Haben heute Hausaufgaben bekommen – MNZ

Elf Studierende aus Darmstadt erforschen, wo es in Neustadt Barrieren für Behinderte gibt
Neustadt (aws) Elf Studierende der evangelischen Fachhochschule Darmstadt haben sich unter der Leitung von Professorin Dr. Kerstin Rathgeb mit dem Weg der Stadt Neustadts zu einer barrierefreien Gemeinde befasst. In einer ausführlichen Präsentation wurden die Ergebnisse vorgestellt.
Unter den zahlreichen Interessierten befanden sich auch Behinderte und Betreuer der Diakonie Hephata. Die Institution möchte in Kürze in Neustadt mit dem Bau des Wohnheims für betreutes Wohnen beginnen, das bis zu 16 geistig und oder körperlich behinderten Menschen Platz bieten wird. Es soll anstelle des abgerissenen Deutschen Hauses errichtet werden. Damit hat Hephata ein besonderes Interesse an der behindertengerechten Gestaltung des Lebens in Neustadt.
Wochenlang waren die Studenten der Fachrichtung „In-tegrative Heilpädagogik“ in Neustadt unterwegs gewesen, hatten Bestandsaufnahmen durchgeführt, Bewohner und Mitarbeiter von Firmen und Institutionen befragt, Fragebögen verteilt und ausgewertet. „Die Studenten haben Neustadt aus dem Blickwinkel Fremder gesehen. Für die Stadt ist die Studie eine Chance, Veränderungen einzubringen“, betonte Seminarleiterin Kerstin Rathgeb.
Rollstuhl oder Hörapparat prägen den Alltag mancher Menschen. Daraus entstehende Barrieren kosten oft viel Kraft und Energie. Die Studie stellt einen ersten Schritt dar, um Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung die Gestaltung ihres Lebens und die Teilnahme an Veranstaltungen ohne Barriere zu ermöglichen, denn auch in Neustadt gibt es nach den Recherchen der Studenten rund 1600 Personen mit Behinderungen oder altersbedingten Beeinträchtigungen.
In den Themenbereichen Kommunale Politik und Verwaltung, Barrierefreie Mobilität, Wohnen und Arbeiten und im Lebensbereich Freizeit hatten die Studenten Bestandsaufnahmen durchgeführt und suchten Antworten auf die Frage einer barrierefreien Gemeinde Neustadt.
Dabei war unter anderem festgestellt worden, dass derzeit körperlich Beeinträchtigte besser als geistig Behinderte in das öffentliche Leben eingebunden sind.
Auch die Umsetzung von Informationen für geistig Behinderte als Texte in sogenannter leichter Sprache stand mehrfach im Vordergrund der Ausführungen. Vor allem die anwesenden Kommunalpolitiker zeigten sich am Ende überrascht und angetan von der akribischen Arbeit der Studenten. ,
■ Neue Einblicke gewonnen
Viele neue Einblicke gewonnen zu haben gestand Bürgermeister Thomas Groll (CDU). „Nach der Durchleuchtung von Neustadt haben wir heute unsere Hausaufgaben aufbekommen. Auch Personen mit Behinderungen müssen am öffentlichen Leben teilnehmen“, betonte Groll, dem Professorin Rathgeb das erste Exemplar der Studie übergab. „Die wirtschaftliche Situation und auch die teils mangelnden Einflussmöglichkeiten zeigen uns allerdings auch ganz klar unsere Grenzen bei der Umsetzung der Studie auf“, betonte Jörg Grasse, Stadtverordneter der SPD.