Kleine Münzen mit großer Wirkung

Bürgermeister Thomas Groll will „Rest-Cent-Aktion“ für Kultur, Sport und Umweltschutz auf den Weg bringen
„Wir alle sind Neustadt. Wir gestalten gemeinsam unsere Zukunft“, sagt Thomas Groll und ruft seine Mitbürger dazu auf, mit kleinen Beträgen das „Wir“ zu stärken und etwas für die Heimat zu tun.
von Florian Lerchbacher
Neustadt. Bürgermeister Thomas Groll will das Geld seiner Mitmenschen – allerdings nicht in seiner Funktion als Kämmerer und in Form von Steuern oder anderen Abgaben, sondern auf freiwilliger Basis. Er hätte gerne die „Rest-Cents“ der Neustädter – also das, was auf der Gehaltsabrechnung oder bei Rente oder Pension hinter dem Komma auftaucht. Das Motto soll lauten: „Kleinvieh macht auch Mist“.
„Zusammen würden viele kleine Spenden durchaus eine große Wirkung erzielen“, erklärt Groll und rechnet vor: „Wenn beispielsweise 1000 Neustädter jeden Monat 50 Cent spenden, dann kämen in einem fahr 6 000 Euro zusammen.“ Das Geld solle aber selbstverständlich nicht in die Haushaltskasse fließen, sondern in Kultur, Sport und Umweltschutz. Als Ergänzung, wie der Bürgermeister hervorhebt:
„Er würde keinesfalls bisherige städtische Mittel ersetzen. Es geht nicht ums Sparen, sondern es soll vielmehr ein tatsächliches ,Mehr als bisher‘ werden.“ Die Stadt habe schließlich ein riesiges finanzielles Spektrum abzudecken: „Die Stadt kann in begrenztem Maße etwas machen, wir müssen uns aber um einiges kümmern: Von der Beleuchtung bis zur Kultur, vom Straßenbau bis zum Sport oder vom Heckenschnitt bis zum Umweltschutz. Ein zusätzliches Mehr zur freien Verfügung stelle ich mir äußerst attraktiv vor.“
Dabei hat der Rathauschef sein Leitbild im Hinterkopf, das er während seiner Haushaltsrede formulierte: „Wir alle sind Neustadt. Wir gestalten gemeinsam unsere Zukunft.“ Die Einwohner Neustadts könnten mit der Rest-Cent-Aktion gemeinsam etwas bewirken und etwas für sich und ihre Stadt tun – und würden natürlich auch dabei eingebunden, für welche Aktionen das Geld Verwendung finden soll: „Das würde die Identifikation steigern.“
Groll schwebt vor, dass die Bürger Anregungen geben können – und er sowie die Ortsvorsteher alljährlich beraten, in welche Projekte die Rest-Cents fließen. „Wir werden jeweils im Herbst um Projektvorschläge bitten und dann Anfang eines Jahres, also erstmals 2020, entscheiden, was gefördert werden kann.“ Seine ersten Überlegungen: Beispielsweise das Kleinkunst- oder das Straßenmaler- Festival aufpeppen oder kulturelle Veranstaltungen in den Stadtteilen ausrichten.
In einigen großen Unternehmen gibt es solche „Rest-Cent- Aktionen“ für den guten Zweck bereits. „Ich habe das Rad also nicht erfunden“, gibt Groll zu – der allerdings schon länger die Idee mit sich herumtrug, eine „Neustädter Bürgerstiftung“ mit ähnlichen Zielen zu gründen. Dies sei angesichts der gegenwärtigen Zinslage jedoch weniger erfolgversprechend, so dass er sich nach einer Alternative umschaute.
Wichtig: Die Rest-Cent- Aktion soll „niedrigschwellig“ sein – also unkompliziert und ohne jegliche Verpflichtungen. Bürger können das, was sie geben möchten, überweisen – oder auch nicht. „Einmal, regelmäßig oder als Dauerauftrag – ebenso, wie man möchte“, betont er. Die Menschen seien natürlich auch nicht daran gebunden, was tatsächlich hinter dem Komma auf der Gehaltsabrechnung auftaucht – und müssten sich selbstverständlich auch nicht an den Grundgedanken halten, dass nur Centbeträge willkommen seien. „Die Bürger schließen sich zusammen, geben einen kleinen Teil und schaffen etwas Großes“, lautet Grolls Traum. Er selber werde sich natürlich auch an der Aktion beteiligen und voraussichtlich das Geld spenden, das er für die Teilnahme am Abwasserzweckverband erhält.
Die „Neustädter Rest-Cent- Aktion“ soll „komplett transparent“ sein: „Wir werden im Detail veröffentlichen, was zusammengekommen ist und für
was das Geld verwendet wird“, stellt Groll heraus.
Losgehen soll es im Februar. Spender müssen auf dem Überweisungsträger das Kennwort „Rest-Cent-Aktion“ angeben.