Neustadts Bürgermeister: „Mein Interesse ist erlahmt / Denkmalbehörde des Landkreises wird tätig
VON MICHAEL RINDE
NEUSTADT.
Wer Neustadts Bahnhof betritt, der fühlt sich sofort etwas eingezäunt. Zur rechten wie zur linken Hand stehen Absperr-Bauzäune. Rechts befanden sich einstmals die Fahrkartenschalter. Vor dieser Nische muss auch zwingend ein Bauzaun stehen. In der Decke klafft ein großes Loch, Schutt liegt auf dem Boden. Links sperrt der Zaun ebenfalls beschädigte Bereiche ab.
Auch vor dem Gebäude sind Bauzäune gestellt. Sie sperren zwei Parkplätze, am Gebäude sind an dieser Stelle zwei Fenster mit Sperrholzplatten verschlossen, augenscheinlich schon länger. Die Fenster gehören zum früheren Gebäudeteil, in dem Bahnfahrer ihre Karten kauften.
Auch sonst macht das Gebäude aus der Gründerzeit keinen guten Eindruck von außen wie innen, es ist dreckig, außen sprießen Unkraut und Gräser rund um die Außenwände und auch auf dem Bahnsteig zu Gleis 1 müsste etwas passieren.
Groll ist verärgert: „Ein Trauerspiel“
Neustadts Bürgermeister Thomas Groll (CDU) hatte einst die Vision formuliert, mit dem und rund um den Bahnhof eine Neustädter Mobilitätszentrale zu schaffen. Ein Baustein waren dabei die inzwischen aufgestellten Fahrradboxen, die auch genutzt werden, wie sich beim Besuch der OP am Freitag zeigte.
Inzwischen ist Groll allerdings massiv verärgert. In einer Mitteilung spricht er beim Verfall des Bahnhofsgebäudes von einem „Trauerspiel“. Er beklagt den Dreck im Inneren, will die Bahn um verstärkte Reinigungen in der Unterführung bitten. Und Groll legt auch die Pläne langsam beiseite, das Gebäude durch die Stadt kaufen zu lassen. Wie die OP berichtete, hatte es Gespräche mit dem Eigentümer, einer Immobiliengesellschaft, gegeben. Im Frühjahr habe man ihm den Bahnhof zuletzt angeboten,
das Unternehmen habe eine niedrige sechsstellige Summe als Kaufpreis genannt. Daraufhin habe er für April um einen Ortstermin gebeten, aber das Unternehmen habe darauf nicht reagiert. „Seitens der Firma passiert null“, sagt Groll. Alle Sicherungen im Gebäude habe die Bahn vornehmen müssen.
„Mein Interesse am Bahnhof ist erlahmt. Ich hielte nur ein Gemeinschaftsprojekt mit der Bahn – unter Einbezug von Fördermitteln – überhaupt für vorstellbar“, erklärt Neustadts Bürgermeister gegenüber der OP.
Groll hatte auch die Bauaufsicht des Landkreises auf das Bahnhofsgebäude hinge
wiesen und um eine Einschätzung gebeten. Der Landkreis i§t nicht nur Bauaufsichtsbehörde, er ist auch untere Denkmalschutzbehörde. Und das Haus aus der Gründerzeit steht unter Denkmalschutz.
Mitarbeiter der Kreisverwaltung machten sich vor Ort ein Bild. Maximilian Schlick von der Pressestelle des Landkreises berichtet, dass das Gebäude nach wie vor standsicher sei, es bestehe keinerlei erkennbare Gefahr für Leib und Leben.
Krelsverwaltung stellt Wasserschaden fest
Nur dann kann und muss die Aufsichtsbehörde sofort tätig werden, für „kosmetische“ Schäden wie auch die kaputten Glasscheiben außen ist sie nicht zuständig. Aber aus Sicht der Denkmalpflege muss gehandelt werden. „Es fehlt eine Dachplatte, weshalb Wasser eindringen und die Substanz schädigen kann“, sagt Schlick. Der Eigentümer werde deshalb dazu aufgefordert werden, den Schaden zu beheben.
Eingedrungenes Wasser könnte auch das geschilderte große Loch in der Decke am früheren Fahrkartenschalter erklären.
Bei Neustadts Bahnhofsgebäude ist auch nach wie vor die Frage der Barrierefreiheit zu lösen, ganz unabhängig von den Eigentümerverhältnissen.