Einziger Kandidat für die Bürgermeisterwahl hat dieses Mal nur eine statt fünf Broschüren erstellt
Thomas Groll (CDU) bringt derzeit seine Wahlbroschüre mit den Zielen für seine mögliche dritte Amtszeit unter die Leute. Die Finanzpolitik steht dabei an vorletzter Stelle – aus einem guten Grund.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Geld regiert die Welt – und so ist Finanzpolitik im Vorfeld von Wahlen zumeist eines der zentralen Themen. In seiner Wahlbroschüre nennt Bürgermeister Thomas Groll die „Fortsetzung der Finanzpolitik mit Augenmaß“
allerdings erst an vorletzter Stelle. Geht es der Stadt also nach vielen Jahren knapper Kassen so gut, dass das Geld keine Rolle spielt? Nein, sagt der Rathauschef, der allein ins Rennen um das Amt des Bürgermeisters geht und am 28. Oktober auf Wiederwahl hofft: „Man könnte Finanzen auch als übergeordnetes Thema nehmen – aber wer mich kennt, der weiß, dass ich auf einen soliden Haushaltskurs setze. Es ist genau wie zu Hause: Nur, was man sich leisten kann, setzt man auch um. Daher reicht es, wenn die Finanzen am Schluss meines Wahlprogramms kommen. Ich glaube außerdem, dass die konkreten Themen für die Menschen viel interessanter sind.“
Ganz vorne stehen daher die großen Investitionen der kommenden Jahre – die er in den vergangenen Jahren bereits angestoßen hat: der Neubau des Hauses der Begegnung und die Sanierung von Freibad und Waldstadion. Aber auch soziale Themen genießen ganz hohe Priorität: die Erweiterung des Familien- zum Mehrgenerationenzentrum, eine „zukunftsgerichtete Seniorenarbeit“ oder die Weiterentwicklung der Kinderbetreuung.
Letzteres hatte er auch vor sechs Jahren genannt – mit dem Anliegen, „wohnortnahe Kindergartenplätze“ zu erhalten. Allerdings kam es in Grolls zweiter Amtsperiode zur Schließung des Kindergartens Speckswinkel und zur Zusammenlegung der Einrichtungen Mengsberg und Momberg. „In meinen Augen war das alternativlos und richtig. Natürlich wäre es schön, in jedem Ort einen Kindergarten zu haben – aber ich muss nach den Belegungszahlen handeln. Und wir haben eine qualitative Verbesserung erwirkt – das ist das Entscheidende“, erklärt er und verweist darauf, dass Neustadt ja nun auch einen Waldkindergarten habe. „Ein Wahlprogramm ist eben eine Momentaufnahme. Manchmal gibt es Unvorhergesehenes, auf das man reagieren muss. Und ich will das Programm ja nicht wie eine Monstranz vor mir hertragen, ohne nach links oder rechts zu schauen“, erläutert Groll und betont, dass er einen Großteil der Punkte aus seinem Wahlprogramm vor sechs Jahren abgearbeitet habe: „Und manches befindet sich in der Pipeline, so- dass die Umsetzung ansteht.“
In Sachen Seniorenarbeit möchte Groll das Konzept der Stadt an die neuen Bedürfnisse der Menschen anpassen: „Ich glaube, die Zeit der Vorträge ist vorbei.“ Vor allem aber will er eine Art Infobörse schaffen und die Menschen vernetzen: „Das ist Grundlage dafür, dass Menschen länger selbstbestimmt in ihrer gewohnten Umgebung leben können. Es wäre ein Traum, eine Bürgerhilfe wie in Mardorf bei uns einzurichten. Wir müssen sehen, was wir stemmen können.“
In diesem Zusammenhang sei auch ein Mehrgenerationenzentrum wichtig, in dem es gebündelt konkrete (Hilfs-)Angebote gibt: „Wir müssen Lotse sein, um den Menschen konkrete Hilfe zu bringen – oder eine Anlaufstelle zu bieten, wo sie diese finden können.“ All dies seien zentrale Aspekte dabei, Neustadt als Wohnstadt weiterzuentwickeln – ebenso wie die Mobilität: „Der Bürgerbus könnte ein Thema sein. Auch da sind wir auf einem guten Weg.“ Weitere Punkte, die Groll auflistet, sind die Belebung der Innenstadt – die sich, wie er zugibt, zumindest in Sachen Geschäfte schwierig gestaltet -, der
Umweltschutz, die Integration von Geflüchteten oder das Thema Sicherheit: „Wir müssen die Signale ernstnehmen. Aber bei allen Themen ist die Objektivität wichtig. Wenn wir subjektiv Dinge angehen und Emotionen die Überhand gewinnen, dann kommt nichts Gutes dabei heraus.“
Außerdem möchte Groll beispielsweise dafür sorgen, dass sich der „Bahnstandort Neustadt“ verbessert und das ärztliche Angebot „zumindest erhalten bleibt“. Bei diesem Thema befinde er sich im Austausch mit dem Gesundheitsamt über „Bedarfe und Zukunft“.
Vor sechs Jahren hatte Groll noch insgesamt fünf Broschüren für den Wahlkampf aufgelegt: eine generelle sowie jeweils eine für jeden Stadtteil. Von dieser Aufteilung sieht er dieses Mal ab. Er habe festgestellt, dass die Menschen kompakte Informationen vorziehen würden – vor allem vor dem Hintergrund, dass die Neustädter aufgrund der ebenfalls am 28. Oktober stattfindenden Landtagswahl mit Flyern überhäuft würden. „Die Themen, die den jeweiligen Stadtteil betreffen, können die Bürger mit mir direkt während der Dämmerschoppen besprechen, die ich in jedem Ort ausrichte“, betont der Bürgermeister. Auf Wahlkampf zu verzichten, sei nie infrage gekommen: „Zum einen ist es nicht so einfach, mindestens 50 Prozent plus eine Stimme zu bekommen. Zum anderen gehört es sich gegenüber den Bürgern, dann muss ich ihnen mitteilen, warum ich mein Amt behalten möchte und was ich in der nächsten Amtszeit vorhabe.“