Grundsteinlegung für Hephata-Haus für betreutes Wohnen

■ Ziel ist die Integration von Behinderten
„Ich brauche die Stadt drumherum, vor allem die Ärzte – alles muss zu Fuß erreichbar sein“, sagt Elke Groß und bekundet Interesse daran, im Haus für betreutes Wohnen in Neustadt einzuziehen.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Gestern war allerdings erst Grundsteinlegung für das Wohnhaus für Menschen mit Behinderung, Es dauert voraussichtlich noch ein Jahr; bis Neustadt 16 neue Bürger hat -denn so vielen Menschen soll das neue Hephata-Gebäude Platz bieten.
„Die Bewohner sollen heimisch werden und gute Nachbarschaft pflegen können. Sie sollen gern gesehen sein und zum Wohle aller beitragen“, sagte Hephata-Direktorin Pfarrerin Barbara Eschen. „Zielsetzung ist die möglichst selbständige und selbstbestimmte Lebensführung“, kommentierte Diplom-Pädagoge Peter Göbel-Braun, der ebenfalls ein Direktor des Diakoniezentrums ist, und ergänzte, das Motto laute „so viel Eigenständigkeit wie möglich bei so viel Hilfe und Betreuung wie nötig“.
Hephata setzt auf Dezentralisierung. Menschen mit Behinderung sollen nicht mehr in Großwohnheimen leben sondern Teile des Gemeindelebens werden: „Hephata fördert und fordert die Integration von Menschen mit Behinderungen als Bürger in der Gesellschaft und ihr Recht auf Selbstbestimmung“; ergänzte Göbel-Braun. Das „selbstverständliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung“ gab Jutta Siebert vom Landeswohlfahrtsverband als Ziel aus.
Sie hofft, dass die Neustädter „vertrauter und offener im Umgang“ mit ihren künftigen Mitmenschen werden, sodass der „Teilhabegedanke“ bald Realität werde.
Bürgermeister Thomas Groll jedenfalls nahm die Besucher aus der Nachbargemeinde mit offenen Armen auf. Er erinnerte an viele Jähre der Sorge um das Deutsche Haus und seine Verwendung und zeigte sich zuversichtlich, dass an dem zentralen Platz Neustadts bald wieder so viel Leben herrsche wie einst, als dort das renommierteste Gasthaus der Stadt stand. Er forderte die künftigen Neustädter auf, das gesellschaftliche Leben zu bereichern und an den zahlreichen Festen teilzunehmen. Er sei sich sicher, „dass die Neustädter auch zu ihren Feiern kommen werden.“
Mit einem Augenzwinkern sagte er in Richtung der Hephata-Verantwortlichen, dass es in Neustadt noch einige Leerstände oder Freiflächen gebe — das Diakoniezentrum schafft nach der Seniorenwohnanlage „Wiesenhof‘ und dem Mädchenwohnheim mit dem Haus für betreutes Wohnen bereits seine dritte Einrichtung in Neustadt.
„Wir betrachten Neustadt als Gemeinwesen, als einen Sozialraum mit gut geeigneter intakter Infrastruktur. Bundesstraße und Bahnhof symbolisieren die Anbindung an internationale Verkehrsadern – gleichzeitig ist aber auch ein nötiges Maß an heimatlicher Geborgenheit spürbare sagte Göbel-Braun und sprach damit Elke Groß aus dem Herzen. Die 52-Jährige hatte bis vor vier Jahren in Momberg gewohnt, zog nach
dem Tod der Mutter aber nach Treysa. Am liebsten würde sie dort weiter in der Werkstatt für behinderte Menschen arbeiten und in Neustadt wohnen – was genau dem Konzept entspricht, das hinter der Dezentralisierung steckt.
Auch Günther Darmstadt kann sich gut vorstellen, in die Junker-Hansen-Stadt zu ziehen: Ihm gefallen die Stadt und der Junker-Hansen-Turm. Vor allem findet er es gut, dass es in der Nähe des Hauses Einkaufsmöglichkeiten gibt. Ein Hindernis hat er allerdings entdeckt: Der Umzug käme nur in Frage, wenn sein Freund Ottmar mitkommt.
16 Menschen werden in dem Wohnhaus für Menschen mit Behinderung Platz finden. Die Einzelzimmer verteilen sich auf vier Etagen, vier der Zimmer sind für Rollstuhlfahrer geeignet. Die zwei Zimmer im Dachgeschoß sind vorgesehen für Menschen im stationär begleiteten Wohnen.
Das Projekt kostet 1,6 Millionen Euro. Hephata erhält Zuschüsse von der „Aktion Mensch“ und dem Landeswohlfahrtsverband. Das Gebäude wird barrierefrei sein und zum Gesamtensemble passen – gleiche zeitig aber interessant aussehen, wie Architekt Holger Möller sagt.