Fertig – aber leer

Kultur- und Bürgerzentrum bleibt wegen Corona geschlossen / OP gibt Einblick in neues Gebäude
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Die Neustädter freuen sich riesig auf ihr neues Kultur- und Bürgerzentrum (Kubüz). Das Gebäude ist nahezu fertig, am Wochenende hätten die ersten Veranstaltungen stattfinden sollen – doch es ist verschlossen und die meiste Zeit menschenleer. Schuld ist die Corona-Pandemie, die auch die Einweihung des größten Projektes der Stadt verhindert. 6,6 Millionen Euro kostet der Neubau, in dem eigentlich nur noch Tische und Stühle fehlen.

„Wir hätten es geschafft, den Zeitplan einzuhalten. Als im Herbst aber klar wurde, dass wir das Kultur- und Bürgerzentrum nicht eröffnen können, haben wir etwas langsamer gemacht“, sagt Bürgermeister Thomas Groll auf Nachfrage dieser Zeitung und betont, der beauftragten Firma für die Lieferung von Tischen und Stühlen zusätzliche Zeit eingeräumt zu haben. Nun sind städtische Mitarbeiter damit beschäftigt, das neue Gebäude Stück für Stück einzuräumen. Die Leitstelle Älterwerden, der Bürgerverein, das Familienzentrum, die Mediathek, Hephata – sie alle haben eigene Räume. Allesamt ebenso wie das Haus an sich barrierefreie – wobei sich auf der Terrasse Richtung Bürgerpark ein kleiner Absatz befindet. Ein Fehler in der Planung? Keinesfalls, wie Groll herausstellt: Diese Stufe unterteile die Terrasse in zwei Teile – einer gehört zum großen Saal, der andere Teil zum Nebenraum. „Es ist sehr schade, dass wir das Haus nicht sofort mit Leben füllen können“, bedauert der Rathauschef, während sein Blick durch den Veranstaltungssaal schweift.

450 Menschen können dort Platz finden – zumindest in „normalen“ Zeiten (der Saal lässt sich aber auch teilen – noch dazu ist auch der wesentlich kleinere Vorraum separat nutzbar und verfügt ebenfalls über einen Zugang zur Theke). Doch derzeit geht nichts im Kultur- und Bürgerzentrum. Erste Veranstaltung wird vielleicht die Aufführung des Musicals Cabaret durch das Hessische Landestheater am 9. April sein. „Aber wer weiß, was dann überhaupt möglich ist“, schränkt Groll ein und philosophiert darüber, wie sich etwa 100 Menschen mit ausreichend Abstand zueinander im Saal unterbringen ließen. Ob die Aufführung wirklich stattfinde, lasse sich einfach noch nicht sagen. Die Stadt dürfe schließlich ökonomische Gesichtspunkte nicht aus den Augen verlieren – auch wenn Neustadt für die kulturelle Veranstaltung bereits Fördermittel eingeworben habe.

Einziger Vorteil: Seinen Mitarbeitern bleibe durch das Fernbleiben von Gästen mehr Zeit, das Gebäude besser kennenzulernen und sich beispielsweise mit der Technik auseinanderzusetzen. Schon jetzt denke er darüber nach, „im Rahmen der geringfügigen Beschäftigung“ einen Hausmeister einzustellen, der sich um das Kubüz kümmert. „Das ist ein Millionenprojekt. Wir haben es für viel Geld gebaut, es ist neu und modern – da sollten wir auch darauf aufpassen“, erklärt er und kündigt an, dass neben seinen Mitarbeitern auch die Vereinsmitglieder und Gäste sich an Neues gewöhnen müssen. „An unserer neuen, übrigens 50 Prozent größeren Bühne, darf man jetzt beispielsweise nicht mehr Gegenstände festschrauben.“

Und bei Tanzveranstaltungen müsse beispielsweise auch das Geländer an der Bühne bleiben, da diese höher als einen Meter ist: „Früher, im alten Gebäude, spannten wir einfach ein Seil – das geht angesichts zahlreicher neuer Sicherheitsvorschriften heutzutage nicht mehr.“ Bei Theaterveranstaltungen komme das Geländer natürlich weg, damit freie Sicht auf die Bühne ist.

Fußspuren auf der Terrasse beweisen, dass immer wieder Spaziergänger im Bürgerpark einen Abstecher zum neuen Kubüz machen, um einen Blick durch die Fenster zu werfen. Mit ein bisschen Glück kann die Stadt ihre Neugier bald zumindest ein bisschen befriedigen: Groll plant, im Februar oder März kleinen Gruppen Führungen anzubieten, um einen Einblick zu geben. Wie und ob sich das überhaupt umsetzen lässt, ist selbstverständlich abhängig vom Fortgang der Corona-Pandemie.