erst nach drei Auflagen sei ein vernünftiges Fazit ziehbar.

„Es kann natürlich sein, dass wir dann sagen müssen: Das war nichts. Aber wir wollen den Versuch zumindest fortsetzen. Wir wussten ja auch, dass es kein Selbstläufer wird“, sagt Groll und verweist darauf, dass auch andere Kommunen Schwierigkeiten hätten, Märkte zu etablieren. Auf sich allein gestellt ist die Stadt bei ihrem Anliegen aber nicht: Sie bekommt finanzielle Unterstützung bei der Ausrichtung aus dem Förderprogramm „Zukunft Innenstadt“.