Bewohner können Einrichtung wieder uneingeschränkt verlassen
Von Michael Rinde
Neustadt. Seit einigen Tagen weist die tägliche, ortsbezogene Statistik über die Zahl der Corona-Infektionen für die Neustädter Erstaufnahmeeinrichtung keine Fälle mehr aus. Alle Zahlen, die der Kreis für Neustadt veröffentlicht, beziehen sich damit wieder ausschließlich auf das Stadtgebiet. Am 5. Januar sei die letzte infizierte Person aus der Isolation und die letzte Kontaktperson aus der Quarantäne entlassen worden. Das erklärte die Pressestelle der Kreisverwaltung, zu der auch das Gesundheitsamt gehört, gestern auf Anfrage der OP.
Die Neustädter Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge ist somit offiziell wieder coronafrei, wie auch das Regierungspräsidium in Gießen bestätigt. Der Ausbruch des Coronavirus war am 10. November vergangenen Jahres bekannt geworden. Seinerzeit lebten rund 600 Menschen in der Einrichtung in Teilen der früheren Kaserne. Zwischenzeitlich hatte es an der Situation in der Erstaufnahme auch deutliche Kritik gegeben, vor allem an den Vorgaben für das Verlassen des Geländes und für das Verbot, das ehrenamtliche Helfer die Erstaufnahme betreten dürfen.
Seit dem 23. Dezember, 15 Uhr, sind die Ausgangbeschränkungen aufgehoben. Lediglich die Bewohner, die noch als infiziert galten und isoliert waren, oder Bewohner unter Quarantäne durften die Erstaufnahme nicht verlassen, berichtet die Pressestelle des Regierungspräsidiums Gießen auf Nachfrage der Oberhessischen Presse.
Und es gibt weiterhin einige Einschränkungen für die Bewohner in Zeiten der Pandemie, wie das RP erklärt. Das betrifft die überall gültigen Abstandsregeln und die Vorschriften für das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes natürlich. Hinzu kommen Einschränkungen. Gruppenangebote zum Beispiel gibt es in der Neustädter Erstaufnahme schon seit Langem nicht mehr. Im Prinzip ist alles auf die Grundversorgung heruntergefahren worden, wie auch das RP erläutert. Neben der Versorgung mit Essen gehören dazu die medizinische Abteilung und auch die Sozialbetreuung.
An einem Punkt hat sich ebenfalls derzeit nichts geändert: Angebote von Ehrenamtlichen finden weiterhin nicht statt. Sie seien vor dem Hintergrund der bestehenden Verordnungen und zum Schutz der Bewohner nicht möglich, heißt es dazu erläuternd vom Regierungspräsidium.
Das Gesundheitsamt des Landkreises hatte in der Erstaufnahme in den zurückliegenden Monaten vier Massentestungen, also Abstriche bei den aktuellen Bewohnern, vorgenommen, den bisher letzten am 16. und 17. Dezember. Auf deren Daten fußten dann auch die jeweiligen Quarantäne-Anordnungen in der Einrichtung.
Vorerst sind keine weiteren Massentests geplant, sagt Sascha Hörmann, der stellvertretende Sprecher der Kreisverwaltung. In der Erstaufnahme gebe es eine Krankenstation, die bei Bewohnern mit Symptomen Abstriche machen könnte. „Sollten dort erneut positive Test dem Gesundheitsamt gemeldet werden, wird durch das Gesundheitsamt eine aktuelle Bewertung der Lage vorgenommen“, sagt Hörmann.
Neustadts Bürgermeister Thomas Groll erklärt, dass der Corona-Ausbruch natürlich lange gedauert habe. „Das ist den Gegebenheiten in einer solchen Einrichtung geschuldet“, sagt Groll. Für die Bürger der Stadt habe das Ausbruchsgeschehen aus seiner Sicht keine negativen Folgen gehabt. „Es sind alle Einrichtungen, in denen viele Menschen leben, natürlich besonders gefährdet für einen solchen Corona-Ausbruch“, so Groll. Er lobt das „vernünftige Miteinander“, das es zwischen RP und Stadt Neustadt gegeben habe.