Der Junker Hans soll vor den Augen Neugieriger das Bürgerzentrum heraufreiten
Von Florian Lerchbacher
Neustadt. Das neue Kultur- und Bürgerzentrum (Kubüz) kommt bei den Bürgerinnen und Bürgern hervorragend an. Immer mehr Leben kehrt in den Neubau ein – an dem noch ein ganz besonderes Projekt umgesetzt werden soll.
„Vor das Gebäude gehört Kunst. Aber nichts von der Stange“, betont Bürgermeister Thomas Groll und stellt heraus, dass Kunst am Bau nicht nur über das Städtebauförderprogramm Sozialer Zusammenhalt förderfähig ist, sondern auch klar ist, wer das Projekt umsetzen soll: Diejenigen, die das Gebäude am meisten nutzen.
Und weil im Kubüz das Familienzentrum angesiedelt ist, hat der Rathauschef die Kinder der Stadt (im Alter von drei bis zwölf Jahren) als Künstler auserkoren. Außerdem habe er Hephata kontaktiert: Das Diakoniezentrum sei schließlich auch im Haus ansässig – und die Stadt will die Integration fördern. „Ich hoffe, dass viele Kinder – mit oder ohne Handicap – sich beteiligen“, betont Groll und hofft, so die Bindung der Menschen zu „ihrem Bürgerhaus“ zu verstärken. Gleichzeitig ist ihm aber auch klar, dass Kunst polarisiere und für Diskussionen sorgen werde. Das sei gewollt, stellt der Rathauschef heraus.
Das Kunstprojekt anleiten wird der Anzefahrer Künstler Hans Schohl, der schon das Denk-/Mahnmal auf dem Schlossplatz vor dem Rathaus gestaltet hat. Sein Plan: Er möchte den Junker Hans zeigen, wie er auf einem Ziegenbock am Kubüz herauf reitet – entsprechend der Sage, wie der Gründer der Stadt nach seinem Pakt mit dem Teufel einige Male gesehen wurde, als er auf einem Ziegenbock (der eigentlich der Teufel war) die Mauern des Junker-Hansen-Turms erklomm.
Zu dem Kunstwerk sollen außerdem Menschen und einige Tiere gehören, die sich das Spektakel vom Boden aus ansehen. Die Kinder sollen dafür jeweils einen Zuschauer oder eine Zuschauerin, ein Tier und den Junker Hans auf dem Ziegenbock zeichnen – aber nicht auf Papier, sondern auf einer speziellen Folie, die in der Blindenpädagogik zum Einsatz kommt.
Beim Zeichnen wölbt sich unter dem Druck des Stiftes diese Folie, sodass die Linienführung ertastbar wird. Schohl plant, den Kindern auch mal die Augen zu verbinden und sie dann malen zu lassen. So werde die Linienführung eine andere, und es kämen ganz andere Bilder heraus. Durch diese taktile Erfahrung werde auch der Charakter der Zeichnungen ein ganz anderer, erklärt er.
Aus allen Zeichnungen wird der Künstler eine Auswahl treffen und eine Vorlage erstellen. Diese werden dann zu Figuren mit einer Größe von 1 bis etwa 1,80 Meter vergrößert und dann mittels eines Lasers aus rund 20 Millimeter dickem Stahl ausgeschnitten. Die Länge der Säule, die der Junker am Kubüz heraufreitet, wird rund sechs bis acht Meter betragen.
Ein ähnliches Projekt habe er in der Stadt Ube in Japan umgesetzt, berichtet der Anzefahrer Künstler. Dies sei ein voller Erfolg gewesen und hervorragend angekommen. Der Unterschied: Dort waren die Figuren farbig. In Neustadt werden sie aus wetterfestem Corten-Stahl erstellt, der dann – wie das Denkmal am Rathaus – eine Rostschicht ansetzt, der das Kunstwerk schützt.
Das Mitmachprojekt „Eine Skulptur entsteht“ findet am Mittwoch, 22. Juni, ab 16 Uhr im Familienzentrum im Kubüz statt. Teilnehmen können Kinder im Alter von 3 bis 12 Jahren – aber auch Eltern sind willkommen, sich beim Zeichnen (auch mit verbundenen Augen) auf der Spezialfolie zu versuchen.