Jugendarbeit geht auf die Straße – MNZ

Sozialpädagoge soll sich in Neustadt um Kinder von Aussiedlern kümmern
Neustadt (aws). Der Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit (bsj-Marburg) startet in diesem Jahr in Neustadt ein Projekt „Aufsuchende Jugendarbeit“. Das Streetworkerprojekt soll sich dabei schwerpunktmäßig an junge Aus- und Übersiedler richten.
Auch in Neustadt leben in hohem Maße Heranwachsende mit Migrationshintergrund. Ein Grund dafür ist der langjährige Betrieb von mehreren Übergangswohnheimen für Spätaussiedler im Stadtgebiet. Gerade diesen Jugendlichen fehlt oftmals eine Perspektive für den weiteren Lebensweg. Sie sind in Deutschland (noch] nicht „angekommen“, eine Integration hat bisher nicht oder nur unzureichend stattgefunden.
Anders als vielfach angenommen ist die Integration von Zuwanderergruppen nicht nach kurzer Zeit abgeschlossen, sondern es zeigt sich ein großer Bedarf an nachholender Integration. Hier sucht der Neustädter Magistrat aufgrund der langjährigen guten Zusammenarbeit mit dem Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit (bsj Marburg] nach Lösungen. Gemeinsam wurde das Projekt „Aufsuchende Jugendarbeit im Rahmen der nachholenden Integration“ entwickelt.
„Im Park, in der Schule, in der Querallee will die Jugendarbeit in der Freizeit, vor allem abends, an den Wochenenden und auch in den Ferien die Jugendlichen ansetzen. Dabei sollen die Heranwachsenden auch fit gemacht werden für den Übergang in den Beruf“, erläuterte Karlheinz Nickel (bsj Marburg], der das Projekt federführend betreut.
Für Beratungsgespräche, Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten soll auch der neue Jugendraum, der in dem ehemaligen Schwimmbadcafe eingerichtet wurde, eingebunden werden. Zunächst wird das Projekt von einem Sozialpädagogen, dessen Stelle noch nicht besetzt aber schon ausgeschrieben ist, mit 20 Wochenstunden betrieben werden.
Finanzierung steht für ein Jahr
„Die Arbeitszeit des Streetworkers kann nicht in ein starres Schema eingebunden werden. Sie muss sich unbedingt nach den Aktivitäten der Jugendlichen richten“, erklärte Erster Kreisbeigeordneter Carsten McGovern bei der Vorstellung des Projektes. Zur Zielgruppe gehören vor allem die männlichen Jugendlichen aus der Gruppe der deutsch-russischen Aus- und Übersiedler, die Unterstützung bei der Bewältigung der Übergangsprobleme vom Jugend- ins Erwachsenenleben benötigen und nicht mehr durch die bereits vorhandenen Hilfsangebote in Schule oder Jugendförderung erreicht werden.
Das Hessische Sozialministerium und der Landkreis haben die Initiative der Stadt positiv aufgenommen und unterstützen das Projekt. Die Finanzierung ist zunächst für ein Jahr sichergestellt, dabei beteiligen sich die Stadt mit 3 500 Euro und das Land Hessen mit rund 17 000 Euro an den entstehenden Kosten.
„Das Land unterstützt das Projekt, das für Neustadt maßgeschneidert sein muss, gerne. Die Kommune hat dem Land bei der Aufnahme von Aussiedlern geholfen, jetzt wollen wir helfen, die Probleme mit den heranwachsenden Aussiedlerkindern möglichst klein zu halten. Präventiv muss besonders in der Sprachförderung gearbeitet werden, denn ohne Kenntnis der Landessprache wird die gesamte Karriere des Einzelnen zum Scheitern verurteilt sein“, erklärte Staatssekretär Gerd Krämer vom hessischen Sozialministerium.