Sanierung des alten Kindergartens wird teurer / Schlechte Ausschreibungsergebnisse
Von Florian Lerchbacher
Momberg. Die Stadt Neustadt kassierte mal wieder einen Rückschlag der Art, die sie in jüngerer Vergangenheit schon mehrfach hinnehmen musste: Die Sanierung eines älteren Gebäudes wird, kaum dass die Arbeiten begonnen haben und hinter die Fassaden geschaut werden kann, teurer. So ging es der Stadt schon beim historischen Rathaus und beim Mengsberger Hallenbad.
Nun erwischt es sie beim Umbau des ehemaligen Kindergartens Momberg, aus dem ein multifunktionales Haus werden muss: Statt der geplanten 650 000 Euro kostet das Projekt nun, wie Bürgermeister Thomas Groll berichtet, voraussichtlich 800 000 Euro. Immerhin sei es ihm aber gelungen, zu den bereits zugesagten Fördermitteln in Höhe von 454 000 Euro noch weitere 40 000 Euro einzuwerben.
„Ich hoffe, in diesem Betrag ist noch ein Sicherheitspolster drin“, sagt er und ergänzt: „Das sind eben die Unsicherheiten bei der Sanierung im Bestand im Vergleich zum neu Bauen: Man weiß nie genau, was passiert. Letztendlich helfen auch keine Gutachten, die man im Vorfeld erstellen lässt. Erst, wenn die Mauern offen sind, sieht man, was sich dahinter verbirgt.“ Hinzu komme, dass die Stadt auf ihre Ausschreibungen schlechtere Ergebnisse als erwartet bekommen habe.
Der Rohbauer habe brüchige Decken vorgefunden, die nur teilweise ausgebessert werden können. Ansonsten seien Erneuerungen nötig, erklärt der Rathauschef, während Mombergs Ortsvorsteher Jörg Grasse mit Blick auf die Geschichte des Gebäudes, das bis 2015 den örtlichen Kindergarten beheimatet hatte, hinzufügt: „Gut, dass hier vor Jahren nichts passiert ist und kein Kind zu Schaden kam.“
Außerdem müssen die Hausanschlüsse und die Außentreppe erneuert werden: „Der letzte Winter hat ihr zugesetzt, und der Unterbau war marode. Gleiches gilt für den Laubengang“, sagt Groll und berichtet weiter, dass die Heizungsleitungen verrostet und die Abwasserrohre sowie die Drainage defekt sind und auch die Brandschutztüren ersetzt werden müssen. „Wir hoffen, dass es keine weiteren bösen Überraschungen gibt“, resümiert der Bürgermeister nach einem Ortstermin, an dem neben den Magistratsmitgliedern noch der Ortsvorsteher teilnahm: „Die Mehrkosten tun natürlich weh, aber wir sind in der Lage, sie zu tragen.“ Das sei zwar nicht schön, aber eben auch nicht zu ändern: „Da müssen wir durch.“
Im Jahr 2015 hatte es in Momberg und Mengsberg prägende Veränderungen gegeben: Die Kindergärten und die Grundschulen der beiden Neustädter Stadtteile wurden damals zusammengelegt. Seitdem befindet sich der katholische Kindergarten „Arche Noah“ im ehemaligen Grundschulgebäude (die Schule ist seitdem in Mengsberg ansässig), während das einstige Kita-Gebäude leer steht. Im Rahmen der Dorfentwicklung hatte eine Arbeitsgruppe bestehend aus Jörg Grasse, Anke Stark, Stephani Schmitt und Timo Stark mit Unterstützung von Landkreis und Kommune die Idee (und das dazugehörige Konzept) entwickelt, das rund 60 Jahre alte Haus künftig als multifunktionales Gebäude zu nutzen.
Es gab eine Machbarkeitsstudie. Anschließend erkannte das Land Hessen das Projekt als gesamtkommunales Vorhaben an, das heißt: Auch Menschen aus der Kernstadt, aus Speckswinkel und Mengsberg sind nach der Sanierung beziehungsweise Fertigstellung der Arbeiten eingeladen, die Angebote wie Dorfcafé, Nachhilfe, Volkshochschulkurse oder Beratungen zu nutzen. „Gut, dass Magistrat, Stadtverordnetenversammlung und Ortsbeirat geschlossen hinter dem Projekt stehen“, freut sich Groll, denn nur so lasse sich ein Projekt auch bei auftretenden Mehrkosten weiterhin gemeinsam verfolgen.