Erneute Kritik an der geplanten Kasernenschließung
Neustadt. Das Interesse an der Neustädter Bürgerversammlung am Donnerstagabend war gering, obwohl wichtige Themen anstanden.
von Michael Rinde
Elf Bürger, die politischen Mandatsträger mitgezählt, kamen am Donnerstagabend zur Bürgerversammlung in das Neustädter Rathaus. Bürgermeister Thomas Groll und Stadtverordneten-Vorsteher Norbert Krapp reagierten enttäuscht auf das geringe Interesse.
Am Ende dauerte die Versammlung nur knapp eine Stunde, in der Groll allerdings wichtige Themen, die Neustadt beschäftigen werden, ansprach. Im Vordergrund standen dabei die Stadtentwicklung und die Folgen des Bevölkerungswandels. Laut verlässlicher Prognosen schrumpft Neustadts Bevölkerung bis zum Jahr 2020 um rund 10 Prozent. Groll mahnte erneut, dass bei der Aufarbeitung der Folgen dieser Entwicklung der Einsatz aller Neustädter Bürger gefordert sei. Groll hält es für erforderlich, dass Neustadt in seine Stärken als Wohnstadt weiter investiert, etwa in die Kinderbetreuung.
Groll ging auch auf die Zukunft der Neustädter Kaserne ein, die der Bund doch bis zum Jahr 2012 benötigt. Dabei erneuerte der Rathauschef seine Kritik am Bund. Für ihn sei es nicht nachvollziehbar, warum sich der Bund von einer Kaserne wie in Neustadt trenne, während zeitgleich rund 40 Millionen Euro in die Kaserne in Rotenburg investiert werden. Soldaten aus Rotenburg werden dafür vorübergehend in Neustadt zwischenstationiert (die OP berichtete). „Solche Investitionen wären bei uns nicht notwendig gewesen“, ist Groll überzeugt. Zurzeit entsteht ein Gutachten zum Zustand der Neustädter Kaserne, um die Vermarktungschancen auszuloten. Problematisch wird vor allem die zivile Nutzung der bisherigen Mannschaftsunterkünfte. „Es gibt einige, die dort zum Einsatz der Abrissbirne raten“, machte Groll klar. An den Sportanlagen der Bundeswehr hätte die Stadt zwar grundsätzlich Interesse, zumal auch Vereine Bedarf angemeldet haben. „Doch wir müssen über die Folgekosten nachdenken“, sagte Groll vor allem mit Blick auf die Sporthalle. Außerdem erwartet er bei Bedarf härtere Kaufverhandlungen mit dem Bund.
Im nächsten Jahr endet die Altstadtsanierung in Neustadt. Groll hofft, dass die Stadt im Jahr 2010 in ein neues Förderprogramm des Landes aufgenommen werden könnte. Für die Bewerbung muss aber zunächst ein Konzept erstellt werden. Aus der Altstadtsanierung bleiben der Stadt noch rund 850 000 Euro Fördergelder. Dieses Geld wäre für die beiden „Problemfälle“ Bayrischer Hof und Deutsches Haus verwendbar. Zur Zukunft beider Objekte führt Groll seit Wochen Gespräche. Einzelheiten will er aber noch nicht nennen.